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Trotzkopf als Grossmutter-69
日期:2022-08-30 18:06  点击:280
Ilse nahm das Köpfchen ihrer Enkelin zwischen ihre beiden Hände und küßte sie so innig und herzlich, daß jede andere Antwort überflüssig war. Dann schaute sie besorgt in das geliebte Antlitz. Es war nicht weniger schön, aber ein leidender Ausdruck lag um den kindlichen Mund, und die Vergißmeinnichtaugen blickten trübe.
 
„Siehst du nun ein, Kindchen, daß ich nicht anders handeln durfte?“ fragte sie sanft.
 
Irma nickte.
 
„Und daß ich dich vor einem großen Unglück bewahrte, indem ich dich hinderte, einen Mann zu heiraten, den du nicht liebtest?“
 
Irma erwiderte nichts und schaute nachdenklich vor sich hin.
 
„Siehst du auch ein,“ fuhr die Großmutter flüsternd fort, „daß Hans Reicher viel zu gut dazu ist, nur aus Ärger und Trotz genommen zu werden, und daß du im Begriff warst, ihm ein großes Unrecht zu tun?“
 
Wieder keine Antwort, und als Ilse sich tiefer herab beugte, sah sie, daß Irma aus den blauen Augen große Tränen in den Schoß tropften.
 
„Kindchen,“ sagte sie so leise, daß Irma es kaum verstand, „ist es wirklich wahr, ist Hans Reicher dir nicht gleichgültig?“
 
Da schlang Irma die Arme um Großmutters Hals und stammelte schluchzend:
 
„O, Großmama, ich weiß es nicht, aber ich glaube, ich habe ihn lieb.“
 
Und wie früher streichelte Ilse das blonde Köpfchen und ließ das Mädchen sich nach Herzenslust ausweinen. Endlich hob Irma das Haupt und schaute die alte Dame errötend, aber immer noch tief traurig an.
 
„Erzähle mir, Kindchen, wie das gekommen ist.“
 
„Wie kann ich das erzählen? Weiß ich's doch selbst nicht. Nach dem Abend bei onkel Heinz war ich wütend auf Hans, ich glaubte ihn zu hassen und wurde krank vor Ärger und Scham. Nach überstandener Krankheit war ich noch immer schrecklich böse auf ihn, aber ich glaube, im Stillen hoffte ich doch auf einen Brief, in dem er seine harten Worte zurücknehmen und mich bitten würde, seine Frau zu werden. Aber ich hörte nichts von ihm, wollte auch nicht an ihn denken und sagte mir wohl hundertmal an einem Tage, daß ich gar nichts von ihm wissen wolle und ihm einen Korb geben würde, wenn er um mich anhielte.
 
„Und doch mußte ich immerfort an ihn denken. Du weißt, anfangs ging ich in München oft aus und kam mit vielen jungen Herrn zusammen. Du darfst nicht denken, daß ich mir etwas darauf einbilde, und mich nicht für eitel halten, aber sie liefen mir alle nach und machten mir den Hof. O Großmama, ich fand sie sämtlich unausstehlich mit ihrem albernen Geschwätz und ihren faden Artigkeiten. So war Hans nie. Er unterhielt sich ganz schlicht und herzlich und ließ doch durchschimmern, daß er mich gern hatte. Wenn diese Modegecken mit ihren pomadisierten Schnurrbärten und ihren weibischen Gesichtern auf mich einredeten, sah ich in Gedanken Hans vor mir mit seinen breiten Schultern, seinem klugen Gesicht und seiner tiefen Stimme; wenn sie mir hundert alberne Schmeicheleien sagten und die Fingerspitzen küßten, dachte ich an Hans, der mir die Hand so kräftig drückte, daß es weh tat — und, o Großmama, selbst an Hochstein, der doch ein schöner Mann und kein Geck war, fand ich, mit Hans verglichen, keinen Gefallen mehr. Immer mußte ich an ihn denken, und nie hörte ich von ihm; da konnte ich's endlich in München nicht mehr aushalten, ich sehnte mich so sehr nach dir, und hier werde ich doch vielleicht etwas von ihm hören. Das Geschehene tut mir ja furchtbar leid, und ich bereue es aufs tiefste.“ 

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