Sofie saß auf dem Sofa und blätterte durch einen Bestellkatalog. Fast auf jeder Seite fand sie etwas für ihren Wunschzettel.
Da gab es rosa Bettwäsche, kleine Ponys für ihre Puppen, ein neues Brettspiel, Hörspiele und noch vieles mehr.
»Oh je, was soll ich mir denn jetzt aussuchen? Das gefällt mir doch alles.«
Aber Papa hatte darauf bestanden, dass der Wunschzettel nicht zu lang werden dürfe.
»Na? Kommst du gut voran?«, fragte plötzlich Papa, der durch die Tür ins Wohnzimmer sah.
»Und denk daran. Wenn du dir zu viel wünschst, glaubt der Weihnachtsmann, dass du gierig bist. Dann kommt er dieses Jahr gar nicht zu uns.«
Sofie beherzigte diese Worte, seufzte und holte wieder ein paar Merkzettel aus dem Katalog heraus. Am Ende entschied sie sich für ein Puppenhaus und ein neues Hörspiel. Da sie aber noch nicht schreiben konnte, malte sie die beiden Dinge auf ihren Wunschzettel und packte ihn dann in einen Umschlag.
»Ich bin fertig.«
Nur wenige Sekunden später kam Papa zu ihr.
»Dann bringe ich das mal schnell zur Post, sonst kommt dein Brief zu spät am Nordpol an. Dann liegen deine Geschenke erst Silvester unter dem Baum.
»Auf keinen Fall. Fahr ganz schnell zum Briefkasten.«
Sofie runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. Papa bemerkte es sofort und seufzte. Er wusste genau, was nun geschehen würde. Er würde wohl doch noch nicht zur Post fahren können.
»Papa, wer beschenkt eigentlich den Weihnachtsmann?«
Papa hielt inne, kratzte sich am Kinn und dachte nach.
»Das ist eine sehr gute Frage. Dazu fällt mir eine Geschichte ein, die ich erst kürzlich gehört habe. Sie handelt zufällig vom Weihnachtsmann. Und die werde ich dir jetzt erzählen.«
Sofie strahlte über das ganze Gesicht.
»Oh ja, eine Geschichte.«
»Und wie fängt eine Geschichte immer an?«, fragte Papa.
Sofie lachte schon voller Vorfreude und antwortete: »Ich weiß es. Sie beginnt mit den Worten ›Es war einmal‹.«
»Ja, das stimmt. Absolut richtig. Also, es war einmal …«
Es war einmal der Weihnachtsmann. Er lebte weit weg von den Menschen in einem kleinen Haus am Nordpol. Dort verbrachte er das ganze Jahr, bastelte mit seinen Elfen Geschenke für die braven Kinder und fütterte jeden Morgen seine neun Rentiere.
Erst in der Weihnachtsnacht, ließ er seinen großen Schlitten anspannen und flog dann um die ganze Welt, um die einzelnen Geschenke zu verteilen. Und so war es auch in diesem Jahr.
»Es ist ja schon wieder so weit.«, sagte der Weihnachtsmann zu seinen Elfen.
»Morgen Nacht geht es wieder auf große Tour. Habt ihr schon meinen Reiseplan fertig und die Geschenke in meinen großen Sack sortiert? Ich bin ja schon so aufgeregt. Irgendwie ist es immer wie beim ersten Mal. Hoffentlich schlafen auch alle Kinder, wenn es los geht.«
Dann streichelte er seinen dicken Bauch und dachte dabei schon an die vielen leckeren Kekse und die Milch, die er als Dankeschön vor den Christbäumen fand.
»Wie gut, dass ich den Sommer über Diät gehalten habe. Da darf ich mir dann auch mal was Süßes gönnen.«
Da fing er selbst an zu lachen und die Elfen stimmten munter mit ein. Denn der Bauch des Weihnachtsmannes war in den letzten Monaten nicht um einen einzigen Zentimeter dünner geworden.
»Doch bevor es los geht, werde ich noch ein wenig trainieren gehen.«
Dann zog er sich seinen roten Mantel über und kletterte ein paar Mal in seinem Trainingskamin rauf und runter.
Am nächsten Abend waren sie dann alle vorbereitet. Rudolph und die anderen Rentiere Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitzen hatte ihre Geschirre angelegt bekommen. Der riesige Schlitten stand beladen hinter ihnen. Es fehlte nur noch der Weihnachtsmann.
»Ich komme noch zu spät.«, rief er verzweifelt.
»Aber ich kann noch nicht los. Ich finde das wichtigste Geschenk nicht.«
Die Elfen beruhigten ihn aber wieder.
»Es ist alles in Ordnung. Kümmer dich um deine Flugtour. In der Zeit suchen wir es. Wenn du zurück bist, liegt es auf deinem Schreibtisch.«
Und los ging der wilde Flug. Es ging über die eisigen Felder des Nordpols, hinweg über die verschneiten Länder. Durch jeden Kamin wurden Geschenke gebracht. Sogar in den kleinsten Hütten im warmen Afrika wurden die Kinder glücklich gemacht. Innerhalb kürzester Zeit war alles erledigt.
Kurz vor Sonnenaufgang landete der Schlitten wieder vor dem großen Haus des Weihnachtsmannes.
Müde und erledigt öffnete der Weihnachtsmann seine Tür und ließ sich ein paar Meter weiter in seinen Sessel fallen.
»Das war ganz schön anstrengend. Aber ich habe es mal wieder geschafft.«
In diesem Moment klopfte es und ein lang erwarteter Gast trat ein.
»Ich gratuliere dir, mein Freund. Wieder einmal hast du die Kinder der ganzen Welt beschenkt. Dafür hast du dir aber auch selbst etwas verdient.«
Es war, ob man es glauben mag oder nicht, der Osterhase. Er setzte sich zum Weihnachtsmann und schob ihm ein kleines Päckchen mit einer großen Schleife zu.
»Das ist für dich.«
Der Weihnachtsmann konnte es kaum erwarten und öffnete seine Geschenk sofort.
»Du meine Güte. Das sind ja neue Socken. Sogar in rot. Das ist doch meine Lieblingsfarbe.«
Mit großer Freude bedankte er sich beim Osterhasen und drückte ihn an sich.
»Die hebe ich mir für nächstes Jahr auf. Dann kommen sie über den Kamin. Ich hoffe mal, dass mir dann der Nikolaus ein paar leckere Kekse hinein steckt.«
Dann ging er schnell zu seinem Schreibtisch und holte das Geschenk für seinen Freund.
»Und das hier ist für dich.«
Der Osterhase beäugte zunächst das Päckchen von allen Seiten, bevor er es langsam und bedächtig öffnete.
»Schau mal einer an. Das sind ja neue Ohrenschützer für den Winter. Das freut mich aber sehr.«
Er setzte sich sofort aus und probierte sie gleich draußen vor der Türe aus. Denn am Ende jeder heiligen Nacht veranstaltete er mit dem Weihnachtsmann und seinen Elfen eine große Schneeballschlacht.
»Er bekommt sein Geschenk vom Osterhasen?«, fragte Sofie ungläubig.
»Davon habe ich ja noch nie gehört. Woher weißt du das denn?«
Papa wurde rot im Gesicht.
»Naja. Es ist schon ziemlich lange her. Aber früher war ich mal einer dieser Elfen und habe dem Weihnachtsmann geholfen, die Geschenke zu basteln.«
Da musste Sofie lachen und drückte Papa an sich.
»Die Geschichte war prima. Aber trotzdem glaube ich dir davon kein einziges Wort.