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Trotzkopf als Grossmutter-28
日期:2022-08-25 15:59  点击:269
Der alte Herr schaute sie unter seinen buschigen Augenbrauen durchdringend an, und Irma errötete unter diesem scharfen Blick.
 
„Wie kommst du mir heut nur vor, onkel Heinz?“ fragte sie. „Erst bist du bös, weil die Andern sich verliebt haben und sich verloben, und nun ich sage, daß ich an so etwas nicht denke, ist's auch nicht recht.“
 
„Bös, das ist nicht wahr. Es bringt mich nur um meine Laune, weil sie sich so verdreht anstellen und weil ich von nichts anderem mehr höre; aber sie haben recht, wenn sie heiraten. Menschen, die unverheiratet bleiben, na — du siehst ja, was daraus entsteht. Ein alter, brummiger Neidhammel wie ich, oder so ein Exemplar wie Tante Elisabeth. Darum, kleines Jungfräulein, wenn ein braver, ehrlicher Mann dir zeigt, daß er dich lieb hat, denk lieber zweimal nach, bevor du ihm 'nen Korb gibst, um irgend einem goldbeschwingten Schmetterling nachzujagen, den du doch nicht fängst.“
 
Bei diesen Worten stand Professor Fuchs auf und humpelte davon. Er hatte zur Zeit viel von der Gicht zu leiden und stampfte nun ungewöhnlich laut mit seinem Stock auf.
 
Glühend vor Entrüstung sah Irma ihm nach. Zum erstenmal in ihrem Leben war sie ernstlich böse auf onkel Heinz. Was bedeutete das? Um was kümmerte er sich? Was mochte er beobachtet haben? Sie begriff nur zu gut, daß er auf Baron von Hochstein anspielte. Was ging ihn das an? Sie hätte nie gedacht, daß er, onkel Heinz, solche Dinge überhaupt bemerke! Er brauchte sie wahrlich nicht zu warnen, sie sollte ihre Erwartungen nicht zu hoch spannen. O, wenn er wüßte!
 
Irma schaute sich im Garten um, ob auch niemand in der Nähe sei; nein, das Terrain war sicher. Nun zog sie aus ihrem Kleide ein zierliches Briefchen hervor und las es, wohl schon zum hundertstenmale. Sie wußte es Wort für Wort auswendig, aber es war ihr ein Genuß, sich immer wieder von seinem Inhalt zu überzeugen.
 
Mein gnädiges Fräulein!
Vor zwei Tagen kannte ich Sie noch nicht; ahnte ich nicht, daß es etwas so unbeschreiblich Schönes auf der Welt gäbe. Erst seit zwei Tagen lebe ich, fühle ich wenigstens, daß das Leben wert ist, gelebt zu werden. Irma, ich liebe Sie und ich muß Ihnen das sagen, auf die Gefahr hin, daß Sie mich für meine Kühnheit strafen. Denn es ist ein Vorzug, etwas so Vollkommenes, so wunderbar Schönes anzubeten. Haben Sie ein wenig Mitleid mit mir? Ich bitte nicht um Erwiderung meiner Gefühle. Das wäre zu anmaßend. Möchte die Darbietung meiner erfurchtsvollen, meiner unermeßlichen, meiner ewigen Liebe Ihnen nur nicht zuwider sein. Das ist alles, um was ich Sie anzuflehen wage. Dienstag Nachmittag zwischen vier und fünf Uhr werde ich an Ihrem Hause vorübergehen. Wenn ich Sie dann an einem der Fenster oder im Garten sehe und Sie tragen eine rote Rose im Gürtel, machen Sie mich zum glücklichsten der Sterblichen, wenn nicht — ich wage es nicht auszusprechen, welcher Verzweiflung ich dann anheimfallen würde.
 
Ich ersuche Sie um strengste Geheimhaltung; mir ist, als würde meine Liebe entweiht, wenn jemand auch nur eine Ahnung davon hätte.
 
Ihr ewig getreuer
Otto von Hochstein.
Arme kleine Irma, sie verstand nicht das Geschraubte und zugleich Triviale dieses Briefes. Sie war buchstäblich begeistert, und ihr eitles Herzchen klopfte vor freudigem Stolz.
 
„Irma, Baronin von Hochstein,“ sprach sie immer wieder leise vor sich hin. Natürlich fiel es ihr gar nicht ein, jemand Mitteilung von ihrem köstlichen Geheimnis zu machen, aber es kostete sie doch einen Kampf, Agnes gegenüber ganz zu schweigen. Das Mädchen war strahlend glücklich und sprach mit wahrer Begeisterung von Ludwig. Irma schaute sie fast mitleidig an; was war der junge Leutnant im Vergleich zu Otto? Es schien ihr, als ob die Beiden gar nicht in einem Atemzug genannt werden könnten; Agnes war zudem so von ihrem Verlobten erfüllt, daß sie keine Augen für Irma hatte und gewiß nicht mit dem richtigen Interesse ihrer wichtigen Mitteilung Gehör schenken würde.
 
Und so verhielt es sich mit allen. Die zwei großen Ereignisse im Familienkreise nahmen die Gedanken so in Anspruch, daß keiner auf Irma acht gab. Selbst Großmutter Ilse und Ruth, die sich sonst so viel mit ihrem Liebling beschäftigten, sahen nicht, wie erregt und geheimnisvoll sich das junge Mädchen benahm, wie sie ohne jede Veranlassung die Farbe wechselte, die Einsamkeit suchte und oft ganz gegen ihre Gewohnheit in sich versunken, dann wieder ausgelassen lustig sein konnte. Sie widmete ihrem Äußern noch mehr Sorgfalt als früher. Ihre Züge zeigten einen Ausdruck, der sie vielleicht noch schöner machte, aber doch von der kindlichen Unschuld, mit der sie früher die Vergißmeinnichtaugen aufschlug, himmelweit verschieden war.
 
onkel Heinz, der vielmehr beobachtete, als man vermutete, und der das Kind aufs zärtlichste liebte, kam zu der Ansicht, daß etwas im Werk sei, und machte sich seine Gedanken darüber. Da er aber nichts Gewisses wußte, hütete er sich wohl, seine Nase in Dinge zu stecken, die einen alten Junggesellen nichts angingen. Er begnügte sich, der Kleinen anzudeuten, daß er ein wachsames Auge auf sie habe. 

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