Der alte Brktzwisl kam am andern Morgen mit einem Gesicht, aus welchem man sich nicht recht vernehmen konnte, zum Hofrat; er wünschte mit freundlichem Grinsen guten Morgen und zischte doch dabei, wie wenn er Rhabarber zwischen den Zähnen hätte, ein "wenn nur das heilige Kreuz-Donner—" oder "wenn nur das Mohren-Kraut-Stern-Elementerchen" um das andere heraus. Er rapportierte, daß er einen Brief von der alten Exzellenz, dem Oheim, habe, worin ihm dies er ankündige, daß er seine Briefe nach Fuselbronn, einer Badeanstalt zwischen Freilingen und der Residenz seitwärts gelegen, zu schicken habe. "Der Kuckuck!" rasaunte der alte treue Knecht, "hätte der alte Herr nicht die vierzehn Meilen weiter machen können? Jetzt wäre er hier in Freilingen und schaute das Glück seines Herrn Brudersohnes mit leiblichen Augen, könnte nebenbei auch den Hochzeitvater vorstellen! Was hilft mich das, daß er wieder schreibt: 'Brktzwisl, scheue keine Kosten, wir können es ja bezahlen, wenn der Himmel unserem Emil wieder gesunden Menschenverstand verleihen will!' Was hilft mich das? In allen Nestern von Italien, Frankreich, Schweden, Norwegen, England, Holland, wo wir herumfuhren, habe ich keine Kosten gescheut; ich mag gar nicht denken, was nur die Doktores kosteten, wenn ich allemal die Antwort bekam: 'Reise weiter! Zerstreuung hilft! Glückliche Reise!'—Jetzt, wo wir hier Zerstreuung und Freude umsonst hatten, wo ein Engelchen meinen armen Herrn kuriert hat, jetzt soll ich keine Kosten scheuen? Was hilft da der verfluchte Mammon? Kann ich dem Fräulein sechs Louisdors geben wie einem Doktor oder Professor?"
So knurrte der alte Kauz bei dem Hofrat; die Worte pullerten ihm nur so hervor, es war ihm ganz ernstlicher Ernst mit der Sache, und er war auf sich und die ganze Welt ergrimmt, daß er jetzt nicht stante pede eine Hochzeit herhexen konnte. Der Hofrat sah ihn ganz erstaunt an und hielt sich den Bauch vor Lachen, so komisch kam ihm des alten Gesellen Wüten vor. "Alter Narr!" rief er endlich, "muß man dir denn die Nase drauf stoßen und eine Brille aufsetzen, daß du findest, was du suchst? Kannst du dich denn nicht hinsetzen und die ganze Geschichte von den letzten vierzehn Tagen deinem alten Herrn schreiben und dabei einfließen lassen, daß dein Herr zum Sterben in das Mädchen verschammeriert sei? Und wenn der Herr onkel das weiß, nun ja—das Fräulein ist von gutem Adel, ich sehe nicht ein, was für ein besonderes Hindernis—"
"Weiß Gott, so tu' ich," rief Brktzwisl und setzte vor Freuden den Respekt so ganz aus dem Auge, daß er einen Katzensprung in die Luft machte; "aber eines fehlt doch immer noch: mein Herr sollte nur erst mit dem Fräulein im reinen sein. Aber geben Sie acht, geben Sie acht, der macht uns einen Streich! Er ist so blöde, so furchtsam—"