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Trotzkopf als Grossmutter-49
日期:2022-08-29 17:56  点击:288
Traurig und niedergeschlagen verbrachte Irma die nächsten Tage. Oft nahte sich ihr die Versuchung, trotz dem gegebenen Versprechen Otto heimlich von dem Vorgefallenen zu unterrichten. Aber ihr besseres Ich trug den Sieg davon. Wenn sie bedachte, daß die Großmutter sie weder beaufsichtigte, noch jemals fragte, wohin sie wolle, wenn sie sich zum Ausgehen rüstete, noch ihre Briefe nachsah, dann fühlte sie, daß sie sich verachten müßte, daß sie nie mehr wagen würde, die Augen aufzuschlagen, wenn sie sich dieses Vertrauens unwert zeigte.
 
Sie war zu Agnes gegangen, hatte ihr unter Tränen ihr Herz ausgeschüttet, und ihrem Zorn über Fräulein Müller in den kräftigsten Ausdrücken Luft gemacht. Aber obwohl Agnes gerne zugab, daß Tante Elisabeth auch jetzt wieder, wie immer, unausstehlich gewesen war, fand Irma weiter keinen Trost bei ihr, denn sie verhehlte ihre Freude nicht, daß die Geschichte endlich herausgekommen war. Jetzt würde es sich zeigen, ob der glänzende Otto von Hochstein es aufrichtig meinte, oder ob all seine schöne Reden nicht nur hohle Phrasen waren. Agnes frohlockte innerlich geradezu über diese Wendung und wäre nur zu gern mit Ilse gegangen, um das Gesicht des jungen Herrn zu sehen, wenn er an Stelle der lieblichen, unschuldigen Enkelin die strenge, ehrwürdige Großmama erblicken würde. Dennoch enthielt sie sich des Spottes, als sie sah, wie tief betrübt die Kleine war, und bemühte sich redlich, sie aufzumuntern.
 
Irma hatte bisher ein unerschütterliches Vertrauen in Otto gesetzt; aber während sie ihn in warmen Worten rühmte und behauptete, Großmama und Agnes würden bald einsehen, wie unrecht sie ihm durch ihre Zweifel taten, nagte doch die Unruhe an ihrem armen Seelchen, und sie weinte in der Stille heiße Tränen bei dem Gedanken, ihr angebeteter Held könne die Probe vielleicht nicht mit Glanz bestehen. Was dann geschehen würde, wußte sie nicht und wagte auch gar nicht, danach zu fragen, denn sie bildete sich ein, sicher vor Gram zu sterben, wenn sie gezwungen würde, von ihm abzulassen.
 
Ilse bemerkte wohl, was in der Seele ihrer Enkelin vorging. Sie hatte Mitleid mit ihr und suchte ihr Zerstreuung zu verschaffen; aber obgleich Irma nie darüber sprach, war sie doch so erfüllt von ihrem Kummer, daß alles andere sie gleichgültig ließ. onkel Heinz konnte es nicht mit ansehen, wie sein kleiner Liebling sich in Angst verzehrte, und tat alles, um sie aufzuheitern. Irma wußte, daß er bei Fräulein Müllers Besuch zugegen gewesen war, und als sie ihn danach zum erstenmal wiedersah, geriet sie in die peinlichste Verlegenheit. Der Professor aber machte es ihr leicht, er strich ihr liebevoll über den hübschen Krauskopf, murmelte etwas von „alles zurechtkommen, und der garstigen alten Jungfer mal 'ne gute Lehre geben“, so daß Irma ihn mit Tränen in den Augen dankbar anlächelte, ihm einen Kuß gab und ihm zuflüsterte:
 
„onkel Heinz, du bist der Beste, und dich hab' ich auch am allerliebsten.“ —
 
Es war ein herrlicher Frühlingstag, alles blühte und duftete. Flieder und Goldregen fingen an zu knospen, wie riesige Hochzeitsbuketts leuchteten die Obstbäume, überall zeigte das frische, junge Grün seine immer von neuem entzückende Schönheit.
 
In heiterster Stimmung, die leuchtende Pracht um ihn her in vollen Zügen genießend, angeregt und gehoben durch das überall ausschlagende, junge, muntere Leben, schritt Otto von Hochstein durch das Wäldchen, in dem er schon so oft Irma erwartet hatte. Er freute sich auf ihr Erscheinen, sah im Geiste schon voraus, wie sie binnen wenigen Minuten vor ihm stehen würde, liebreizend anzuschauen in dem neuen, schönen Frühjahrskostüm, von dem sie ihm letztmals erzählt hatte, wie sie ihn mit den wunderbar tiefen Blauaugen unter holdem Erröten ansehen, wie er mit ihr so freundlich und überzeugend reden würde, daß sie alles glaubte, was er ihr erzählte, und wie er endlich wagen dürfte, einen Kuß auf die kirschroten Lippen zu drücken, die so schelmisch und bezaubernd lächeln konnten.
 
Aber wo blieb sie nur? Sonst ließ sie nicht so lange auf sich warten, ja, es kam sogar vor, daß sie die Erste am Platze war. Der junge Mann lächelte selbstgefällig in dem Gedanken, wie unwiderstehlich das schöne Mädchen ihn eigentlich finden mußte. Allmählich ergriff ihn eine sonderbare Unruhe, und er trat aus dem Wäldchen heraus, um die Straße zu überschauen. Nein, Irma ließ sich nicht blicken, nur eine hochgewachsene Dame näherte sich eiligen Schrittes. Da hielt er es für richtiger, sich zurückzuziehen und hinter dem hoch aufgeschossenen Buschwerk zu verbergen. Ungeduldig eine Melodie summend, ging er hin und her; er wollte sie ein bißchen abkanzeln. Was bildete sich die Kleine denn ein, ihn so lange warten zu lassen!
 
Plötzlich vernahm er dicht hinter sich das Rauschen eines Kleides. Fröhlich drehte er sich um, ein Scherzwort auf den Lippen, blieb aber wie versteinert stehen, als er in der vornehm in schwarz gekleideten Dame Frau Gontrau erkannte. 

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