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Der Trotzkopf-66
日期:2023-02-14 16:43  点击:287
»Weiße Kleider und dünne Strümpfe!« wiederholte Fräulein Raimar kopfschüttelnd. »Es ist gut, daß wir für einiges gesorgt haben, ich könnte es nicht vor mir selbst verantworten, das kleine Ding so durchsichtig und wenig bekleidet zu sehen.«
 
Die junge Lehrerin stimmte bei und warf einen recht befriedigten Blick auf all die schönen und nützlichen Sachen, die auf Lillis Tischchen aufgebaut lagen.
 
Der Gärtner war mit seiner Arbeit fertig und hatte das Zimmer verlassen – die Damen zündeten die Lichter des Baumes an, und als auch das geschehen war, ergriff die Vorsteherin eine silberne Klingel und läutete.
 
Wie mit einem Zauberschlage flogen die Flügelthüren auf und die junge Schar stürmte herein.
 
Einen Augenblick standen sie wie geblendet da. So plötzlich aus der Dunkelheit in das helle Licht, – der Kontrast war fast zu grell.
 
Lilli besonders stand wie gebannt da und hielt Ilses Hand krampfhaft fest.
 
»Komm,« redete Fräulein Raimar sie an, »ich will dich an deinen Tisch führen, du bist ja ganz stumm geworden.«
 
Als das Kind vor seiner Bescherung stand, kehrte seine Lebhaftigkeit zurück.
 
»Die schöne Puppe!« rief es entzückt und schlug die Händchen zusammen.
 
»Die ist aber halt zu schön! Meine alte Lori ist lang nit so süß! – Und ein Strohhüterl hat sie auf – ach Gotterl! und die langen Zopferl! Und ein Schultascherl tragt sie am Arm! Bitt schön, Fräulein, darf ich sie in die Hand nehmen? Ich möcht sie ganz nah anschaun! Bitt schön, erlaube mir’s!«
 
Fräulein Raimar erfüllte gern die Bitte des Kindes, das behutsam sein Püppchen in den Arm nahm.
 
»Sie kann die Augerl schließen!« fuhr dasselbe fort. »Schau, Fräulein, sie will schlafen!« Das Kind war ganz [pg 135]außer sich vor Entzücken bei dieser Entdeckung und hielt sein Plappermäulchen nicht einen Augenblick still. »Meine Lori hat die Aeugerl immer auf, sie kann nit schlafen, nit wahr, Fräulein? Die ist dumm, lang nit so gescheit wie diese. – Hast du mir die Puppe geschenkt, Fräulein?«
 
»Nein,« entgegnete diese, die sich an Lillis jubelnder Freude erquickte. »Ilse und Nellie haben sie dir angezogen. Aber sieh einmal, hier hast du noch eine Puppe, die hat dir deine Mama geschenkt.«
 
Kaum einen Blick hatte sie für die kostbare Balldame. »Die ist mir zu geputzt,« sagte sie, »die kann ich doch nit in das Bett legen! Die kann mein Kind nit sein!« – Und mit der Puppe im Arme lief sie zu Ilse, um sich zu bedanken.
 
Diese aber war sehr beschäftigt. Sie packte ihre Kiste aus und hatte nicht Zeit, an etwas anderes zu denken. »Später, Liebling,« sagte sie, und fertigte die Kleine mit einem flüchtigen Kuß ab. – Soeben hielt sie einen prächtigen rosa Wollstoff in der Hand und Nellie stand neben ihr und bewunderte denselben lebhaft.
 
»O wie süß!« rief sie. »Wie von Spinnweb so fein! Und wie er dir kleidet,« fuhr sie fort und hielt den Stoff der Freundin an, »das wird ein schön’ Tanzstundenkleid! Du wirst dir wie eine Fee darin machen!«
 
Ilse aber war gar nicht recht vergnügt über das kostbare Geschenk, es malte sich sogar etwas wie Enttäuschung in ihren Zügen. Warum mochten die Eltern ihre Bitte nicht berücksichtigt, ja nicht einmal eine Antwort darauf gegeben haben?
 
Und Nellie war so gut – so neidlos teilte sie ihre Freude.
 
So mochte auch Fräulein Güssow denken, die näher getreten war. Sie legte den Arm um Nellies Schulter und fragte: »Warum packst du nicht deine eigene Kiste aus?«
 
»Meine Kiste?« wiederholte Nellie. »O Fräulein, Sie spaßen! Für mir giebt es das nicht!« 

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