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德语小说:小妇人-Fröhliche Weihnachten
日期:2010-09-02 11:21  点击:34

Als Jo am Weihnachtsmorgen erwachte dämmerte es gerade. Ihr erster Blick galt dem Kamin. Doch dort waren keine Socken mit Süßigkeiten. Einen Moment war sie sehr enttäuscht, aber dann fiel ihr Mutters Versprechen wieder ein. Sie griff unters Kopfkissen - und wirklich, da war ein harter Gegenstand. Sie zog ein kleines Büchlein mit purpurrotem Einband hervor. Es war die wunderschöne, alte Geschichte "Die Pilgerreise". Am Ende hatte Mutter einige Seiten mit ihrer schwungvollen Handschrift zugefügt. Jo spürte sofort, dass ihr das Buch auf ihrem langen Weg ein guter Begleiter sein würde.

Mit einem temperamentvollen "Fröhliche Weihnachten!", weckte sie Meg und erinnerte sie an die Überraschung unter dem Kopfkissen. Meg fand ein grün eingebundenes Buch mit derselben Geschichte. Auch ihre beiden jüngeren Schwestern waren im Zimmer nebenan aufgewacht und hatten ihre Bücher entdeckt. Bettys Buch war taubengrau, das von Amy dunkelblau.

Die Schwestern blätterten in ihren Büchern und tuschelten über die persönlichen Leitsätze der Mutter, während draußen langsam die Sonne aufging. Sie beschlossen, jeden Morgen nach dem Aufstehen einige Seiten in den Büchern zu lesen.

Als es Zeit fürs Frühstück war, fragte Meg erstaunt: "Wo ist eigentlich Mutter?"

"Ich weiß auch nicht, vorhin kam ein kleiner Betteljunge und erzählte etwas von einer kranken Mutter", berichtete Hanna, "da ist sie sofort mit ihm gegangen, um zu helfen." Hanna half schon seit Megs Geburt im Haushalt der Marchs, und alle hatten die hilfsbereite Frau so ins Herz geschlossen, dass sie längst ein Familienmitglied war.

Meg zog den Korb mit den Geschenken hervor, den die Schwestern unter dem Sofa versteckt hatten. "Wo ist den Amys Flasche mit Kölnisch Wasser?", fragte sie bestürzt, als sie den leeren Platz im Korb bemerkte. Da hörten sie Schritte im Flur und wollte den Korb gerade wieder unters Sofa schieben, als sie bemerkten, dass es nur Amy war.

"Wo warst du denn?", wollte Meg wissen, die sich wunderte, dass die bequeme Amy schon so früh unterwegs gewesen war.

"Lacht mich nicht aus!", begann Amy und holte eine Flasche Kölnisch Wasser hinter ihrem Rücken hervor, die doppelt so groß war wie die fehlende. "Ich wollte doch unbedingt neue Zeichenstifte, deshalb hatte ich von meinem Dollar nur die kleine Flasche gekauft. Aber sie waren zum Glück noch unbenutzt. So konnte ich sie wieder eintauschen… ich möchte doch nicht mehr so egoismisch sein!"

Amy machte ein so ernstes Gesicht, dass nicht mal Jo Lust hatte, sie zu verbessern.

Erneut klapperte die Eingangstür und Amy steckt die Flasche schnell in den Korb und schob ihn zurück.

"Frohe Weihnachten Mutter! Vielen Dank für die schönen Bücher. Wir haben schon darin gelesen." Fröhlich riefen alle vier Schwestern durcheinander, als ihre Mutter die Tür aufmachte.

"Frohe Weihnachten, meine kleinen Damen", antwortete Mrs March und nahm ihre Mädchen der Reihe nach in den Arm. "Es freut mich, dass ihr schon mit eurer Pilgerreise begonnen habt. Ich habe auch gleich einen Vorschlag: Nicht weit von hier liegt eine kranke Frau mit ihrem neugeborenen Baby. Daneben hocken sechs Kinder in dem einzigen Bett, um sich gegenseitig gegen die bittere Kälte zu schützen. Sie haben weder Brennholz noch etwas zu essen. Was haltet ihr davon, wenn wir diesen armen Menschen unser Weihnachtsfrühstück schenken?"

Allen Mädchen knurrte der Magen. Sie hatten über eine Stunde gewartet und die Leckereien auf dem Tisch sahen verlockend aus. So delikate Sachen hatte es lange nicht gegeben. Ein paar Sekunden schwiegen alle betreten, bis Jo herausplatzte: "Was bin ich froh, dass wir nicht ohne dich angefangen haben!"

Schnell war alles eingepackt und die Schwestern machten sich zusammen mit ihrer Mutter auf den Weg.

Die Hütte bestand aus einem einzigen Raum, dessen Fenster eingeschlagen war. Die Kinder hatten sich zur Mutter und dem Baby unter eine alte, löchrige Decke gelegt. Ihre Gesichter sahen hungrig aus und die Lippen waren blau.

"Sie schickt der Himmel", rief die arme Frau. "Gott hat uns wahre Engel gesandt!"

Hanna hatte Holz mitgebracht und begann sofort, den Kamin zu schüren. Dann reparierte sie mit ein paar alten Decken notdürftig das kaputte Fenster. Erst schüchtern, dann mit Heißhunger, verschlangen die Kinder die mitgebrachten Speisen.

Obwohl die vier Schwestern nur hungrig zusahen und dabei halfen die Jüngsten zu füttern, empfanden sie dies als das schönste Frühstück ihres Lebens.

Zu Hause schmeckten Brot und Milch noch einmal so gut wie sonst. Nach den Essen ging Mrs March nach oben um für die arme Familie Hummel ein paar alte Kleider herauszusuchen. Die Mädchen nutzten die Gelegenheit, um den Geschenketisch für ihre Mutter vorzubereiten und mit Blumen zu schmücken.

Betty stimmte einen fröhlichen Marsch auf dem Klavier an. Meg führte die Mutter mit verbundenen Augen ins Zimmer und alle riefen: "Überraschung!"

Mrs March war vor Freude völlig gerührt und strahlte übers ganze Gesicht, während sie die Päckchen auspackte. Jedes Geschenk war ein Erfolg. Schuhe und Handschuhe passten wie angegossen und Mrs March steckte sich sofort ein besticktes Taschentuch mit ein paar Tropfen Parfüm in ihre Tasche.

Den Rest des Tages herrsche hektischer Betrieb. Am Abend sollte das Theaterstück von Jo aufgeführt werden. Dafür wurden Möbel zu Requisiten umgebaut, Kostüme anprobiert und die Mädchen aus der Nachbarschaft eingeladen.

Etwa ein Dutzend Freundinnen saß gespannt vor dem blauen Vorhang, hinter dem es aufgeregt raschelte. Amy kicherte hysterisch, sie war sehr nervös. Ein Glöckchen läutete und die Vorstellung begann. Nach jeder Szene gab es tosenden Applaus. Bisher hatte alles geklappt. Aber als der Hauptakteur in der Schlussszene die Prinzessin mit einer Strickleiter von Turm retten wollte, brach dieser zusammen und das Liebespaar wurde mit lautem Gepolter unter dem gebastelten Turm begraben.

"Nicht lachen! Tut so, als wäre das alles geplant", flüsterte Meg und eilte in ihrer Rolle als Don Pedro auf die Bühne und befreite die beiden. Dank Megs spontanem Einsatz nahm das Stück zwar einen leicht veränderten Ausgang, doch das Publikum war begeistert und spendete tosenden Beifall.

Da erschien Hanna auf dem Dachboden und bat die jungen Damen zu Tisch.

Als die Mädchen im Wohnzimmer ankamen, blieb ihnen die Sprache weg. So einen reich gedeckten Tisch hatten sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen: Neben Brot, Butter, Käse und Wurst standen da Kuchen, frisches Obst und eine Schale teurer französischer Bonbons.

Die Mädchen starrten wortlos den Tisch, dann ihre Mutter an, der die verblüfften Gesichter sichtlich Vergnügen bereiteten.

"War eine gute Fee hier?", fragte Amy.

"Oder der Weihnachtsmann?", fügte Betty hinzu.

"Nein, nichts davon. Der alte Mr Laurence hat die Sachen geschickt", antwortete Mrs March.

"Der Großvater des Laurence-Jungen? Wie in aller Welt kommt er auf so eine Idee? Wir kennen ihn doch kaum!", wunderte sich Meg.

"Hanna hat einem seiner Hausangestellten von euerem Weihnachtsfrühstück erzählt. Er ist ein eigentümlicher alter Kauz, aber das hat ihm gefallen. Vor vielen Jahren war er mit meinem Vater befreundet und hat mir heute Nachmittag eine höfliche Nachricht geschickt: Er hoffe, ich erlaube es ihm, seiner Freude über euer Handeln dadurch Ausdruck zu verleihen, dass er ein paar Kleinigkeiten schicken lasse."

"Die Idee stammt bestimmt von diesem Jungen. Ich bin mir sicher, er war es! Ein netter Kerl. Er schaut immer, als würde er sich gerne unterhalten, ist aber zu schüchtern. Und Meg hat mir verboten, ihn auf offener Strasse anzusprechen", erklärte Jo, während die Platten voller Leckereien von Hand zu Hand wanderten.

Der Junge, von dem die Rede war, lebte im großen Nachbarhaus bei seinem Großvater. Der alte Herr war sehr streng und ließ seinen Enkel viel lernen. Als die Katze der Familie March einmal weggelaufen war, hatte der Junge sie zurückgebracht, und sich kurz mit Jo unterhalten.

"Er hat gute Manieren, und wirkte wie ein Gentleman, als er heute die Blumen selbst vorbeibrachte", meinte Mrs March. "Er schaute sehr neugierig, als er die ausgelassene Stimmung von euch oben hörte. Sicher hätte er gerne mitgelacht. Ich habe nichts dagegen, wenn ihr euch mit ihm anfreundet, vorausgesetzt es ergibt sich eine Gelegenheit."

"Ach, was für schöne Blumen das sind. So einen tollen Strauß hatte ich noch nie", sagte Meg andächtig und roch an den exotischen Blumen auf dem Tisch.

"Ich wünschte, ich könnte meinen Strauß Vater schicken", seufzte Betty. "Er hat bestimmt kein so schönes Weihnachtsfest, wie wir."

 


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