德语学习网
Faust:Der Tragödie erster Teil-Studierzimmer 9
日期:2023-03-10 16:34  点击:221

MEPHISTOPHELES.

Ich kann es Euch so sehr nicht übel nehmen,

Ich weiß, wie es um diese Lehre steht.

Es erben sich Gesetz’ und Rechte

Wie eine ew’ge Krankheit fort;

Sie schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte,

Und rücken sacht von Ort zu Ort.

Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage;

Weh dir, daß du ein Enkel bist!

Vom Rechte, das mit uns geboren ist,

Von dem ist, leider! nie die Frage.

 

SCHÜLER.

Mein Abscheu wird durch Euch vermehrt.

O glücklich der, den Ihr belehrt!

Fast möcht ich nun Theologie studieren.

 

MEPHISTOPHELES.

Ich wünschte nicht, Euch irre zu führen.

Was diese Wissenschaft betrifft,

Es ist so schwer, den falschen Weg zu meiden,

Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift,

Und von der Arzenei ist’s kaum zu unterscheiden.

Am besten ist’s auch hier, wenn Ihr nur einen hört,

Und auf des Meisters Worte schwört.

Im ganzen—haltet Euch an Worte!

Dann geht Ihr durch die sichre Pforte

Zum Tempel der Gewißheit ein.

 

SCHÜLER.

Doch ein Begriff muß bei dem Worte sein.

 

MEPHISTOPHELES.

Schon gut! Nur muß man sich nicht allzu ängstlich quälen

Denn eben wo Begriffe fehlen,

Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.

Mit Worten läßt sich trefflich streiten,

Mit Worten ein System bereiten,

An Worte läßt sich trefflich glauben,

Von einem Wort läßt sich kein Jota rauben.

 

SCHÜLER.

Verzeiht, ich halt’ Euch auf mit vielen Fragen,

Allein ich muß Euch noch bemühn.

Wollt Ihr mir von der Medizin

Nicht auch ein kräftig Wörtchen sagen?

Drei Jahr ist eine kurze Zeit,

Und, Gott! das Feld ist gar zu weit.

Wenn man einen Fingerzeig nur hat,

Läßt sich’s schon eher weiter fühlen.

 

MEPHISTOPHELES (für sich).

Ich bin des trocknen Tons nun satt,

Muß wieder recht den Teufel spielen.

(Laut.) Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen;

Ihr durchstudiert die groß, und kleine Welt,

Um es am Ende gehn zu lassen,

Wie’s Gott gefällt.

Vergebens, daß Ihr ringsum wissenschaftlich schweift,

Ein jeder lernt nur, was er lernen kann;

Doch der den Augenblick ergreift,

Das ist der rechte Mann.

Ihr seid noch ziemlich wohl gebaut,

An Kühnheit wird’s Euch auch nicht fehlen,

Und wenn Ihr Euch nur selbst vertraut,

Vertrauen Euch die andern Seelen.

Besonders lernt die Weiber führen;

Es ist ihr ewig Weh und Ach

So tausendfach

Aus einem Punkte zu kurieren,

Und wenn Ihr halbweg ehrbar tut,

Dann habt Ihr sie all unterm Hut.

Ein Titel muß sie erst vertraulich machen,

Daß Eure Kunst viel Künste übersteigt;

Zum Willkomm tappt Ihr dann nach allen Siebensachen,

Um die ein andrer viele Jahre streicht,

Versteht das Pülslein wohl zu drücken,

Und fasset sie, mit feurig schlauen Blicken,

Wohl um die schlanke Hüfte frei,

Zu sehn, wie fest geschnürt sie sei. 

分享到:

顶部
11/25 06:59