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Trotzkopf als Grossmutter-47
日期:2022-08-29 17:55  点击:271
„Das glaube ich nicht,“ versetzte Ilse, „sie wird schweigen, weil ich sie darum gebeten habe. Sie waren unverzeihlich grob gegen sie, onkel Heinz; aber viel Worte darüber zu verlieren hilft nichts. Was sollen wir tun?“
 
„Nun,“ nahm der alte Herr heftig das Wort, „dem Jungfräulein tüchtig den Kopf waschen und ihr für die Zukunft solche Streiche verleiden; mit dem jungen Menschen aber werde ich Abrechnung halten, das können Sie getrost mir überlassen, ich will's ihm ordentlich geben.“
 
„Und damit, glauben Sie, ist alles getan?“ fragte die Großmutter mit trübem Lächeln.
 
„Was wollen Sie denn noch mehr? Natürlich hat der junge Taugenichts allein schuld; wenn Sie's verlangen, Frau Ilse, will ich ihn lendenlahm prügeln — das hat er wahrlich verdient.“
 
„onkel Heinz, onkel Heinz! Da sieht man wieder, daß Sie ein einseitiger, unverbesserlicher Junggeselle sind, der von zarten Herzensangelegenheiten auch nicht das mindeste versteht.“
 
Der Professor hielt in seinem Auf- und Abhumpeln inne; solch ein Ausfall von Ilse Gontrau ärgerte ihn noch immer und trieb ihm trotz seiner mehr als siebzig Jahre das Blut in die Wangen.
 
„So,“ sagte er unwirsch, „Sie haben mit den Jahren noch immer nicht verlernt, heftig zu sein, Frau Ilse.“
 
„Und Sie haben die Jahre nicht klüger gemacht,“ versetzte sie hitzig. „Sehen Sie denn nicht ein, daß wir durch herrisches und rücksichtsloses Auftreten die Sache nur verschlimmern würden? Wenn Irma und der junge Mann sich lieben oder sich zu lieben einbilden, können einige Scheltworte von uns die Liebe nicht aus ihren Herzen reißen.“
 
„Da mögen Sie wohl recht haben,“ meinte onkel Heinz, ziemlich abgekühlt. „Aber was wollen Sie denn tun?“
 
„Das weiß ich nicht. Zuerst und vor allen Dingen mit Irma sprechen und hören, was sie zu sagen hat.“
 
„Natürlich, und da sie nun wohl bald herunterkommen wird und Sie diese Unterredung nicht aufschieben werden, will ich gehen.“
 
„Das ist nicht nötig; Sie wissen nun alles, und ich kann mit Irma in Ihrem Beisein sprechen.“
 
„Nein, Frau Gontrau, bin ich auch nur ein alter, einseitiger, unverbesserlicher Junggeselle, soviel Takt und Verständnis besitze ich denn doch noch, um herauszufühlen, daß ein junges Mädchen eine derartige Beichte doch lieber Ihnen allein ablegt.“
 
Ilse reichte ihm die Hand.
 
„Verzeihen Sie,“ bat sie sanft, „ich war heftig und ungerecht, ich meinte es aber nicht böse.“
 
Er schaute sie unter seinen buschigen Brauen freundlich an, drückte fest ihre Hand und ging.
 
Einen Augenblick später steckte Irma ihr Köpfchen zur Tür herein.
 
„Ist sie fort?“ fragte sie mit schelmischem Ausdruck. „Was, und onkel Heinz hat dich auch schon verlassen, Großmama? Weshalb ist er so früh fortgegangen?“
 
Sie erhielt keine Antwort, und als sie fröhlich näher trat, bemerkte sie, daß die Großmutter mit ernster, bekümmerter Miene nach ihr schaute.
 
„Was ist denn los?“ forschte sie, die alte Frau zärtlich umarmend; „hat das verschrobene Fräulein Müller etwas gesagt, was dich ärgert?“
 
Großmutter Ilse schlang ihre Arme um das junge Mädchen und zog es auf ihren Schoß.
 
„Irma,“ sagte sie ohne Umschweife, „du hast mich belogen, als ich dich neulich fragte, ob zwischen dir und dem Baron von Hochstein keinerlei Beziehungen beständen.“
 
Irma wurde totenbleich und wollte aufspringen, doch mit sanftem Zwang hielt die alte Dame sie zurück. Entsetzt schaute das junge Mädchen sie an und las auf dem geliebten alten Gesicht einen so schmerzlichen, traurigen Vorwurf, daß es plötzlich in leidenschaftliches Schluchzen ausbrach.
 
Ilse streichelte das blondgelockte Köpfchen, sprach aber kein Wort.
 
„Großmama,“ schluchzte Irma, „bist du mir böse?“
 
„Ich bin betrübt, Kindchen, weil du kein Vertrauen zu mir hattest. Erzähle mir nun alles.“
 
„Ich darf nicht,“ stammelte Irma, „er hat es mir verboten.“
 
„Wer?“
 
„Otto.“
 
„Dann hat er sehr unrecht gehandelt, aber da das Geheimnis nun doch herausgekommen ist, siehst du wohl ein, daß du dein Versprechen nicht halten kannst.“
 
„Aber woher weißt du's denn, Großmama? Hat Agnes es dir erzählt?“
 
„Agnes? Nein. Fräulein Müller hat dich mehrmals mit ihm gesehen.“
 
Irma bedeckte ihr Antlitz mit beiden Händen und weinte bitterlich.
 
„Siehst du nun ein, Kind,“ fuhr Ilse in mildem und doch festem Ton fort, „daß es das beste ist, mir zu vertrauen und alles zu erzählen? Vielleicht finde ich dann noch eine Entschuldigung für dich; beharrst du bei deinem Schweigen, so ist mir das unmöglich.“ 

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