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Wie Wiselis Weg gefunden wird Erzählung:5. Kapitel (Wie es weitergeht und Sommer wird)-2
日期:2023-08-03 14:52  点击:237

Daheim war es anders gewesen, wenn es am Morgen bei der Mutter in der Stube sich hatte fertig machen können und sie dabei immer so freundliche Worte mit ihm geredet hatte, dann den Kaffee auf den Tisch stellte und sie beide nebeneinander saßen, wenn es fröhlich sein Brot aß, ehe es zur Schule gehen mußte. Das war jetzt ganz anders, und alles war so anders, sein ganzes Leben vom Morgen bis zum Abend so anders, daß oft beim Erinnern an die Mutter und an die Tage, die es bei ihr verbracht hatte, dem Wiseli das Wasser in die Augen schoß. Und es schnürte ihm so das Herz zusammen, daß es meinte, es könne nicht mehr weiterleben.

Aber es wehrte sich tapfer, denn der onkel sah es ungern, wenn es weinte, oder traurig war. Und die Tante schimpfte dann mehr als je, sie konnte es gar nicht leiden.

Am liebsten war Wiseli der Augenblick, da es von allen weg allein in seinen Verschlag steigen und so recht an die Mutter denken und sein Lied sagen konnte. Da kam ein großer Trost in sein Herz. Es dachte dann an seinen schönen Traum und war ganz sicher, daß der liebe Gott ihm einen Weg suche, so wie ihn die Mutter gezeigt hatte. Manchmal überlegte es auch, wie viele Menschen auf der Welt leben, für die der liebe Gott zu sorgen und Wege bereit zu machen hat. Und dann stieg ihm der Zweifel auf, ob er es vielleicht vergesse über all den vielen. Aber da kam ihm gleich der gute Trost ins Herz, daß ja die Mutter droben im Himmel sei und gewiß den lieben Gott bitten würde, seinen Weg nicht zu vergessen.

Das machte das Wiseli dann ganz zuversichtlich und froh, und es wurde nie mehr so unglücklich wie am ersten Abend auf der Ofenbank. Jeden Abend schlief es mit der frohen Zuversicht im Herzen ein:

("Er wird auch Wege finden

Wo dein Fuß gehen kann.")

So verging der Winter, und der sonnige Frühling kam. Die Bäume wurden grün, und alle Wiesen standen voller Schlüsselblumen und weißer Anemonen. Und im Wald rief lustig der Kuckuck, und schöne, warme Lüfte zogen durch das Land und machten alle Herzen fröhlich, so daß jeder wieder gern leben mochte.

Auch Wiselis Herz erfreuten die Blumen und der Sonnenschein, wenn es am Morgen in die Schule ging und nachher wieder zum Buchenrain zurückkehrte. Sonst blieb ihm keine Zeit, sich daran zu erfreuen, denn es mußte nun hart arbeiten. Jeder Augenblick, der neben der Schule übrigblieb, mußte zu irgendeiner Arbeit benutzt werden. Und manchen halben Tag der Woche mußte es daheim bleiben und durfte nicht zur Schule gehen, weil da viel Nötigeres zu tun war, wie der onkel und hauptsächlich die Tante sagten.

Die Frühlingsarbeiten hatten im Feld begonnen, und im Garten war allerhand zu tun. Da mußte es mithelfen, und wenn die Tante draußen war, mußte es kochen und nachher das Geschirr abwaschen, den Trog für die Schweinchen zurecht machen und in die Scheune hinübertragen. Neben alledem mußten die Hemden und Hosen der Buben geflickt werden, und noch so vieles war zu tun, daß Wiseli nie wußte, wie es fertig werden sollte. Den ganzen Tag durch hieß es an allen Ecken, wo es Arbeit gab: "Das kann das Kind machen, es hat ja sonst nichts zu tun." Dem Wiseli wurde es manchmal ganz schwindlig, weil es gar nicht wußte, wo anfangen und wie alles zu Ende bringen. Es wußte auch, wenn es mit dem Kartoffelsamen zum Acker rannte, wo der onkel schaufelte, würde die Tante sicher schimpfen, daß es nicht zuvor in der Küche Feuer fürs Abendessen gemacht hatte. Und machte Wiseli zuvor das Feuer an, so zankte wieder der Chäppi, daß es nicht zuerst das Loch in seinem Jackenärmel hatte flicken können. Er hatte es ihm ja schon lang gesagt, und jedes rief ihm zu: "Warum machst du denn das nicht? Du hast ja sonst nichts zu tun!"

So war Wiseli ganz froh, wenn es in die Schule gehen konnte, da hatte es doch eine Zeitlang Ruhe und wußte, was es tun mußte. Und dazu war das auch der Ort, wo es noch freundliche Worte hörte. Denn in jeder Pause oder nach dem Unterricht kam der Otto zu Wiseli, redete freundlich mit ihm und brachte immer wieder eine Einladung von seiner Mutter, daß es etwa am Sonntagabend zu ihnen komme. Sie wollten dann zusammen spielen. Das konnte nun Wiseli nie ausführen, denn am Sonntag mußte es den Kaffee machen, und die Tante erlaubte ihm nicht, fortzugehen an dem einzigen Tag, da es ihr etwas helfen könne, wie sie sagte. Aber es tat doch dem Wiseli sehr wohl, daß Otto es immer wieder einlud, und allein schon, daß er freundlich mit ihm sprach wie sonst niemand.

Noch einen Grund hatte Wiseli, warum es gern zur Schule ging. Es mußte jedesmal an dem sauberen Gärtchen vom Schreiner Andres vorbeigehen, da schaute es so gern hinein und paßte da an der niederen Hecke immer und immer wieder die Gelegenheit ab, den Schreiner Andres zu sehen. Denn es hatte ihm ja noch etwas von der Mutter auszurichten, das hatte es nicht vergessen. Aber in das Haus hineinzugehen, dazu war Wiseli zu schüchtern. Es kannte den Mann auch zu wenig, um einen solchen Schritt zu tun. Auch hatte es eine eigene Art von Scheu vor ihm, weil er so still war und es nur immer, wo es ihn traf, freundlich angesehen, aber fast nie etwas zu ihm gesagt hatte. Seit dem Tod der Mutter hatte Wiseli den Schreiner Andres nie mehr gesehen, wie oft es auch an der Hecke gestanden und nach ihm ausgeschaut hatte.

Mai und Juni waren vorbei, und die langen Sommertage waren gekommen, da es auf dem Feld immer mehr Arbeit gibt. Es war heiß geworden. Das merkte auch das Wiseli, wenn es vom onkel hinausgerufen wurde und mit einem großen, schweren Rechen das Heu zusammenbringen oder mit der breiten Holzgabel wieder auseinanderwerfen mußte, damit es an der Sonne trockne.

Oft mußte es so den ganzen Tag draußen helfen, und am Abend war es dann so müde, daß es seine Arme kaum mehr bewegen konnte. Das hätte es aber nicht geachtet, denn es dachte, das müsse so sein. Aber wenn es dann etwa am Abend einen Augenblick still saß, dann rief ihm der Chäppi gleich zu: "Du wirst so gut Rechnungen zu machen haben wie ich. Du meinst, du müssest nichts tun, und in der Schule kannst du ja nie etwas."

Das tat dem Wiseli weh, denn es hätte gern fleißig alles gelernt und wäre gern regelmäßig zur Schule gegangen, damit es alles gut begreifen und erlernen könnte. Und es wußte recht gut, daß es fast überall zurück war. Es mußte ja so oft unterbrechen und hatte dann gar keinen Zusammenhang, wußte auch gar nicht, was für Aufgaben zu machen waren.

Wenn es dann ohne Hausarbeiten in die Schule kam und dazu ungeschickt antwortete und vieles gar nicht wußte, schämte es sich sehr—besonders, wenn der Lehrer ihm dann vor allen Kindern sagte: "Das hätte ich von dir nicht erwartet, Wiseli, du warst immer am klügsten." Dann meinte es oft, es müsse in den Boden sinken vor Scham, und nachher weinte es auf dem ganzen Heimweg.

Aber dem Chäppi durfte es nicht antworten, es wisse ja nicht, was zu machen sei. Sonst schimpfte und lärmte er so lange, bis die Tante hereinkam und auf Chäppis Anklagen hin dem Wiseli erst recht seine Nachlässigkeit vorwarf. Dann unterdrückte das Kind manchmal seine Tränen, und erst nachher auf seinem Kissen durfte es ihnen freien Lauf lassen. Und sie kamen dann auch recht heiß und schwer, denn es war ihm so, als hätten der liebe Gott und die Mutter es ganz vergessen und kein Mensch auf der Welt kümmere sich um sein Leben. 

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