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Trotzkopf als Grossmutter-40
日期:2022-08-29 17:42  点击:296
„Warum hast du keine Füll- oder Gasöfen?“ fragte Irma, „dann brauchtest du dich gar nicht darum zu kümmern.“
 
„Ach, die mag Gustav nicht. Er sagt, das sind häßliche, unkünstlerische Dinger; er will das Feuer und die Flammen sehen, das bringt ihn auf gute Gedanken und regt ihn an.“
 
„So! Aber sag' mal, Flora, du siehst eigentlich sonderbar aus. Gehst du immer in solch einem weißen Kleide?“
 
Floras Toilette war in der Tat höchst eigenartig. Ihr langes, schleppendes, weißes Gewand, am Halse ein wenig ausgeschnitten, mit weiten, hängenden Ärmeln, und ihr blondes, aufgelöstes Haar, das nur von einem schmalen, goldnen Bande zusammengehalten wurde, erinnerten sehr an Theater oder Maskenball.
 
„Findest du es nicht schön?“ fragte sie, indem sie sich um sich selbst drehte, damit Irma sie von allen Seiten bewundern könne.
 
„Ja, es steht dir sehr gut, aber es ist doch ein bißchen komisch, sich so zu kleiden; ich finde es geziert und auffallend.“
 
„Gustav hat's gern, wenn ich mich so kleide und das Haar aufgelöst trage; dann bin ich in seinen Augen Elsa.“
 
„Wird er nun bald als Schwanenritter erscheinen?“ fragte Irma spottend.
 
„Nein, das geht natürlich nicht, aber Gustav sagt, die Menschen, die alles, was ein bißchen vom Althergebrachten abweiche, geziert fänden, seien eben ganz und gar nicht künstlerisch veranlagt.“
 
Irma schaute ihre junge Schwägerin erstaunt an; aber sie sah sofort ein, daß Flora nicht beabsichtigt hatte, ihr etwas Anzügliches zu sagen. Sie wiederholte nur die Worte ihres Gatten wie eine auswendig gelernte Aufgabe.
 
Sie gingen jetzt zusammen nach oben, und Irma mußte das ganze Haus bewundern. Die Einrichtung war wirklich höchst geschmackvoll, aber sämtliche Zimmer und Schränke zeigten die Spuren weitgehendster Unordnung. Die mit hellen Seidenstoffen bezogenen Sessel und Sofas waren voll Flecken, und die unglaublichsten Dinge lagen überall umher. Im Schlafzimmer waren Notenbücher über den Boden verstreut, und auf dem ungemachten Bett mit herunterhängender Spitzendecke lagen Schreibmaterialien neben einem halb beschriebenen Notenblatt. Gustav hatte beim Ankleiden eine Eingebung gehabt und sofort seine Gedanken zu Papier gebracht, dann aber keine Zeit gefunden, die Arbeit durchzusehen. Nun durfte niemand daran rühren, ehe er heimkehrte. Irma war gewiß keine vollendete Haushälterin, aber bei Großmama Gontrau herrschte eine so tadellose Ordnung und anheimelnde Gemütlichkeit, daß sie sich unwillkürlich über dies tolle Durcheinander ärgerte.
 
„Wie kommt es, Flora, daß deine schönen Stühle schon so arg schmutzig sind?“ fragte sie, als sie wieder unten waren.
 
„O, das haben die abscheulichen Mägde getan,“ versetzte Flora. „Sag mal, Irma,“ fuhr sie, ihre Schwägerin mit großen, erschrockenen Augen ansehend, fort, „findest du es hier nicht nett?“
 
„Na, um der Wahrheit die Ehre zu geben, wenn ich erst so kurze Zeit verheiratet wäre und so viele schöne Sachen hätte, würde ich sie doch mehr in acht nehmen.“
 
„Ich tue, was ich kann,“ sagte Flora ernst, „aber es ist so schwer. Gustav meint, es käme darauf nicht an. Er selbst ist so zerstreut, er denkt nur an seine Musik, ist nie bei der Sache. Gestern z. B. goß er den Wein auf die Teller statt in die Gläser; er nimmt allerhand Dinge mit nach oben, die nicht in die Schlafstube gehören, und vergißt sie an ihren Platz zurückzustellen; ich will gern alles in Ordnung halten, aber ich bin so nervös, mache häufig Flecken, und zerbreche viel.“
 
„Das ist sehr schade,“ meinte Irma.
 
„Das ärgste aber von allem sind die Dienstmädchen. Ich glaube, diese Lisa ist die fürchterlichste, die ich noch gehabt habe. Stelle dir vor, morgens tritt sie bei mir an und fragt mich allerlei, was ich nicht weiß. Ich habe doch keine blasse Ahnung, wieviel Fleisch oder Fisch oder Gemüse oder Butter ich brauche, und die Preise kenne ich erst recht nicht. Verstehst du das alles?“
 
„Alles nicht, aber so 'ne schwache Idee habe ich doch davon.“
 
„Ich nicht. Großmama Flora sagte immer, der Haushalt ginge von selbst, den brauchte man nicht zu lernen. Mama hat zwar in letzter Zeit versucht, mir einiges zu zeigen, aber ich war so von meiner Liebe zu Gustav erfüllt, daß ich nicht aufpaßte. Nun tut mir das leid. Jetzt, wo du hier bist, kannst du mich belehren, ja?“
 
„Viel wird das nicht sein; aber so gut ich kann, will ich dir gern helfen.“
 
„Wirst du dich auch vor Lisa fürchten?“
 
„Nein, sie ist doch nur die Magd.“
 
In diesem Augenblick trat die, von der sie soeben gesprochen, ins Zimmer.
 
„Es ist Zeit, den Tisch zu decken,“ sagte sie barsch, und dann fuhr sie, zu Flora gewendet, fort:
 
„Geben Sie mir die Schlüssel zum Wäscheschrank und zum Weinkeller.“
 
Irma gab ihrer Schwägerin einen Wink, daß sie es verkehrt finde, dem Mädchen die Schlüssel zu überlassen, wandte sich aber verlegen ab und betrachtete aufmerksam einen Kupferstich an der Wand, als Lisa sie mit herausforderndem Blick ansah, und die Hände in die Seiten stemmte. 

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