Es war eine unglaublich stürmische Nacht. Der Sturm peitschte das Meer immer wieder gegen die Küste und drohte, den hohen Deich und damit auch das dahinter liegende Land zu überfluten. Ganz oben auf der Deichkrone stand ein Leuchtturm und schickte sein helles Licht immer wieder über das weite Meer hinaus, um den Schiffen, die noch draußen waren, den Weg in den nächsten Hafen zu zeigen. Hinter einem seiner Fenster saß ein alter Mann, der Leuchtturmwärter, der seit Jahrzehnten hier tapfer und unerschrocken seinen Dienst versah. Doch dieser Sturm war viel kräftiger als alles, was er jemals erlebt hatte.
»Ich habe keine Angst vor dir.«, murmelte er dem Wind immer wieder entgegen und war sich nicht sicher, ob er sich nicht doch fürchtete.
Die Nacht verging. Irgendwann schob sich die Sonne am Horizont zum Himmel hinauf und brach dabei die dichte Wolkendecke auf. Der Sturm schwächte sich ab und ließ immer mehr nach, bis er zum Erliegen kam. Das Unwetter war überstanden. Der Leuchtturm, der Deich und auch die Menschen im Ort dahinter hatten es unbeschadet überstanden.
Der Leuchtturmwärter, der nicht eine einzige Minute geschlafen hatte, streckte seine müden Knochen und verließ den Raum mit der Leuchte. Langsam ging er die Treppenstufen nach unten und öffnete die Eingangstür.
»Endlich wieder frische Luft schnappen.« Darauf hatte er sich schon lange gefreut. Doch dann wunderte er sich. »Was ist denn hier los? Träume ich? Der ganze Deich ist weiß.«
Tatsächlich konnte man das grüne Grad nicht mehr sehen. Es sah aus, als hätte es geschneit. »Wie kann das sein? Es ist Sommer. Da fällt hier niemals Schnee. Das ist doch etwas faul.«
Der Leuchtturmwärter bückte sich und nahm eine Hand voll von dem weißen Zeug und sah es sich genau an. Nein, das war gar kein Schnee. »Das ist Meerschaum.«, wusste er. Der entstand, wenn Algen im Meer in großer Zahl abstarben. »Der Sturm hat das Meer gereinigt.«
Der Leuchtturmwärter kratzte sich am Hinterkopf und zuckte schließlich mit den Schultern. »Ich bin mir sicher, man kann mit dem Schaum auch viel Spaß haben.«
Er ging schnell in seinen Leuchtturm zurück, kramte in einer kleinen Kammer und kam wieder nach draußen. Der Wärter hatte einen Schlitten geholt und fuhr damit jubelnd den Deich herab.
