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Trotzkopf als Grossmutter-37
日期:2022-08-29 17:39  点击:241
Agnes seufzte, gab ihrer Cousine einen Kuß und entfernte sich rasch, denn sie glaubte in der Ferne die hohe Gestalt Hochsteins zu erkennen. Nach einigen Minuten schaute sie sich um. Ein Gartenzaun entzog sie den Blicken der beiden, sie selbst aber konnte deutlich sehen, wie Irma und der Student unter einem Regenschirm zusammen weitergingen, bis sie im nahen Wäldchen verschwanden.
 
Bedrückten Gemüts begab Agnes sich in die Konditorei. Zum Glück waren keine Gäste dort. Sie setzte sich ans Fenster und bestellte Schokolade und Kuchen. Irma würde gewiß verfroren und betrübt ankommen und ein warmes Getränk ihr gut tun. Wenn sie jetzt nur tapfer war und fest blieb, dann nahm diese ganze elende Geschichte ein Ende. Agnes fühlte sich so zu sagen mitschuldig an dem Betrug, weil sie Schweigen gelobt hatte, und doch sah sie ein, daß sie ihr Wort nicht brechen durfte.
 
Während sie bei sich das für und wider überlegte, verging die Zeit. Sie sah nach der Uhr, eine halbe Stunde war schon verstrichen. Die Schokolade wurde kalt, sie wollte frische bestellen, wenn Irma kam. Himmel, wie lange dauerte das! Ob sie Abschied nahmen? Agnes fing an unruhig zu werden und stand im Begriff, sich nach dem Ort des Stelldicheins zu begeben. Da knarrte die Ladentür. Gott sei Dank, Irma trat ein mit strahlendem Gesicht, glühenden Wangen und glänzenden Augen. Agnes flog ihr entgegen.
 
„Ich brauche nicht zu fragen,“ rief sie, „alles ist gut?“
 
Irma nickte, setzte sich an den Tisch und nahm sofort von dem Kuchen.
 
Agnes freute sich aufrichtig, Otto stieg in ihrer Achtung, und sie bereute, daß sie ihm oft in ihren Gedanken unrecht getan hatte.
 
„Du mußt vergessen, daß ich an Otto zweifelte und sagte, er meine es nicht gut mit dir. Ich sehe, daß ich mich geirrt habe,“ sagte sie.
 
„Er ist ein Engel,“ versetzte Irma, „wenn du ihn später kennen lernst, wirst du das selber finden.“
 
„Na, das ist ja nicht gerade nötig, aber nun erzähle wie es war. Fand er's gleich in der Ordnung, daß die Heimlichkeit aufhören soll? Hat er wohl gar schon mit seinen Eltern gesprochen? Wann wird eure Verlobung veröffentlicht?“
 
Irma hatte den dritten Kuchen verzehrt, schob nun den Teller zurück und rührte nachdenklich in der Schokolade.
 
„Otto sieht sehr wohl ein, daß dieser Zustand auf die Dauer unhaltbar ist,“ begann sie, „daher begreift er auch, daß ein Ende damit gemacht werden muß.“
 
„Recht so. Ich fürchte nur, Irma, Großmama wird doch ein bißchen böse auf dich sein, aber du bist ihr Liebling, da wird sie's schon verzeihen. Du sagst es ihr doch natürlich noch heute?“
 
„Nein, heute nicht.“
 
„Was?“ Agnes fiel wie aus den Wolken.
 
„Nein,“ fuhr Irma etwas nervös und gereizt fort. „Du brauchst dich nicht gleich zu ereifern. So rasch geht das nicht. Otto muß erst eine günstige Gelegenheit abwarten, seine Eltern vorzubereiten.“
 
„Himmel, Irma, was hat er dir denn wieder vorgeflunkert? Das ist ja immer die alte Leier.“
 
„Die alte Leier. Hör' mal, du hast selbst gesagt, daß du Otto unrecht getan hast; nun fängst du schon wieder an.“
 
„Ich höre,“ versetzte Agnes, mit einem Gesicht, auf dem Ungeduld und Entrüstung deutlich zu lesen standen.
 
„In drei, höchstens vier Monaten macht Otto sein Examen. Daß er durchkommt, ist sicher, er ist ja so klug. Seine Eltern werden riesig erfreut sein, denn in den ersten Semestern hat er viel gekneipt und gebummelt, aber wenig studiert. Wenn er durchkommt, kann er von seinen Eltern verlangen, was er will — dann will er ihnen alles sagen, und es unterliegt keinem Zweifel, daß sie ihre Einwilligung geben.“
 
„Und in der Zwischenzeit?“
 
„Bleibt alles natürlich, wie es ist. Was bedeuten drei bis vier Monate? Nun wir wissen, daß es nur noch so kurze Zeit dauert, wäre es doch mehr als dumm, alles durch zu frühe Veröffentlichung aufs Spiel zu setzen.“
 
Agnes sagte nichts. Sie stand auf und bezahlte, was sie verzehrt hatten. Dann setzte sie sich noch einmal, schwieg aber.
 
„Warum sagst du nichts?“ fragte Irma endlich mit bedrückter Miene.
 
„Ach, du lieber Augustin, alles ist weg, weg, weg,“ sang die andere.
 
„Agnes,“ rief Irma zornig, „du bist unausstehlich!“
 
„Bin ich? So? Na, dann wollen wir nur nach Hause gehen, mein armes, dummes Prinzeßchen.“
 
Die Kleine war sehr böse. Mit stolz erhobenem Haupte schritt sie neben ihrer Cousine her und sagte ihr sehr kühl Lebewohl, als sie an ihrer Wohnung angelangt waren.
 
Einige Tage später erhielt Frau Gontrau einen Brief von ihrem Großsohn Gustav von Holten, mit der Bitte, ihm Irma doch einige Wochen nach I. auf Besuch zu schicken. Er selbst wäre durch seine rege Berufstätigkeit viel von Hause fort und sein noch so wenig an das Stadtleben und die neue Umgebung gewöhntes Frauchen fühle sich ein bißchen einsam. Es wäre daher herrlich, wenn sie für eine Zeitlang Gesellschaft bekäme.
 
Das Blut stieg Irma in die Wangen, und ihre Augen glänzten vor Freude. Wie entzückend in I. auf Besuch zu sein und dort vielleicht Otto häufig zu begegnen! 

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