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Faust:Nacht. Straße vor Gretchens Türe-3
日期:2023-04-17 09:18  点击:300

MARTHE (heraustretend).

Die Mörder, sind sie denn entflohn?

 

GRETCHEN (heraustretend).

Wer liegt hier?

 

VOLK.

Deiner Mutter Sohn.

 

GRETCHEN.

Allmächtiger! welche Not!

 

VALENTIN.

Ich sterbe! das ist bald gesagt

Und balder noch getan.

Was steht ihr Weiber, heult und klagt?

Kommt her und hört mich an!

(Alle treten um ihn.)

Mein Gretchen, sieh! du bist noch jung,

Bist gar noch nicht gescheit genung,

Machst deine Sachen schlecht.

Ich sag dir’s im Vertrauen nur.

Du bist doch nun einmal eine Hur,

So sei’s auch eben recht!

 

GRETCHEN.

Mein Bruder! Gott! Was soll mir das?

 

VALENTIN.

Laß unsern Herrgott aus dem Spaß!

Geschehn ist leider nun geschehn

Und wie es gehn kann, so wird’s gehn.

Du fingst mit einem heimlich an

Bald kommen ihrer mehre dran,

Und wenn dich erst ein Dutzend hat,

So hat dich auch die ganze Stadt.

 

Wenn erst die Schande wird geboren,

Wird sie heimlich zur Welt gebracht,

Und man zieht den Schleier der Nacht

Ihr über Kopf und Ohren;

Ja, man möchte sie gern ermorden.

Wächst sie aber und macht sich groß,

Dann geht sie auch bei Tage bloß

Und ist doch nicht schöner geworden.

Je häßlicher wird ihr Gesicht,

Je mehr sucht sie des Tages Licht.

 

Ich seh wahrhaftig schon die Zeit,

Daß alle brave Bürgersleut,

Wie von einer angesteckten Leichen,

Von dir, du Metze! seitab weichen.

Dir soll das Herz im Leib verzagen,

Wenn sie dir in die Augen sehn!

Sollst keine goldne Kette mehr tragen!

In der Kirche nicht mehr am Altar stehn!

In einem schönen Spitzenkragen

Dich nicht beim Tanze wohlbehagen!

In eine finstre Jammerecken

Unter Bettler und Krüppel dich verstecken,

Und, wenn dir dann auch Gott verzeiht,

Auf Erden sein vermaledeit!

 

MARTHE.

Befehlt Eure Seele Gott zu Gnaden!

Wollt Ihr noch Lästrung auf Euch laden?

 

VALENTIN.

Könnt ich dir nur an den dürren Leib,

Du schändlich kupplerisches Weib!

Da hofft ich aller meiner Sünden

Vergebung reiche Maß zu finden.

 

GRETCHEN.

Mein Bruder! Welche Höllenpein!

 

VALENTIN.

Ich sage, laß die Tränen sein!

Da du dich sprachst der Ehre los,

Gabst mir den schwersten Herzensstoß.

Ich gehe durch den Todesschlaf

Zu Gott ein als Soldat und brav.

(Stirbt.) 

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