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Trotzkopf als Grossmutter-18
日期:2022-08-25 15:23  点击:257
Einige Tage darauf kamen die jungen Gäste an. Flora Werners ältester Großsohn, Ludwig Reicher, war ein schneidiger Offizier. Sein hübsches Gesicht mit dem keck aufgedrehten Schnurrbart hatte einen angenehmen Ausdruck. Es zeigte sich indessen bald, daß er nicht wenig von sich eingenommen war, und noch hatte onkel Heinz keine Stunde in seiner Gesellschaft zugebracht, da nannte er ihn in Gegenwart der jungen Mädchen schon einen Affen in Uniform; diese aber erwiderten, daß man es dem alten Brummbären nie recht machen könne, und alle erklärten einmütig den Leutnant für einen sehr netten Menschen mit feinen Manieren, der sich höchst vorteilhaft einführte. Der zweite Bruder, Hans, war ganz anders. Kurz und breit von Gestalt, stach er gewaltig gegen den schlanken, zierlichen Leutnant ab. Sein Antlitz, mit der gebräunten Farbe, den grauen Augen, dem großen Munde und der gebogenen Nase war eher häßlich zu nennen; einem erfahreneren, scharfblickenden Auge aber erschien es viel intelligenter als das Antlitz des schönen Ludwig. Wenn dieser sprach, schwieg Hans meistens; er ließ sich von seinem Bruder völlig in den Schatten stellen, und in gewisser Hinsicht war ihm das sogar angenehm; denn er zeigte sich sehr verlegen und wurde zum großen Gaudium, besonders der Amerikanerinnen, bis über die Ohren rot, wenn jemand ihn unverhofft anredete. Vorzugsweise war das der Fall, wenn Irma die großen blauen Augen zu ihm aufschlug; und da das kleine, eitle Ding sofort merkte, daß es ihn in Verlegenheit setzte, machte es ausgiebig Gebrauch davon, um hinterher mit Agnes herzlich über „den Bauer“ zu lachen. Die Jüngste, nach ihrer Großmutter Flora getauft, war eine einfache, liebliche Erscheinung mit blonden Zöpfen, auch wohl ein wenig schüchtern und verlegen, aber so sanft und gretchenhaft in ihrem ganzen Wesen, daß jeder sich gleich zu ihr hingezogen fühlte.
 
Das innige Zusammenleben von Frau Gontrau und ihren Kindern und Enkeln dehnte sich auch auf die Gäste aus, die sich bald ganz wie zu Hause fühlten. Als der Tag der Landpartie anbrach, ging der Leutnant Ludwig mit den amerikanischen Mädchen schon ganz kameradschaftlich um und flirtete lebhaft mit Agnes, was Irma ein klein wenig ärgerte. Hans wagte ganz schüchtern der bezaubernden kleinen Holten einige Komplimente zu machen, und Flora lauschte, Tränen in den Augen, dem Klavierspiel Gustavs, zu dem sie mit großer Bewunderung und Ehrerbietung emporschaute.
 
Karl hatte an dem wichtigen Tage keine Ruhe. Schon ganz früh tobte er durch das Haus, lief von Zimmer zu Zimmer und klopfte an jede Tür, um seinen Eltern, seinen Schwestern und den beiden Reichers zuzurufen, daß das Wetter schön sei. Die Sonne strahlte hell und warm vom wolkenlosen Himmel herab, und es war ein solcher Überfluß von Duft, Licht und Farbenpracht in der Natur, daß jedes Herz freudig gestimmt wurde.
 
Als Fritz und Marianne mit ihren Kindern und den beiden Gästen zu Frau Gontrau kamen, fanden sie die ganze Familie schon im Garten versammelt. Großmutter Ilse war, wie immer, schwarz gekleidet, aber mit einem so hübschen Hut auf dem krausen, schlohweißen Haar, daß Agnes, sie umarmend, erklärte, Großmama sei die schönste alte Dame, die sie kenne. onkel Heinz bemühte sich nach Kräften, ein recht grimmiges Gesicht zu machen, schaute aber doch mit vor Lebenslust funkelnden Augen unter seinem breitrandigen Schlapphut auf all die fröhlichen Menschen. Tante Elisabeth, trotz der Hitze in einem braunwollenen Kleide, einen großen Regenschirm in den Händen, prophezeite, daß die Witterung sich ändern werde. Ruth und ihr Mann mit ihrem eigenartig künstlerischen und eleganten Äußern, durch das sie überall und jederzeit auffielen, verlachten ihre Befürchtungen. Gustav, der sich mit Flora etwas abseits hielt, erzählte dieser, wie schwer es ihm fiele, einen ganzen Tag auf sein Klavierspiel zu verzichten. Irma sah so bezaubernd aus in einem weißen Mullkleidchen mit hellblau verziert, daß Hans gar nichts zu sagen wußte, Ludwig sie bewundernd anschaute und ihr eitles Herzchen vor Stolz hoch aufschwoll.
 
Nun fuhren die Wagen vor; zwei bequeme, wenn auch altmodische Fahrzeuge, die aber jetzt elegant und malerisch aussahen, so reich hatte das junge Volk sie mit Blumengewinden und Tannenguirlanden geschmückt.
 
Das war ein Leben! Großmutter Ilse und Tante Elisabeth wurden zuerst hineingehoben; letztere erkundigte sich mehrmals, ob die Pferde auch nicht wild seien, und versicherte, daß sie sich eigentlich gar nichts aus Spazierfahrten mache. Mit einem wahren Märtyrergesicht wollte onkel Heinz zwischen den beiden Damen Platz nehmen, als Agnes und Ludwig erklärten, daß er zu den jungen Leuten gehöre.
 
„Ich? Seid ihr denn ganz verrückt?“ rief er scheinbar wütend aus; „was wollt ihr mit so 'nem alten Querkopf anfangen?“
 
Irma aber warf ihm lachend einen in der Eile geflochtenen Kranz von Eichenblättern über den Hut und sagte:
 
„Siehst du, Onkel, wenn wir nun noch einen Esel hätten, könntest du gut als Silen gehen. Wir Mädchen sind die Nymphen, die jungen Leute Faune, bis auf Hans, der hat die prächtigste Gestalt für Gott Bacchus selbst.“
 
Alle lachten. Hans wurde rot, besiegte aber seine Verlegenheit und rief:
 
„Wenn ich Bacchus vorstellen soll, hab' ich als Gott zu befehlen, und dann will ich mit Ihnen allein auf der vordersten Bank sitzen, Irma.“ 

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