»Du hast die arm, klein Frosch gemordet,« sagte sie und nahm ihn in die Hand. »O, er ist kaput! Er kriegt keine Leben wieder, niemals! Morgen früh wollen wir ihn in ein Schachtel legen und unter die Linde vergraben.«
Ilse sah traurig auf den Frosch und die Thränen traten ihr in die Augen. Sie hatte das Tierchen selbst gefangen, es stets gefüttert und eine große Freude daran gehabt, nun hatte sie es getötet durch eigne Schuld.
»Wie schlecht von mir, daß ich so dumm sein konnte!« klagte sie sich an. »Ich dachte gar nicht daran, als ich meine Sachen packte, daß er ersticken müsse. Es ging so schnell –«
Einigermaßen tröstete sie die Aussicht auf das Begräbnis unter der Linde.
»Wir machen eine kleiner Hügel,« sagte Nellie, »und pflanzen Blumen darauf. Und ein klein Holzkreuz stecken wir in die Erden und schreiben daran: Hier ruht Ilses Frosch. Er mußte sein junge Leben lassen, weil ihm der Luft ausging.«
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Dieser komische Einfall trocknete Ilses Thränen, sie mußte darüber lachen.
Als sie den ausgestopften Kanarienvogel ansah, fand sie, daß er sehr gelitten hatte. Das Köpfchen war ganz breit gedrückt und der eine Flügel hing herunter. Nellie gab ihm wieder einige Façon. Sie drückte den Kopf rund und versprach auch, den Flügel wieder gut zu machen. Sie wollte ihn am andern Tage anleimen.
»Laß mir nur machen,« sagte sie, »ich werde ihm schon wieder in die Ordnung bringen.«
»Was ist denn das?« fragte sie plötzlich und hielt Ilses Blusenkleid in die Höhe, »warum hast du diese schmacklose Robe eingepackt, – und die alte schmutzige Stiefel, – was soll damit?«
Warum? Darüber hatte Ilse selbst noch nicht nachgedacht, aber sie war ärgerlich, ihr Lieblingskostüm so verachtet zu sehen.
»Du verstehst nichts davon,« sagte sie und nahm es Nellie fort. »Es ist mein liebster und schönster Anzug! Ich mag die andern Kleider gar nicht leiden, sie sitzen so fest und sehen so geziert aus.«
»O laß mir ihn probieren,« bat Nellie, »ich will ihn anziehen.«
Dagegen hatte Ilse nichts einzuwenden. Sie half Nellie ankleiden und in wenigen Augenblicken stand diese in einem ganz wunderbaren Aufzuge da.