Jasmin saß vor dem Fernseher und sah sich eine Zeichentrickserie an. Gleich würde der gemeine Kojote ein weiteres Mal von der Klippe in den Abgrund stürzen.
In diesem Moment kam ihre jüngere Schwester Marie ins Wohnzimmer.
»Kommst zu mit nach draußen? Die anderen Kinder wollen mit uns spielen.«, fragte sie.
»Nein.«, kam eine knappe Antwort zurück.
»Siehst du denn nicht, dass ich beschäftigt bin?«
Marie zuckte mit den Schultern und lief nach draußen. Sie traf sich mit ihren Freundinnen. Zusammen spielten sie in einem kleinen Baumhaus, tranken Tee und aßen ein kleines Stück Kuchen. Die kleinen Puppen durften hier natürlich nicht fehlen.
So vertrieben sie sich jeden Nachmittag, wenn es nicht gerade regnete.
Eine Stunde später kam Marie zurück ins Haus. Sie wollte ein Brettspiel holen.
»Machst du mit? Wir wollen würfeln.«
Jasmin verzog die Augen und zeigte auf den Fernseher.
»Auf keinen Fall. Ich habe zu tun. In zwei Minuten die Sendung Burgfräuleins an. Ich muss unbedingt wissen, wer die junge Gräfin verraten hat, als sie heimlich zur Party ihrer Freundin gegangen ist, ohne vorher Hausaufgaben zu machen.«
Doch Marie hörte schon nicht mehr zu. Sie war bereits wieder auf dem Weg ins Baumhaus.
»Wo bleibt denn deine große Schwester? Warum macht sie nicht mit?«, fragten die anderen Mädchen.
»Ach, die will immer nur fernsehen.«
Alle waren sich einig, dass spielen mehr Spaß machen würde.
Etwas später ging die ganze Gruppe zusammen in die Küche. Sie hatten Durst bekommen und wollten etwas trinken. Vom Flur aus sahen sie Jasmin. Sie hatte sich eine Spielkonsole an den Fernseher angeschlossen und kämpfte nun mit ihre kleinen rosa Kuschelküken gegen gefräßige Monster.
Plötzlich wurde es im ganzen Haus dunkel. Das Licht erlosch und das Computerspiel gab keinen Laut mehr von sich.
»Du meine Güte, was ist denn jetzt passiert?«
Jasmin fluchte.
»Wie soll ich denn dann heute noch das Spielende erreichen?«
Die anderen Mädchen konnten sich ein leises Lachen nicht verkneifen.
Aus einem der anderen Räume kam Papa in den Flur. Er sah in den Stromkasten hinein, konnte aber keinen Fehler finden.
»Hm, also bei uns ist alles in Ordnung. Ich befürchte, dass der Strom ausgefallen ist. Das kann eine Weile dauern.«
Marie und ihre Freundinnen zuckten mit den Schultern und verzogen sich wieder in den Garten.
»Das ist uns egal. Wir spielen eh ohne Strom.«
Doch Jasmin wurde nervös.
»Was soll ich denn jetzt machen? Mein Spiel geht nicht mehr und fernsehen kann ich auch nicht. Mir wird jetzt schon langweilig.«
Papa nahm sie an die Hand und führte sie hinaus in den Garten.
»Wie wäre es, wenn du ein wenig mit deiner Schwester spielst? Die Mädchen haben bestimmt prima Ideen.«
Jasmin verdrehte die Augen. Das konnte doch nichts Ordentliches bei heraus kommen.
Aber sie setzte sich trotzdem mit ins Baumhaus und stieg beim Brettspiel ein.
Eine halbe Stunde später sah Papa wieder hinaus in den Garten. Sein Blick fiel sofort auf die Mädchen. Sie schienen sehr viel Spaß zu haben.
Die lautesten Lacher kamen allerdings vom Jasmin. Sie schien den Fernseher nicht mehr zu vermissen.
»Dann kann ich den Strom ja wieder einschalten.«, murmelte Papa zufrieden vor sich hin, ging in den Keller und legte einen großen Schalter um.