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Hochzeit
日期:2023-03-02 14:37  点击:260
Und endlich war der schöne Tag gekommen.
 
Was nur halbwegs laufen konnte, war heute in Freilingen auf den Beinen, und der polnische Graf und Fräulein Ida von Sanden waren in aller Mund. Vor der Kirchtüre schlugen und drängten sich die Leute als wie vor einem Bäckerladen in der Hungersnot. Alle Stühle in der Kirche waren besetzt, und von Minute zu Minute wuchs der Andrang.
 
Aber zum Hauptportal, den Gang hinauf bis an den Altar durfte kein Mensch, das hatte sich ein Mann ausgewirkt, der heute stille, aber tief an dem Glück des Brautpaares teilnahm; dieser Mann war der Küster. Er hätte viel darum gegeben, wenn er der versammelten Menge hätte sagen dürfen: "Sehet, der Herr Bräutigam, es war just nicht ganz recht richtig mit ihm; er hatte allerhand Affären mit Herrn Urian, der ihn allnächtlich hieher in die Münsterkirche trieb; da herein konnte er aber nicht; und ich, der Küster von Freilingen, habe ihm allnächtlich zu seiner Freistatt verholfen, war auch dabei, wie das Wunderkind, das jetzt seine Braut ist, ihn erlöset hat von dem Übel, das mir, nebenbei gesagt, alle Tage einen harten Taler einbrachte; habe ich es nicht gleich damals zu dem alten Polacken gesagt, daß die beiden Liebesleutchen noch einmal in meine Kirche und vor meinen Altar kommen würden?"
 
So hätte er gerne zu den Freilingern gesprochen; es juckte ihn und wollte ihm beinahe das Herz abdrücken, daß er sich nicht also in seiner Glorie zeigen durfte; aber—er tat sich doch auch wieder nicht wenig darauf zugut, daß er, was nicht jeder kann, so gut das Maul halten könne. Aber seine Attention hatte er dem Pärchen bewiesen, daß es eine Freude war. Vom Portal bis zum Altar waren Blumen gestreut, er hatte es sich etwas kosten lassen und keine kleine Hatz deswegen mit seiner Liebsten gehabt; aber diesmal hatte er doch durchgedrungen und seinen eigenen Willen gehabt.
 
Jetzt kam Gerassel die Straße herauf; dem alten Küster schlug das Herz, jetzt—ja, sie mußten es sein,—der große Glaswagen des Präsidenten fuhr vor; darin saßen der Präsident und Emil. "Ach, der schöne Offizier!" schrien die Freilinger und machten lange Hälse. "Wie prächtig, wie wunderhübsch!" flüsterten die Mädchen, denen das Herz unter dem Mieder lauter pochte; aber man konnte auch nichts Schöneres sehen.
 
Er hatte die Staatsuniform angelegt; sie schloß sich um den herrlichen, schlanken, heldenkräftigen Körper, wie wenn er damit geboren worden wäre; das sonst so bleiche, ernste Gesicht war heut leicht gerötet und verherrlicht durch einen Schimmer von holder Freundlichkeit; sein stolzes, glänzendes Auge durchlief den Kreis, es traf den Küster, der in einem fort Bückling über Bückling machte; gerührt und freundlich reichte er ihm die Hand und stellte sich neben ihn unter das Portal.
 
Jetzt rasselte es wieder die Straße herauf. Ein Wagen, noch glänzender, geschmackvoller als der erste; er gehörte zu der neuen Remise des Grafen und war heute von Blauenstein hereingefahren worden. Der alte Brktzwisl, der in höchster Gala mit noch einem Kameraden hintendrauf stand, sprang ab, riß die Glastüre auf, schlug klirrend den Tritt herab—jetzt regt sich kein Atem mehr in der ganzen großen Menge; jedes Auge erwartungsvoll auf die geöffnete Türe geheftet. Der alte Graf, angetan mit all seinen Orden, der Hofrat mit dem himmlischen Ehrenzeichen der Freundschaft auf dem Gesichte, stiegen aus und postierten sich an den Schlag. Jetzt wurden ein Paar glacierte Handschuhe sichtbar, jetzt ein Füßchen, es war nicht möglich, etwas Kleineres, Niedlicheres zu sehen als die winzigen weißseidenen Schuhe—jetzt—ein Lockenköpfchen, ein Paar selig glänzende Augen, ein Paar überpurpurte Wangen, ein lächelnder Mund—hübsch stand das Bräutchen zwischen den alten Herren. Ein Kleid von schwerem, weißem Seidenzeug schlang sich um den jugendlich-frischen Körper; wie darüber hingehaucht war ein Oberkleid vom feinsten Spitzengrund, ein Geschenk des Oheims, und mit der reichen Blondengarnierung, in welche es endigte, mit der Diamantenschnalle und dem aus Venezianerketten geflochtenen Gürtel, welcher den wunderniedlichen Blusenleib zusammenhielt, wenigstens seine achttausend Taler wert, und die Bracelets mit den großen Steinen und das Diadem, um das sich der Myrtenkranz schlang! Nein, wer sich auch nur ein wenig auf Steine verstand, dem mußte hier der Mund wässern; aber war nicht alles dies im Grund unbedeutende Fasson, um den herrlichsten Edelstein, das Wunderkind selbst, einzufassen?
 
Sie traten in die Kirche; das in Seligkeit schwimmende Bräutchen vergaß nicht, im Vorübergehen dem Küster einen recht freundlichen Gruß zuzuwinken, daß ihn die Menge ehrfurchtsvoll angaffte und nicht begreifen konnte, wie der alte Schnapsbruder zu so hoher Bekanntschaft gelangt sei. Ernster und ernster wurden die Züge Idas, als sie sich dem wohlbekannten Altar näherte. Ihr Auge begegnete dem Auge Emils, des Grafen und des Hofrats, die mit Blicken des Dankes und der Rührung an ihr hingen. Hier war ja ihr Siegesplatz, wo das mutige Mädchen mit hingebender Liebe gegen den bösen Feind der Schwermut und des Trübsinnes gekämpft und gesiegt hatte.
 
Mühsam rang sie nach Fassung, die Freude, daß sich alles so schön gefügt hatte, wurde zur heiligen Rührung in ihr; noch einmal durchflog sie die Erinnerung an den ersten Blick des Grafen bis hieher zu dieser Stätte, und ihr Auge wurde feucht von Entzücken. Als aber die Trauung begann, als der würdige Diener der Kirche, dem man das Geheimnis anvertraut hatte, in einer kurzen, aber gehaltvollen Rede von den wunderbaren Fügungen Gottes sprach, der oft aus Tausenden sein Werkzeug zur Beglückung vieler wähle, da strömten ihre Tränen über. "Ja," dachte sie bei sich selbst, "es ist erfüllt, was damals ahnungsvoll meine Seele füllte: der Zug des Herzens ist Gottes, ist des Schicksals Stimme." Und viele Tränen flossen; denn auch die Augen derer, die einst den Jammer des edlen Jünglings gesehen hatten, gingen über.
 
Wie ein Engel Gottes kam sie dem alten Oheim vor, als sie am Altar ihre Hand in die seines Neffen legte, wie ein Engel, der mit freundlichem Blick, mit treuer Hand den Menschen aus der dunkeln Irre des Lebens zu einem schönen, lichten Ziele führte. 

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