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Wie Wiselis Weg gefunden wird Erzählung:1. Kapitel (Auf dem Schlittenweg)-2
日期:2023-08-03 14:06  点击:204
Eine große Wut ergriff ihn bei dem Gedanken, daß die anderen nun abfahren würden. Er schaute um sich. Da fiel sein Blick auf ein kleines, schmales Mädchen, das neben ihm im Schnee stand. Es war ganz bleich und hielt beide Arme in seine Schürze gewickelt, um es wärmer zu haben. Aber es zitterte doch vor Frost an seinem ganzen dünnen Körperchen. Das schien dem Chäppi ein passendes Wesen zu sein um seine Wut daran auszulassen.
"Kannst du einem nicht aus dem Weg gehen, du lumpiges Ding? Du brauchst nicht hier zu stehen, du hast ja nicht einmal einen Schlitten. Wart nur, ich will dir schon aus dem Weg helfen." Damit stieß der Chäppi seinen Stiefel in den Schnee hinein, um dem Kind eine Schneewolke entgegenzuwerfen.
Es floh zurück, so daß es bis an die Knie in den Schnee sank, und sagte schüchtern: "Ich wollte nur zusehen."
Der Chäppi stieß eben seinen Stiefel noch einmal in den Schnee, als ihn von hinten eine so erschütternde Ohrfeige traf, daß er fast vom Schlitten fiel. "Wart du!" rief er außer sich vor Erbitterung, denn sein Ohr sauste, wie es noch kaum je gesaust hatte. Mit geballter Hand drehte er sich um, seinen Feind zu treffen.
Da stand einer hinter ihm, der hatte eben seinen Schlitten zum Abfahren zurecht gestellt. Er schaute nun ganz ruhig auf den Chäppi nieder und sagte: "Probier's!" Es war Chäppis Klassengenosse, der elfjährige Otto Ritter, der öfter mit dem Chäppi kleine Meinungsverschiedenheiten auszutragen hatte. Otto war ein schlanker, aufgeschossener Junge, lange nicht so breit wie der Chäppi. Aber dieser hatte schon mehr als einmal erfahren, daß Otto eine merkwürdige Gewandtheit in Händen und Füßen besaß, gegen die der Chäppi sich nicht zu helfen wußte.
Er schlug nicht zu, aber die geballte Hand hielt er immer noch hoch, und wuterfüllt rief er: "Laß du mich gehen, ich habe nichts mit dir zu tun!"
"Aber ich mit dir", entgegnete Otto kriegerisch. "Was brauchst du das Wiseli dorthinein zu jagen und es noch mit Schnee zu überschütten? Ich habe es gesehen, du Feigling. Fällt über ein kleines Kind her, das sich nicht wehren kann!" Damit kehrte er verächtlich dem Chäppi den Rücken und wandte sich dem Schneefeld zu, wo das bleiche Wiseli noch immer stand und zitterte. "Komm heraus aus dem Schnee, Wiseli", sagte Otto mit Beschützermiene. "Siehst du, du klapperst ja vor Frost. Hast du wirklich gar keinen Schlitten, und hast du nur zusehen müssen? Da, nimm meinen und fahr einmal hinunter, schnell, siehst du, da fahren sie schon."
Das bleiche, schüchterne Wiseli wußte gar nicht, wie ihm geschah. Zwei-, dreimal hatte es zugeschaut, wie eines nach dem andern auf seinem Schlitten saß, und gedacht: Wenn ich nur ein einziges Mal ganz hinten aufsitzen dürfte. Nun sollte es allein hinunterfahren dürfen und dazu auf dem allerschönsten Schlitten mit dem Löwenkopf vorn, der immer allen anderen zuvorkam, weil er so leicht und hoch mit Eisen beschlagen war.
Vor lauter Glück stand Wiseli ganz unschlüssig da und schaute nach dem Chäppi, ob er es nicht vielleicht zu prügeln gedenke zur Strafe für sein Glück. Aber der saß jetzt ganz abgekühlt da, so als wäre gar nichts geschehen. Und Otto stand so schutzverheißend daneben, daß das Wiseli seinen Mut zusammennahm, um sein Glück zu erfassen. Es setzte sich wirklich auf den schönen Schlitten, und da nun Otto mahnte: "Schnell, Wiseli, fahr ab", so gehorchte es, und hinunter ging's wie vom Wind getragen.
In der kürzesten Zeit hörte Otto die ganze Gesellschaft wieder herankeuchen, und er rief der Kleinen entgegen: "Wiseli, bleib unter den Vordersten und sitz gleich noch einmal auf und fahr zu! Nachher müssen wir gehen." Das glückliche Wiseli setzte sich noch einmal hin und genoß noch einmal die langersehnte Freude. Dann brachte es den Schlitten zurück und dankte ganz schüchtern seinem Wohltäter und rannte eilig davon.
Otto fühlte sich sehr befriedigt. "Wo ist das Miezi?" rief er in die Gesellschaft hinein, die sich allmählich zerstreute.
"Da ist es", ertönte eine fröhliche Kinderstimme, und aus dem Knäuel heraus trat ein rundes, kleines Mädchen, das der Bruder Otto als kräftiger Schutzmann bei der Hand faßte und nun mit ihm zum väterlichen Haus lief. Denn es war heute spät geworden. Die erlaubte Zeit des Schlittenfahrens war lange überschritten. 

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