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Trotzkopf als Grossmutter-58
日期:2022-08-30 17:22  点击:267
„Warum nicht, Großmama? Du hast selbst gesagt, ich müsse meinen Kummer überwinden, ich würde für rührselig und verschroben gehalten werden, wenn ich fortführe zu trauern. Nun wird wenigstens keiner mehr über mich lachen.“
 
„Du solltest meine Worte nicht absichtlich verkehrt auslegen,“ erwiderte die Großmama, und ihre dunklen Augen schauten Irma so strafend an, daß sie die ihren niederschlug. „Du weißt ganz gut, was ich meinte. Du bist im Begriff, eine große Dummheit zu begehen, und eine Schlechtigkeit obendrein. Wem nützt es etwas, wenn du dich und Hans unglücklich machst? Glaubst du, daß Otto von Hochstein sich das zu Herzen nehmen würde?“
 
„Es wird ihn wenigstens ärgern, wenn er sieht, daß ich ihn so rasch vergessen habe.“
 
„Und um eines so armseligen Triumphes willen, dessen du überdies noch nicht einmal sicher bist, willst du dich erniedrigen, indem du einen Mann heiratest, den du nicht liebst! Das verbiete ich dir, Irma. Ich warne dich, ich will das nicht.“
 
„Aber ich will!“ rief Irma auffahrend und in einem Tone, den sie ihrer Großmutter gegenüber noch nie angeschlagen hatte. „Wenn Hans um mich anhält, nehme ich ihn; ich will doch sehen, wer mir das verbieten kann.“
 
Mit flammenden Augen stand sie vor der alten Dame.
 
Ilse blickte sie an und erkannte sich selbst in dem aufgeregten, überreizten Kinde wieder, das jedem Vernunftgrunde unzugänglich war und alles opfern wollte, um seinem trotzigen Sinne zu folgen. Die alte Frau fühlte ihren Zorn schwinden; sie begriff, daß der Kummer und die Enttäuschung, die Irma erfahren hatte, schlecht auf ihren Charakter wirkten, anstatt sie demütig und geduldig zu machen, den Geist des Widerstandes und gekränkten Stolzes in ihr weckten. Sie sah ein, daß mit Gewalt und Strenge hier nichts auszurichten war.
 
„Wirst du Hans sagen, was du erlebt hast?“ fragte sie ruhig.
 
„Nein, natürlich nicht.“
 
„So hast du also die Absicht, ihn zu betrügen?“
 
„Otto hat mich auch betrogen.“
 
„Ist das ein Grund? Mußt du ebenso schlecht sein wie er?“
 
„Das ist mir ganz egal,“ rief Irma heftig. „Du kannst stundenlang reden, Großmama. Ich will der Welt zeigen, daß Irma von Holten um einen neuen Anbeter nicht verlegen ist, wenn der alte sie im Stich gelassen hat.“
 
„Denke darüber nach, Kind, ich warne dich zum letzten Male.“
 
Aber Irma wandte sich ab und gab keine Antwort mehr. 

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