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德语小说:小妇人-Der Nachbarsjunge
日期:2010-09-02 11:21  点击:26

"Jo, wo bist du nur?"

"Hier!", tönte eine abwesende Stimme vom Dachboden.

Meg rannte nach oben. Jo kauerte, einen Apfel mampfend, auf dem alten, dreibeinigen Sofa unter dem sonnigen Dachfenster und war völlig in ihr Buch vertieft. Hier war Jos Rückzugsort, an dem sie niemand beim Lesen störte.

"Jo, stell dir vor", sprudelte Meg begeistert hervor und schwenkte ein edles Kuvert. "Wir haben eine offizielle Einladung von Mrs Gardiner für morgen Abend bekommen. Sie lädt dich und mich zu einem Tanz am Neujahrsabend ein. Mutter lässt uns hingehen. Es bleibt nur die Frage, was wir anziehen sollen."

"Was für eine blöde Frage", erwiderte Jo immer noch ihren Apfel kauend. "Die Popelinekleider natürlich - etwas anderes haben wir doch nicht."

"Ich hätte so gerne ein Seidenkleid. Mutter hat mir eines zu meinem 18. Geburtstag versprochen, aber das sind ja noch zwei Jahre hin."

"Ach, so schlecht sind unsere Kleider gar nicht. Nur ich Esel habe meines angesengt als ich mit dem Rücken zu nah am Kamin stand. Jetzt ist es leider nur noch vorne schön."

"Dann bleibt dir wohl nichts anderes übrig, als den ganzen Abend auf einem Stuhl zu sitzen oder mit dem Rücken zur Wand zu stehen", stellte Meg etwas resigniert fest. "Aber ich freue mich so. Jo, du musst mir versprechen, dass du dich morgen Abend ausnahmsweise wirklich damenhaft benimmst."

"Keine Sorge, ich werde mich völlig brav benehmen. Und jetzt lass mich endlich weiterlesen", brummte Jo.

Am Nachmittag vor dem Ereignis herrschte große Aufregung. Amy und Betty halfen ihren großen Schwestern bei den Vorbereitungen für den Ball und flitzten mit viel Gekicher durchs Haus.

"Igitt, was riecht hier so verbrannt", schrie Amy plötzlich.

Jo, hatte Megs lange Haare zu großen Locken auf Papierstreifen gedreht und wollte dies noch mit Hannas Brennschere verstärken. Durch den Geruch etwas skeptisch geworden, rollte sie den Wickel auf und ließ vor Schreck die Brennschere fallen. Eine dicke Strähne von Megs schönem Haar fiel angesengt zu Boden.

"Oh mein Gott! Was hast du getan?", kreischte Meg und rannte zum Spiegel. "Meine Haare! So kann ich unmöglich auf den Ball!" Sie zerrte verzweifelt an den kurzen Franzen, die an ihrer linken Stirnseite hoch standen.

"Du hättest mich gar nicht fragen sollen. Immer geht bei mir alles schief", heulte Jo los. "Es tut mir so leid. Das Eisen war zu heiß."

"Deine Frisur ist noch zu retten. Wir werden die Stelle mit einer Schleife verdecken, das ist jetzt modern, und keiner bemerkt etwas", versuchte Amy ihre Schwester zu beruhigen. Mit vereinten Kräften gelang es den Mädchen schließlich ihre Schwestern ausgehfein zu machen und selbst Jo sah mit ihren hochgesteckten Haaren richtig damenhaft aus.

"Viel Spaß, meine Lieben", wünschte Mrs March. "Hanna holt euch um elf Uhr wieder ab."

Auf dem Weg zu den Gardiners ermahnte Meg ihre Schwester nochmals ihren Rücken gut zu verbergen. "Ich versuche daran zu denken", sagte Jo. "Wink mir einfach, wenn ich irgendetwas falsch mache."

"Winken ist nun wirklich nicht damenhaft! Aber ich ziehe als Zeichen eine Augenbraue hoch, einverstanden?"

Die beiden Mädchen waren ziemlich aufgeregt, als sie beim Haus der Gardiners ankamen. Mrs Gardiner begrüßte sie freundlich und rief nach Sally, ihrer ältesten Tochter. Meg kannte Sally und kam schnell mit ihr und einigen anderen Mädchen ins Gespräch. Jo, die sich nichts aus Mädchenklatsch machte, blieb mit dem Rücken an der Wand zurück.

Der Tanz wurde eröffnet, und Jo bewunderte, wie Meg trotz ihrer zu kleinen Schuhe und den ungewohnt hohen Absätzen eine elegante Figur machte. Plötzlich sah sie einen großen rothaarigen Jungen auf sich zukommen.

"Oh je, er will mich auffordern. Ich kann auf keinen Fall tanzen, sonst sieht jeder mein kaputtes Kleid", dachte Jo entsetzt und versuchte, an der Wand entlang zu entkommen. Erleichtert entdeckte sie eine Nische, die von einem Vorhang verdeckt war, und schlüpfte rücklings hinein.

"Um Himmels Willen! Ich wusste ja nicht… ich wusste nicht, dass hier schon jemand ist", stammelte Jo erschrocken, als sie heftig mit jemandem zusammenstieß, und wollte die Nische augenblicklich wieder fluchtartig verlassen. Ein sympathisches Lachen hielt sie zurück. Jo drehte sich um und sah in das Gesicht ihres Nachbarn, den Laurence-Jungen.

"Beachten Sie mich gar nicht, und bleiben Sie, wenn Sie mögen!", bot er ihr trotz seines sichtlichen Schrecks freundlich an.

"Störe ich auch nicht?"

"Kein bisschen. Ich habe mich hier nur verkrochen, weil ich kaum jemanden kenne und mir sehr fremd vorkam."

"Mir ging's genauso", gab Jo erleichtert zu. "Wohnen Sie nicht neben uns? Dank Ihnen hatten wir ein tolles Weihnachtsdinner", Jo lachte ihn an.

"Großvater hat es geschickt. Wie geht es Ihrer Katze, Miss March?", wechselte er das Thema.

"Wunderbar, Mr Laurence. Aber ich bin einfach Jo."

"Und ich heiße Laurie. Eigentlich Theodor, aber die Jungs nannten mich immer Dora, da habe ich ihnen gesagt, sie sollen mich Laurie nennen."

Eine kurze Pause trat ein. "Möchten Sie nicht tanzen, Miss Jo?", fragte Laurie grinsend.

"Eigentlich tanze ich gern, wenn genug Platz ist - aber was ist mit dir?"

Laurie begann zu erzählen, dass er lange im Ausland gelebt hat. Von seiner Kindheit in Italien, der Schule in der Schweiz und dem Internat in Frankreich. In einem Jahr würde er aufs College gehen. Also musste er etwa sechzehn sein, überlegte Jo. Sie hätte ihn älter eingeschätzt. Laurie war ziemlich groß und sah ziemlich gut aus. Er hatte gelockte braune Haare, große dunkle Augen, eine schmale Nase und leicht gebräunte Haut. Seine Mutter war Italienerin.

Als das Orchester eine besonders flotte Polka anstimmte, frage Jo: "Magst du nicht tanzen?"

"Ja, aber nur mit dir!", gab Laurie verschmitzt zurück.

"Ich, ich… kann nicht, weil…", stammelte Jo.

"Warum?"

"Kannst du schweigen?"

Laurie nickte.

Jo zeigte Laurie den angesengten Rücken ihres Kleides und erzähle ihm, wie es dazu gekommen war.

"Ich habe eine Idee? Draußen ist ein großer, menschenleerer Flur. Wir tanzen einfach dort", schlug Laurie vor.

Gesagt, getan. Die beiden tobten so ausgelassen durch die lange Halle, dass sie sich nach einigen Runden erschöpft auf die Treppe sinken ließen, als die Musik eine Pause machte.

Genau in dem Moment stolperte Meg aus dem Tanzsaal und entdeckte die beiden. Sie gab Jo ein Zeichen, ihr in ein kleines Zimmer zu folgen. Dort ließ sich Meg sehr undamenhaft auf ein Sofa plumpsen und stöhnte laut auf. "Aua! Ich habe mir den Knöchel verstaucht. Diese dämlichen hohen Schuhe. Ich weiß gar nicht, wie ich den Weg nach Hause laufen soll", schluchzte Meg und rieb sich den dick angeschwollenen Knöchel.

"Du Arme. Was machen wir nur? Soll ich Laurie fragen, ob er uns hilft?"

"Blödsinn. Wir warten bis Hanna kommt. Das dauert wohl noch zwei Stunden, aber du könntest mir einen Kaffee holen, ich bin schrecklich müde."

Jo machte sich auf die Suche. Hinter der dritten Tür hatte sie Glück. Sie huschte hinein und holte eine Tasse Kaffee. Vor lauter Hast entglitt ihr die Tasse und der Inhalt schwappte über Jo. "Was bin ich nur für ein Tollpatsch", fluchte Jo leise.

Laurie kam gerade mit einem Teller Eiscreme und einer Tasse Kaffe vorbei und balancierte alles sehr geschickt in seiner Hand. "Kann ich dir helfen?", fragte er besorgt.

"Ich wollte Meg einen Kaffee bringen. Sie hat sich den Knöchel verstaucht und kann nicht mehr laufen. Doch dann bin ich gestolpert", sagte Jo mit verzweifeltem Blick auf die nun ebenfalls ramponierte Vorderseite ihres Kleides.

"So ein Pech. Ich werde euch mit der Kutsche meines Großvaters nach Hause bringen. Ich wollte sowieso früh gehen und komme direkt an eurem Haus vorbei."

Laurie brachte Meg seine Tasse Kaffee. Die war so angetan von seinem guten Benehmen, dass sie nach kurzem Zögern einwilligte. Kurze Zeit später saßen die beiden Mädchen in dem überdachten Einspänner. Laurie setzte sich neben den Kutscher, nachdem er Megs Knöchel fachmännisch mit frisch gefallendem Schnee gekühlt hatte.

Auf der Heimfahrt erzählte Jo ihrer Schwester, wie sie Laurie begegnet ist. Zu Hause angekommen, bedankten sich die Mädchen mehrfach bei Laurie und versuchten ohne Lärm ins Haus zu gelangen, um ihre Schwestern nicht zu wecken. Vergeblich.

"Wie war es?"

Die beiden erstatteten einen kurzen Bericht und schickten die jüngeren Schwestern dann wieder zurück ins Bett.

Als Meg und Jo sich gegenseitig beim Ausziehen halfen, meinte Jo: "Ich glaube, keine feine Dame hat sich heute mehr amüsiert als wir beide, trotz einiger Schwierigkeiten."

 


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