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Trotzkopf als Grossmutter-71
日期:2022-08-31 13:32  点击:256
„Im Grunde ist es dasselbe, Kind. Glaube mir doch, wir erniedrigen uns nie, wenn wir unser Unrecht eingestehen, wem es auch sei, am wenigsten aber gegenüber einem, der uns lieb hat. Ich hab's erfahren, als ich so alt war, wie du jetzt bist, und während meines ganzen späteren Lebens habe ich den Augenblick gesegnet, da ich demütig und reuevoll vor deinem Großvater stand.“
 
Und als Irma sie fragend ansah, erzählte Ilse die Geschichte ihres trotzigen Benehmens gegen Leo, wie darauf der Bruch erfolgte und das Schuldbewußtsein sie dazu brachte, seine Verzeihung zu erbitten.
 
„Aber das war doch nicht so arg,“ flüsterte das junge Mädchen, als die alte Frau schwieg. „Denk' doch nur, ich habe einen Nichtswürdigen geliebt, und um mich an diesem zu rächen, Hans opfern wollen meiner ....“
 
„Deiner Eitelkeit,“ vollendete Ilse. „Aber gerade weil dein Vergehen vielleicht größer war, Kindchen, mußt du auch die schwere Strafe erleiden, das ist nicht mehr wie recht und billig.“
 
Irma erwiderte nichts, und auch Ilse hielt es für klüger, den Gegenstand vorläufig ruhen zu lassen. —
 
Am folgenden Tage kamen Müllers und onkel Heinz, die Heimgekehrte zu begrüßen. Alle freuten sich, sie wiederzusehen. Agnes, die nach Mauds Abreise ihre Einsamkeit oft schwer empfunden hatte, zeigte sich ausgelassen fröhlich, und bald fühlte Irma sich in ihrer altgewohnten Umgebung wieder ganz heimisch. Mit der Zeit merkten alle, daß mit dem jungen Mädchen eine große Veränderung vorgegangen war, und zwar eine sehr vorteilhafte.
 
Die früher von allen verhätschelte und bewunderte kleine Person, die nur an sich, nie an andere dachte, fing an, freundliche Rücksicht auf ihre Umgebung zu nehmen. Sie konnte jetzt stundenlang mit onkel Heinz am Schachbrett sitzen und bemühte sich gut zu spielen, während sie früher oft mit Absicht schlecht gespielt hatte, um rasch die Partie zu verlieren und erlöst zu sein.
 
Tagelang blieb sie still bei Großmutter zu Hause und verfertigte mit ihr allerhand niedliche Sächelchen für Flora, die zum Winter ein Kindchen erwartete. Wenn sie jetzt auf einige Tage nach I. ging, wurden keine tollen Streiche ausgeführt, wie bei ihrem ersten Besuche, sondern sie half getreulich der jungen Hausfrau und hörte freundlich und aufmerksam zu, wenn Flora immer wieder über das eine sprach, das sie ganz erfüllte, nämlich über das große, herrliche Glück, welches sie erwartete.
 
Was ihr aber wohl die größte Selbstüberwindung kostete — Irma ging zu Tante Elisabeth Müller, mit der sie seit jenem Besuch bei der Großmama kaum ein Wort gewechselt hatte. Sie ging allein, brachte einige Stunden bei der alten Dame zu und erzählte so hübsch und angeregt von München und war so liebenswürdig und aufmerksam, daß die Tante sie wiederholt aufforderte, doch ja bald wieder zu kommen. Später erklärte Fräulein Müller der Großmama, daß Irma ganz anders geworden sei, kaum zum Wiedererkennen. Tante Elisabeth schrieb diese vorteilhafte Veränderung ein klein wenig auch ihrer eigenen Einmischung zu und tat sich viel darauf zu gute. Großmutter Gontrau fand es klug, sie bei ihrem Wahn zu lassen und hütete sich, der alten Jungfer zu widersprechen; dadurch und durch Irmas Freundlichkeit wurde Tante Elisabeth nach und nach etwas zugänglicher, so daß sich auch bei ihr eine Veränderung zum Guten bemerkbar machte. 

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