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Der Trotzkopf-95
日期:2023-02-22 16:31  点击:243
»So aber wirst du den Bauernjungen übernehmen, Grete,« fuhr Fräulein Güssow dazwischen. Die Aufgeregten hatten ganz deren Gegenwart vergessen. »Und jetzt bitte ich mir Ruhe aus, ihr unbändigen Kinder! Fräulein Raimar hat ihre triftigen Gründe zu ihren Bestimmungen, wie könnt ihr euch dagegen auflehnen? Daß ihr noch zu kindisch seid, dieselben zu verstehen, habe ich in diesem Augenblicke klar und deutlich gesehen! Schämt euch! ... Jetzt macht euch daran, eure Rollen auszuschreiben, morgen werden wir eine Leseprobe [pg 193]halten.« Mit diesen Worten verließ sie die aufrührerische Gesellschaft.
 
Alle schwiegen bis auf Grete, sie konnte nicht unterlassen, noch einmal zu sagen: »Langweilig ist es doch ohne Herren! Und den dummen Bauernjungen spiel’ ich nicht!«
 
Aber sie spielte ihn doch und es zeigte sich bald, daß sie ganz vortrefflich dazu paßte.
 
Die täglichen Proben brachten die gewünschte Zerstreuung. Ilse besonders fand viel Freude an einem Vergnügen, das ihr bis dahin unbekannt gewesen war. Die anfängliche Befangenheit überwand sie bald und sie spielte ihre Rolle zur vollen Zufriedenheit Fräulein Güssows, die zuweilen ein Lächeln über die höchst natürliche Darstellung nicht unterdrücken konnte.
 
Zur Hauptprobe mußten alle in ihren Kostümen erscheinen, damit sie sich gegenseitig an den veränderten Anblick gewöhnten. Diese Bestimmung war sehr gut, denn als sie sich in ihren komischen Anzügen betrachteten, konnten sie das Lachen nicht zurückhalten.
 
Flora mit langen Scheitellocken und einer Spitzenhaube, mit einem Lorgnon, das sie vor die Augen hielt, war kaum zu erkennen. Das elegante, schwarze Schleppkleid ließ sie weit größer erscheinen, als sie war. Sie war übrigens ganz ausgesöhnt mit ihrer ›alten‹ Partie und das Lob, welches Fräulein Güssow ihr einige Male erteilte, hatte sie zu der Idee gebracht, daß ihr eigentlicher Beruf der einer Schauspielerin sei, und sie träumte Tag und Nacht ›von der Welt, welche die Bretter bedeuten‹, ›Dichterin – Schauspielerin‹. Eine große Zukunft stand ihr bevor!
 
Orla sah in ihrem Jägeranzuge, den grünen Hut keck auf das eine Ohr gesetzt, wirklich gut aus, und der kleine Stutzbart, mit dem sie die Oberlippe geziert hatte, gab ihr ein keckes Ansehen und stand ihr allerliebst.
 
[pg 194]
»Famos siehst du aus, Orla!« meinte Melanie und betrachtete mit besonderem Entzücken deren Stulpenstiefel.
 
»Du solltest immer so gehen,« setzte Flora ganz ernsthaft hinzu. Natürlich wurde sie ausgelacht.
 
Grete war ein Bauernjunge, wie er sein muß. Plump und ungeschickt, dreist und laut. Melanie fühlte sich himmlisch wohl in dem koketten und eleganten Kostüm, das sie sich gewählt hatte. Sie stand vor dem Spiegel und putzte noch hie und da an sich herum. Und Ilse?
 
Sie trat als letzte herein und bei ihrem Anblick erhob sich ein so stürmisches Gelächter, daß Fräulein Güssow Mühe hatte, es zu dämmen.
 
»Wie siehst du aus, Mädchen?« sprach sie lachend, »komm näher, ich muß dich genau betrachten. Willst du wirklich in diesem Aufzuge spielen? Nein, Ilse, so geht es wirklich nicht. Wir müssen an deinem Kleide durchaus Verschönerungen anbringen! Du bist auch gar zu wenig eitel, sonst würdest du wohl selbst darauf gekommen sein.« 

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