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Der Trotzkopf-3
日期:2023-02-02 09:03  点击:296
Die Antwort hierauf gab ihm sein Kind selbst, das heißt, sie bewies ihm, daß ihr kein Finger weh that. Laut jubelnd und lachend trieb sie einen Reif mit einem Stock über den großen Rasenplatz, und der Jagdhund, Tyras, sprang demselben nach, und wenn er mit seinen Pfoten den Reif beinahe [pg 6]erhascht hatte und ihn doch nicht halten konnte, stieß er ein ärgerliches Geheul aus, worüber Ilse sich totlachen wollte.
 
Herrn Mackets Gesicht verklärte sich ordentlich bei diesem Anblicke. Er stand auf, trat in die offenstehende Flügelthür des Zimmers und eben im Begriffe, Ilse zu rufen, hielt ihn Frau Anne davon zurück.
 
»Laß sie – ich bitte dich, – lieber Mann,« bat sie, vor Unwillen leicht errötend, und zu den Gästen gewendet setzte sie hinzu: »Es thut mir leid, nun doch die Wahrheit sagen zu müssen, indes Ilses Benehmen zwingt mich dazu.«
 
Und sie erzählte so mildernd als möglich den kleinen Vorfall. Es wurde darüber gelacht, ja Herr von Schäffer behauptete, die kleine habe Temperament und es sei schade, daß sie kein Knabe sei. Seine hochgebildete Frau konnte ihm nicht beistimmen, sie fand das wilde Mädchen geradezu entsetzlich und nannte es auf dem Heimwege ein enfant terrible.
 
Als die Gäste fortgefahren waren, blieb der Prediger noch zurück. Derselbe war ein wohlwollender, nachsichtiger Mann, der Ilsen väterlich zugethan war. Er hatte sie getauft und eingesegnet, unter seinen Augen war sie herangewachsen. Seit kurzer Zeit, seitdem die letzte Gouvernante ihren Abschied genommen hatte, leitete er auch ihren Unterricht.
 
Es trat ein augenblickliches, beinahe peinliches Stillschweigen ein. Ein jeder der drei Anwesenden hatte etwas auf dem Herzen und scheute sich doch, das erste Wort zu sprechen. Herr und Frau Macket saßen am Tische, er rauchend, sie eifrig mit einer Handarbeit beschäftigt. Prediger Wollert ging im Zimmer auf und ab und sah recht ernst und nachdenklich aus. Endlich blieb er vor dem Oberamtmann stehen.
 
»Es kann nichts helfen, lieber Freund,« redete er denselben an, »das Wort muß heraus. Es geht nicht mehr so weiter, wir können das unbändige Kind nicht zügeln, es ist uns über den Kopf gewachsen.«
 
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Der Oberamtmann sah den Prediger verwundert an. »Wie meinen Sie das?« fragte er, »ich verstehe Sie nicht.«
 
»Meine Meinung ist, geradeheraus gesagt, die,« fuhr der erstere fort, »das Kind muß fort von hier, in eine Pension.«
 
»Ilse? In eine Pension? Aber warum, sie hat doch nichts verbrochen!« rief Herr Macket ganz erschreckt.
 
»Verbrochen!« wiederholte lächelnd der Prediger. »Nein, nein, das hat sie nicht! Aber muß denn ein Kind erst etwas Böses gethan haben, um in ein Institut zu kommen? Es ist doch keine Strafanstalt. Hören Sie mich ruhig an, lieber Freund,« fuhr er besänftigend fort und legte die Hand auf Mackets Schulter, als er sah, daß dieser heftig auffahren wollte. »Sie wissen, wie ich Ilse liebe, und wissen auch, daß ich nur das Beste für sie im Auge habe; nun wohl, ich habe reiflich überlegt und bin zu dem Resultate gekommen, daß Sie, Ihre Frau und ich nicht Macht genug besitzen, sie zu erziehen. Sie trotzt uns allen dreien, was soll daraus werden? Sie hat soeben ein glänzendes Beispiel ihrer widerspenstigen Natur gegeben.«
 
Der Oberamtmann trommelte auf dem Tische. »Das war eine Ungezogenheit, die ich bestrafen werde,« sagte er. »Etwas Schlimmes kann ich nicht darin finden. Mein Gott, Ilse ist jung, halb noch ein Kind, und Jugend muß austoben. Weshalb soll man einem übermütigen Mädchen so strenge Fesseln anlegen und es Knall und Fall in eine Pension bringen? Was ist dabei, wenn es einmal über den Strang schlägt? Verstand kommt nicht vor den Jahren! Was sagst du dazu, Anne,« wandte er sich an seine Frau, »du denkst wie ich, nicht wahr?« 

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