55.
Es ruht oft still und leblos vor dir,
Nicht mehr dir geltend, nun – als Papier.
Doch ist es den Menschen anheimgegeben,
Ihm zu verleihen ein geistiges Leben.
Und in berufene Hand gelegt,
Die’s hält und führt, erscheint’s oft bewegt
Und weckt, o Wunder! ein Tönen und Klingen,
Das Lauschenden tief zu Herzen mag dringen.
Hoch, festlich und sieghaft strebt’s oft empor,
Es zeigt sich an Brücken, an Fenster und Tor.
Von vielen Wanderern wird es beschrieben,
Doch meiden es, die von Eile getrieben.
Einst zog’s mit den Menschen in Kampf und Streit,
Dem Feinde Verderben zu senden, bereit;
Und grüßt doch vom Himmel oft wundersam milde,
Als künde es Frieden in lieblichem Bilde.
56.
Wer es ist: o schenk’ dem Armen,
Der, der Heimaterde ferne,
Klaget an des Schicksals Sterne,
Dein Erbarmen!
Wer es ist: o schenk’ dem Schlauen,
Der auf hinterlist’gen Wegen
Schreitet seinem Ziel entgegen,
Kein Vertrauen!
57.
Es ist ein Träger von Namen und Titeln,
Ihm öffnen sich willig Wege und Tür.
Es ist berufen, allseits zu vermitteln,
Und bietet Belehrung für und für.
Sein Wissen ist groß: vom Erdenrunde,
Ja, selbst vom Sternenreich leihet es Kunde.
Es hat so viel zu berichten und sagen!
Gern treibt sich’s rundum in heiterem Spiel,
Lockt manchen auf Abweg zu tollkühnem Wagen
Und – strebt doch treu ans gegebene Ziel.
Fernhin eilt es oft, über Berg und Gefilde,
Und zeigt uns der Erde Schönheit im Bilde.
Was ist’s, das den Menschen allen so wichtig?
Befragt, benötigt, ersehnt, begehrt?
Erscheint es dem Auge nicht klein oft und nichtig
Und hat es nicht oft keines Groschens Wert?
Magst du’s mit Freude auch manchmal besehen,
Es wiegt meist leicht – der Wind kann’s verwehen.
55. Der Bogen.
56. Verschlagen.
57. Die Karte.