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Der Trotzkopf-37
日期:2023-02-06 13:57  点击:230
»Es war ihm nicht leicht geworden, ihr Jawort zu erringen, denn wenn er heute glaubte, daß sie ihn gern möge, war er morgen vom Gegenteil überzeugt. Wenn er im Begriffe war, sie zu fragen: hast du mich lieb? reizte sie ihn gerade durch Trotz und Widerstand, und das Wort erstarb ihm auf den Lippen.
 
»Endlich trug er den Sieg davon. An ihrem achtzehnten Geburtstage war es, als sie mit ihm vor die Großmama trat und jubelnd ausrief:
 
»›Ich bin Braut!‹
 
»Nun, glaubt ihr, Lucie ist eine andre geworden? Das Glück und die Liebe haben sie nachsichtiger gestimmt, nicht wahr, ihr glaubt, das könne nicht anders sein? – Wie seid ihr im Irrtum! Das Gegenteil war der Fall. Ihr Widerstand trat gegen den Mann, den sie von ganzem Herzen liebte, oftmals heftiger hervor, als je vorher.
 
»Welche Mühe gab er sich, sie von diesem Fehler zu heilen, wie eindringlich und liebevoll stellte er ihr die Folgen desselben vor; sie hörte ihn an und versprach sich zu bessern, – aber ihr Wort hielt sie nicht, – – leider! – Hätte sie es gethan, wie viel Kummer und Herzeleid hätte sie sich erspart!«
 
Einen Augenblick hielt die junge Lehrerin inne, ein scharfer Beobachter hätte ihr ansehen können, wie schwer es ihr wurde, die Geschichte weiter zu erzählen, – die jungen Mädchen indessen merkten nichts davon. Sie glaubten, die Heftigkeit des Gewitters habe die Pause hervorgerufen.
 
»O bitte, fahren Sie fort,« bat Nellie, deren Augen vor Entzücken glänzten; niemals bis jetzt hatte das Fräulein ähnliches erzählt, »bitte, weiter! O, ich bin zu gierig, weiter zu wissen!«
 
Ilse saß still und sinnend da. Was sie da hörte, berührte eine verwandte Saite in ihr, oftmals hatte sie das Gefühl, als ob das junge Mädchen nicht Lucie, sondern Ilse geheißen habe. –
 
[pg 75]
»Lucies Brautzeit neigte sich zu Ende,« fuhr Fräulein Güssow fort, »in vier Wochen sollte die Hochzeit sein. An dem Morgen eines herrlichen Maitages saß das Brautpaar auf der Veranda vor dem Hause und träumte sich in die Zukunft hinein. Es wurde eine Reise nach der Schweiz und Italien geplant, – den ganzen Sommer wollten sie umherschweifen, und wo es ihnen am schönsten gefiel, dort wollten sie für den Winter ihr Nest bauen.
 
»Der Himmel wölbte sich hoch und blau über ihnen, die Frühlingssonne lachte sie freundlich an, – ringsum blühte, duftete und zwitscherte es, kein Mißton störte das wunderbare Lenzesleben.
 
»Lucie machte Pläne und malte sich aus, wie sie leben und wie sie sich einrichten wollten. Sie hing am Aeußeren und hatte eine lebhafte Phantasie, da war es denn am Ende ganz natürlich, daß ihre Wünsche und Hoffnungen bis an den Himmel reichten.
 
»Er hatte ihrem Geplauder lächelnd gelauscht, ohne sie zu unterbrechen. Da gab ihm ein unglücklicher Zufall die Frage ein: ›Wie würdest du es ertragen, Lucie, wenn wir uns ganz einfach einrichten müßten, wenn wir nicht reisen könnten – wenn wir wenig Mittel hätten, – mit einem Worte, wenn die Not an uns herantreten würde?‹
 
»›Die Not?‹ fragte sie erstaunt und sah ihn beinahe entsetzt an. ›Das wäre furchtbar!‹
 
»›Du giebst mir keine Antwort auf meine Frage, liebes Herz. Ich meine, ob deine Liebe zu mir so stark sein würde, daß du ohne Klage auch ein armseliges Los mit mir teilen würdest?‹ –
 
»Es verdroß sie, daß Curt, so hieß der Maler, durch unnütze Fragen einen Mißklang in ihre frohe Stimmung brachte.
 
»›Laß doch den Unsinn!‹ wehrte sie ab, ›wir werden nie in solche Lage kommen. Ich bin reich und deine Bilder werden hoch bezahlt.‹ 

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