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Trotzkopf als Grossmutter-35
日期:2022-08-29 17:37  点击:259
Das war ein Schreck, es wurde gehandelt und gebettelt, aber der Schweinehirt bestand auf seiner Forderung.
 
„In Gottes Namen,“ sagte die Prinzessin zu ihren Begleiterinnen, „aber ihr müßt dicht um mich herumstehen, damit mich wenigstens niemand sieht.“
 
Die Hofdamen umringten sie, breiteten ihre Kleider aus, der Schweinehirt bekam zehn Küsse, und sie erhielt den Topf.
 
Nun machte der geschickte Jüngling eine Spieldose, wenn die aufgezogen wurde, spielte sie alle Walzer und Polkas, die auf der Welt existieren.
 
„Das ist ja superbe,“ rief die Prinzessin, „fragt ihn, was er dafür haben will, aber küssen tu ich ihn nicht wieder.“
 
Der Schweinehirt verlangte hundert Küsse; da ging die Kaisertochter böse fort.
 
Aber die Spieldose war doch zu wundervoll, und als die Prinzessin einsah, daß der Schweinehirt sie nicht anders hergab, mußten die Hofdamen wieder einen Kreis schließen, und sie ließ sich küssen.
 
„Was mag das wohl für ein Auflauf beim Schweinestall sein?“ dachte der Kaiser, der verwundert sah, wie alle Hofdamen auf einem Klümpchen beisammen standen, und trotzdem er noch in Pantoffeln war, lief er eilig hinunter, um zu sehen, was es gäbe.
 
Sobald er den Hof betrat, ging er ganz leise, und die Hofdamen hatten so viel zu tun, die Küsse zu zählen, daß sie seine Anwesenheit nicht bemerkten. Er erhob sich auf den Zehen und wurde so wütend, als er sah, wie sich seine Tochter von dem Schweinehirten küssen ließ, daß er beiden die Pantoffeln um die Ohren schlug und sie vom Hof herunterjagte.
 
Da standen sie nun in Regen und Kälte, die Prinzessin weinte, und der Schweinehirt fluchte.
 
„Ach, ich unglückliches Geschöpf,“ schluchzte sie, „hätte ich doch den Prinzen genommen und die Rose und die Nachtigall nicht fortgeworfen; wie dumm bin ich gewesen!“
 
Der Schweinehirt ging hinter einen Baum, wischte sich das Schwarze aus dem Gesicht, warf die schlechten Kleider von sich und trat nun im fürstlichen Gewande hervor, so schön, daß die Kaisertochter sich verneigen mußte.
 
„Ich will nichts mit dir zu schaffen haben,“ sagte er. „Du wolltest keinen ehrlichen Prinzen heiraten; die Rose und Nachtigall hast du verachtet, aber den Schweinehirten konntest du um einer Spielerei küssen. Das hast du nun davon!“
 
Dann ging er in sein kleines Königreich und schlug ihr die Türe vor der Nase zu. Da konnte sie draußen stehen und singen:
 
„Ach, du lieber Augustin,
Alles ist weg, weg, weg!“
„Das war sehr hübsch,“ meinte Irma mit erzwungenem Lächeln, „ich sehe nur nicht ein, was dies Märchen mit mir oder Hans Reicher zu schaffen hat.“
 
„Dann bist du gerade so dumm wie die Prinzessin,“ versetzte der alte Herr trocken, sie von sich weg schiebend.
 
Agnes blickte Irma vielsagend an, aber an diesem Abend fand sie keine Gelegenheit, ihre Cousine allein zu sprechen.
 
Wußte onkel Heinz am Ende gar, daß sie mit Otto von Hochstein im geheimen Briefe wechselte, ihn auch mitunter an einem vorher verabredeten Platze traf? Irma erbebte bei diesem Gedanken; sie fragte Agnes, was sie davon dächte, aber diese meinte, onkel Heinz ahne nichts; denn wäre das der Fall, so würde er sicher mit der Großmama darüber gesprochen haben; er sei doch nicht der Mann, so etwas zu verschweigen. Nein, er zog nur seine Schlüsse aus Irmas Benehmen gegen Hans und aus dem, was er bei der bewußten Landpartie beobachtet hatte.
 
Trotzdem riet Agnes ihr, vorsichtig zu sein, und nahm gleichzeitig nochmals die Gelegenheit wahr, ihr das Unrecht vorzuhalten. Sie bemühte sich, Irma zu überzeugen, daß Otto es unmöglich gut mit ihr meinen könne, wenn er fortfuhr zu verlangen, daß sie ihre nächsten Angehörigen so hintergehen solle. Anfangs hatte er doch nur von einigen Wochen gesprochen, bis es so weit sein werde, daß sie ihrer Großmutter alles erzählen könne; nun waren bereits Monate ins Land gezogen, und noch immer gebot er ihr Schweigen.
 
Unter Tränen und Seufzen mußte Irma zugeben, daß die Cousine recht hätte; aber sie liebte Otto zu sehr, sie könnte nicht von ihm lassen, sie würde sterben, wenn alles aus sein müßte.
 
„Unsinn,“ wandte Agnes ein, „daß du großen Kummer haben würdest, will ich glauben, aber an so etwas stirbt man nicht.“
 
„Wie kannst du so reden? Versetz' dich doch an meine Stelle. Würdest du nicht sterben, wenn du Ludwig entsagen müßtest?“
 
„Nein. Ich würde sehr unglücklich sein; aber ich würde mich bemühen, daran zu denken, daß es noch so viele gibt, die mich lieben: Eltern, Geschwister, Freunde, und daß ich daher nicht das Recht hätte, mich so ganz und gar meinem Schmerz hinzugeben.“
 
„Ach du,“ nahm die Kleine wieder das Wort, „du bist verlobt und bist doch so kalt, so scheußlich praktisch — du weißt ja gar nicht, was Liebe ist.“
 
„Möglich,“ versetzte Agnes, „eins aber weiß ich wohl. Wenn Ludwig mich überreden wollte, etwas Unredliches und Schlechtes zu tun, dann würde ich ihn laufen lassen, und wissen, daß er nicht der ist, für den ich ihn hielt. Die Versicherung gebe ich dir — und meinen Kummer würde ich überwinden.“ 

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