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德语小说:风中的柳树-Kröterichs Flucht
日期:2010-10-10 13:52  点击:12

Eines Morgens betrat die Tochter des Kerkermeisters in Gedanken versunken die Gefängniszelle des Kröterichs. An diesem Tag schenkte sie den witzigen Sprüchen und geistesgegenwärtigen Reden des Kröterichs kein Gehör.

"Hör mir mal zu", sagte sie in ernstem Tonfall. "Meine Tante ist doch Wäscherin."

"Ach, das macht doch nichts", sagte Kröterich in gnädigem Tonfall, "denk nicht immer dran. Einige meiner Tanten sollten auch Wäscherinnen sein."

"Halt jetzt den Mund", wies sie ihn zurecht. "deine Geschwätzigkeit ist dein größter Fehler! Ich denke gerade nach. Also - meine Tante ist Wäscherin und erledigt für alle Gefangenen die Wäsche. Sie holt jeden Montag die schmutzige Wäsche ab und bringt sie freitags wieder zurück. Heute ist Donnerstag und ich habe mir was überlegt: Du hast doch viel Geld, so wie du redest. Und meine Tante ist sehr arm. Wenn du ihr auf die richtige Art und Weise entgegenkommst, sie vernünftig ansprichst, dann könntest du ihr für ein paar Pfund ein Geschäft vorschlagen. Sie soll dir ihr Kleid und die Haube geben, damit du den Kerker unbehelligt verlassen kannst. Vor allem ihre Figur ist deiner ähnlich."

"Bestimmt nicht!", antwortete die Kröte überheblich, "sieh dir mal meine elegante Statur an."

Das Mädchen versuchte ihn zu überreden und sie verteidigte die Figur ihrer Tante. Sie nannte ihn ein aufgeblasenes, wenig dankbares Tier. Wo sie ihm doch nur helfen wolle, setzt sie hinzu.

"Du wirst doch nicht ernsthaft wollen, dass ich als Wäscherin verkleidet umhergehe", sagte der Kröterich hastig. Er wollte die Situation retten. "Vermutlich hast du Recht und ich werde versuchen, mit deiner Tante ins Geschäft zu kommen."

Am nächsten Tag stellte das Mädchen ihn der Tante vor. Kröterich zog sich ein gemustertes Baumwollkleid, eine Schürze, ein Schultertuch und ein schwarzes Kopftuch an. Einzig eine Bedingung knüpfte die Waschfrau an das Geschäft. Kröterich solle sie fesseln und in eine Ecke schubsen, sagte sie. Durch diesen Trick würde man nicht erkennen, dass sie diesem schweren Verbrecher zur Flucht verholfen habe.

Kröterich zeigte sich begeistert und tat wie ihm geheißen. Damit würde er das Gefängnis stilvoll verlassen und er würde seinen abenteuerlichen Ruf nicht einbüßen müssen. Das Mädchen kicherte und sagte: "Du siehst ihr zum Verwechseln ähnlich. Sicher hast du noch nie im Leben so ehrenvoll ausgesehen. Und vergiss nicht, dass du eine ehrbare, alleinstehende Witwe bist."

Mit klopfendem Herzen machte sich Kröterich auf den Weg. Doch sein Weg in Richtung Freiheit gestaltete sich überraschend einfach. Die Waschfrau war bekannt und wer auch immer den bekannten Baumwollkittel sah, öffnete die Tore. Die Zeit bis zur letzten Tür kam ihm endlos lange vor, zumal er manchmal nicht wusste, in welche Richtung er gehen sollte. Endlich hatte er die letzte Wachstube hinter sich und war den ausgebreiteten Armen des Wärters entwischt, der einen Abschiedskuss haben wollte.

In der Welt draußen wusste er im ersten Moment nicht, wo er hingehen sollte. Er blickte zum Himmel, fühlte den frischen Hauch des Windes über seine Stirn huschen und fühlte Freiheit in sich aufkeimen. Vom Fortschritt des Ausbruchs begeistert, entschied er sich für den Weg in Richtung Stadt.

Bald schon erkannte er die roten und grünen Lichter des Bahnhofs. "Welch ein Glück", dachte der Kröterich. Er studierte den Fahrplan und erkannte, dass in einer halben Stunde ein Zug in Richtung Krötenhall fahren würde. Wieder dachte er: "Welch ein Glück!", und ging zum Schalter.

Selbstbewusst nannte er die Station und kramte gleichzeitig nach der Geldbörse. Er fand seine Hände in der Tasche des Baumwollkittels wieder, das ihm bislang treu gedient hatte, jetzt aber völlig falsch war. Denn seine Geldbörse konnte nicht hier drin sein. Verzweifelt überlegte Kröterich, bis ihm klar wurde, dass sein Geld noch in seinen Kleidern in der Gefängniszelle sein musste. Inzwischen war die Schlange der wartenden Fahrgäste am Schalter endlos lang geworden. Die Leute begannen, ihm sinnlose Ratschläge zu geben.

Was sollte ihm das nützen, wenn alles in der Zelle war: Taschenkalender, Geld, Schlüssel, Uhr, eben alles, was für ein vernünftiges Leben notwendig war. Außerdem galt er dadurch als vieltaschiges Tier, stand damit über den eintaschigen oder gar keintaschigen Freunden. Kröterich startete noch einen Versuch.

"Ach, junger Mann. Ich merke gerade, dass ich mein Geld vergessen habe. Geben Sie mir einfach die Fahrkarte und ich lasse Ihnen das Geld später herüberschicken. In dieser Gegend kennt man mich ja schon", setzte er hinzu.

Der Beamte brach in Gelächter aus. Er blickte auf das schwarze Kopftuch und die Schürze und rief: "Tja, und ob Sie hier in der Gegend bekannt sind, Mütterchen. Dieses Spiel versuchen sie ja nicht zum ersten Mal." Mit diesen Worten schickte er den Kröterich weg.

Verzweifelt stolperte er in Richtung der Gleise. Bittere Tränen rollten ihm über die Wangen. Da war er dem sicheren Zuhause schon so nahe gewesen und jetzt, was sollte jetzt werden. Ach, sie würden ihn einfangen, wieder hinter Gitter bringen, die Kröte malte sich das Schrecklichste aus. Er könnte sich ja unter den Sitzen verstecken, wie es Schulkinder manchmal machten, die ihr Geld anderweitig ausgegeben hatten.

Während er um eine Lösung suchte, kam er zu einem Lokführer, der gerade sein Gefährt polierte. Mit Ölkanne und Lappen in der Hand war er mit liebevollen Bewegungen zugange. "Mütterchen, wie siehst du denn aus", begrüßte er den Kröterich. Der erzählte nur zu gerne sein Leid.

Der Lokomotivführer überlegte kurz und machte dann einen Vorschlag. Kröterich, der ja immer noch als Waschfrau verkleidet war, solle ihm seine Hemden waschen. Dann könnte er ihn mitnehmen. "Das darf ich zwar nicht, aber hier in der Gegend nimmt man es mit den Vorschriften nicht so genau", setzte er hinzu.

Dieses Angebot nahm Kröterich nur zu gerne an. In Windeseile war er auf den Führerstand geklettert. Natürlich konnte er keine Hemden waschen, das wusste er. Doch wenn er erst zuhause war, dann könnte er die Hemden des Lokführers waschen lassen und die Wäscherin dafür bezahlen. Jawohl, so würde er es machen.

Es pfiff am Bahnsteig und der Zug rollte los. Mit immer schneller werdender Geschwindigkeit flogen Bäume, Kühen und Häuser an dem Kröterich vorbei. Jede Minute brachte ihn näher an seine Heimat, Krötenhall. Wenn er daran dachte, wie alle seine Freunde sich mit ihm freuen würden, meinte er den Beifall schon hören zu können. Bei dem Gedanken hüpfte er auf und ab, begann vor Freude Lieder zu singen, dass sich der Lokführer wundern musste. Er hatte in seinem Leben schon einige Waschfrauen kennen gelernt, aber noch nie so eine!

Sie hatten schon einige Meilen zurückgelegt, als der Lokführer nachdenklich den Kopf drehte. Er drosselte die Maschine, weil er glaubte, einen Zug zu hören. Normalerweise komme nach ihnen keine Lokomotive mehr, sagte er zum Kröterich. Der war verzweifelt. Ihm war sofort klar, was jetzt kommen musste. Ein schwerer Schmerz fuhr ihm durch Mark und Bein.

Inzwischen hatte der Lokführer die Verfolger entdeckt. "Die sind bald da", rief er, "die Leute auf der Lok sehen aber eigenartig aus. Wie Kerkermeister, Polizisten oder Detektive in Zivil. Ich kann erkennen, wie sie ihre Revolver und Stöcke schwenken. Und sie rufen, dass ich anhalten soll."

Kröterich ließ sich auf die Kohlen plumpsen und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Jetzt blieb ihm nur noch eins. Er musste sich zu erkennen geben. "Ich bin die berühmte Kröte. Und mir ist es heute gelungen, dem Kerker zu entrinnen, in den meine Feinde mich gebracht haben." Er erzählte, dass er wochenlang bei Wasser und Brot in einer Zelle gehaust habe.

Der Lokführer blickte streng: "Warum? Wieso warst du im Knast?"

Kröterich versuchte, ihm die missliche Lage mit dem gestohlenen Auto zu erklären, das er ja nicht wirklich stehlen wollte sondern nur ausleihen. Der Lokführer machte ein noch strengeres Gesicht. "Eigentlich müsste ich dich ausliefern", sagte er mit drohendem Unterton, "aber ein Tier mit Tränen in den Augen, das macht mich fertig. Also, keine Bange, Kröterich. Wir machen jetzt Tempo, dann holen die uns nicht ein."

Gesagt, getan - sie schaufelten Kohlen nach wie verrückt. Da spuckte die Lok fast Feuer, so schnell wurde sie. Schweiß von ihrer Stirn. Und trotzdem schien es, dass die Verfolger ihnen immer näher kamen. Da hatte der Lokführer eine Idee. Nach dem nächsten Tunnel würde er Dampf ablassen und in diesem Moment sollte der Kröterich abspringen und sich im Wald verstecken. Dann würde ihn niemand sehen können.

Mit voller Geschwindigkeit fuhren sie in den Tunnel rein und just nachdem sie wieder herausfuhren, bremste der Lokführer seine Lokomotive ab und Kröterich hüpfte im Dampf vom Trittbrett. Er rollte die Böschung hinab, rannte unverletzt in den naheliegenden Wald und versteckte sich. Ein Blick zurück zeigte ihm, wie glücklich er sich schätzen konnte. Die Verfolger waren seiner Lok sehr nahe gekommen und riefen: "Anhalten! Anhalten!"

Als er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, wurde ihm klar, dass er sich ganz alleine auf sich gestellt im dunklen Wald befand. Aus der Ferne hörte er noch das röhrende Geräusch des Zuges. Er war schockiert, als das auch aufhörte. Da marschierte er noch tiefer in den Wald, in der Hoffnung, alles hinter sich lassen zu können. Nach der Zeit im Gefängnis empfand er den Wald als bedrohlich und fremd.

Die Geräusche des Waldes ließen ihn fürchten, dass Gefängniswärter ihn suchten. Als eine Eule ihn mit dem Flügelschlag streifte, glaubte er, es wäre eine Hand gewesen und fuhr entsetzt zusammen. Einmal kam ein Fuchs auf ihn zu, der sich beschwerte, die letzte Ladung Wäsche wäre nicht in Ordnung gewesen. Hässlich lachend suchte er sogleich das Weite mit den Worten: "Pass auf, dass das nicht wieder vorkommt!"

Kröterich war inzwischen völlig erschöpft. Er suchte sich einen hohlen Baum, machte ein einfaches Lager und legte sich aufs Laub. So schlief er bis zum nächsten Morgen.

 


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11/28 10:09