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德语小说:巴斯克维尔的猎犬-Der Schatten
日期:2010-09-23 10:11  点击:15

Unsere Klienten kamen pünktlich um zehn Uhr. Sir Henry war ein kleiner, aufgeweckter Mann mit dunklen Augen und einem kampflustigen Gesichtsausdruck. Sein rötlicher Tweedanzug verriet, dass er wohl die meiste Zeit im Freien verbrachte. Trotzdem lag in seiner ruhigen Ausstrahlung das Flair eines Gentlemans. Dr. Mortimer stellte uns vor.

 


Nachdem Sir Henry Platz genommen hatte, erzählte er sogleich, dass ihm seit seiner Ankunft in London bereits eine merkwürdige Begebenheit passiert war. Er legte einen Umschlag auf den Tisch, den wir sogleich genauer betrachteten. Er war aus gewöhnlichem grauem Papier und adressiert an: Sir Henry Baskerville, Northumberland Hotel. Der Umschlag war am vergangenen Abend in Charing Cross gestempelt worden.

"Wer konnte wissen, dass Sie im Northumberland Hotel absteigen würden?", fragte Holmes und sah unseren Besucher durchdringend an. Aber es stellte sich heraus, dass tatsächlich alle Vorsichtsmaßnahmen beachtet wurden und wahrlich niemand von dem spontanen Entschluss der Hotelwahl wissen konnte.

Holmes zog aus dem Umschlag einen halben Briefbogen, der doppelt gefaltet war. Er legte ihn geöffnet auf den Tisch. Auf diesem Papier waren gedruckte Worte aufgeklebt, die folgende Mitteilung ergaben: Wenn Sie Wert auf Ihr Leben oder Ihren Verstand legen, sollten Sie dem Moor fernbleiben.

Sir Henry fragte, was er denn mit einer solchen Nachricht anfangen solle.

Holmes erklärte, dass ein Teil der Lösung vielleicht in der Times von gestern liegen könnte. Ich reichte sie ihm und es dauerte nicht lange, da hatte er gefunden, was er gesucht hatte - im Leitartikel. Hier fand er die ausgeschnittenen Worte: Ihr, Leben, Verstand, Wert …

"Das ist ja großartig!", rief Sir Henry begeistert. "So weit ich Ihnen folgen kann, hat jemand diese Wörter mit einer Schere herausgeschnitten."

"Ja", nickte Holmes, "es muss eine kurze Schere gewesen sein, vielleicht eine Nagelschere. Denn für das Wort "fernbleiben" waren zwei Schnitte notwendig. Dann wurden die Worte mit Gummi auf Papier geklebt. Außerdem glaube ich, dass wenn wir die Hotels um Charing Cross herum durchsuchen würden, könnten wir die Reste der zerschnittenen Times finden und postwendend den Täter entlarven."

Er drehte das Papier in seiner Hand und fragte: "Ist Ihnen sonst noch etwas merkwürdiges wiederfahren, Sir Henry?"

Dieser berichtete, dass ihm einer seiner neuen Schuhe weggekommen war. Er hatte sie gestern Abend vor die Tür des Hotelzimmers gestellt und am Morgen war nur noch einer da. Der Hoteljunge, der sie geputzt hatte, konnte es sich ebenfalls nicht erklären. Sir Henry drängte nun um eine Erklärung.

Endlich erzählte Dr. Mortimer dieselbe Geschichte, wie uns am Abend zuvor. Als er mit der Geschichte geendet hatte, meinte Sir Henry: "Na, da scheine ich ja in eine tolle Erbschaft hineingeraten zu sein."

Sie berieten sich noch eine Weile, bevor Sir Henry sich festlegte: "Was auch kommt, meine Antwort steht fest. Niemand kann mich daran hindern, das Schloss meiner Vorfahren zu betreten!" Dabei runzelte er finster die buschigen Augenbrauen und das Blut stieg ihm ins Gesicht. "Da ich kaum Zeit gehabt habe, über alles nachzudenken, würde ich mich gerne eine Stunde zurückziehen. Es ist jetzt halb zwölf Uhr - wie wäre es, wenn wir uns um zwei Uhr im Hotel zum Essen treffen würden?"

So verließ uns Sir Henry, begleitet von Dr. Mortimer, um ins Hotel zu gehen. "Auf Wiedersehen, bis zwei Uhr", riefen wir. Kaum war die Haustüre ins Schloss gefallen, hatte sich Sherlock Holmes in einen Mann der Tat verwandelt. Er wechselte in Windeseile seinen Schlafrock gegen einen Gehrock und stürmte, gefolgt von mir, auf die Straße.

Dr. Mortimer und Baskerville waren schon ein Stück in Richtung Oxford Street gegangen. Wir folgten ihnen in einem Abstand von hundert Metern in die Regent Street. Als unsere Freunde vor einem Schaufenster hielten, um sich die Auslagen anzusehen, taten wir es ihnen gleich. Holmes entdeckte ihn zuerst, den Wagen auf der anderen Straßenseite. Ich bemerkte, dass stechende Augen über einem dichten schwarzen Bart von der Kutsche aus zu uns blickten. Gleichzeitig flog die Klappe des Dachs auf, der Kutscher bekam einen Befehl und der Wagen raste die Regent Street hinunter.

Nachdem Holmes vergeblich nach einer eigenen Kutsche rief, versuchte er, dem Wagen in einer wilden Fußjagd zu folgen, aber der Vorsprung war zu groß. "Ha!", schnaubte Holmes missgelaunt, "so ein Pech! Wir sind grundschlecht vorbereitet!"

Mein Freund schloss aus dieser Begebenheit, dass Sir Baskerville seit seinem Eintreffen in London von irgendjemandem überwacht wurde. Und wenn man ihn bereits am ersten Tag im Visier hatte, dann würde man ihn auch am nächsten Tag verfolgen. Allerdings war der Verfolger so schlau, sich nicht auf seine Beine zu verlassen, sondern hatte einen Wagen genommen; so konnte er zurückbleiben oder vorfahren und dadurch der Aufmerksamkeit entgehen. Allerdings hat die Sache mit dem Wagen auch einen Nachteil. Er war vom Kutscher abhängig. Holmes schloss seine Ausführungen mit den Worten: "Und ich, lieber Watson, ich habe mir natürlich die Nummer der Kutsche gemerkt. 2704 - wir haben unseren Mann."

Natürlich hatte es nun keinen Sinn mehr, Dr. Mortimer und Sir Baskerville zu folgen. Wir sammelten unsere Erkenntnisse. Der Schatten war verschwunden und wir mussten zusehen, dass wir die Trümpfe, die wir in der Hand hatten, mit Bedacht ausspielten. So war uns klar, dass der Bart falsch war. Ein schlauer Mensch, der ein solches Spiel spielte, hatte nur Verwendung für so einen Bart, wenn er dahinter seine Gesichtszüge verbergen konnte.

Holmes trat in eines der Botenbüros des Bezirks ein. Der Leiter begrüßte ihn herzlich. Holmes erklärte sich kurz und bat darum, dass der Botenjunge, ein gewisser Cartwright, bei unseren Nachforschungen mithelfen durfte. Er kannte ihn von einem seiner früheren Fälle. Als der Junge von vierzehn Jahren dem Ruf folgte, blickte er mit ehrfürchtiger Bewunderung auf den berühmten Detektiv.

Sogleich erklärte Holmes dem Jungen, was er von ihm wollte: "Du kennst bestimmt die Gegend um Charing Cross. Klappere alle dreiundzwanzig Hotels in der näheren Umgebung ab. Dort suchst du dieses Blatt der Times." Holmes hielt ihm die Seite des gestrigen Leitartikels unter die Nase. "Heute Abend gibst du mir dann Bescheid, ob du sie gefunden hast. Hier hast du noch Geld, für alle Fälle."

Zu mir gewandt sagte er: "Watson, nun suchen wir den Kutscher der Nr. 2704. Danach schlagen wir uns in einer der Bildergalerien in der Bond Street die Zeit tot bis zum Mittagessen."
 


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