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德语小说:海底二万里-Der Angriff
日期:2010-09-01 11:16  点击:64

Der Sturm hatte uns sehr weit nach Osten befördert. Weder Ned Land noch der Kapitän ließen sich blicken.

 


Am 31. Mai beschrieb die Nautilus den ganzen Tag lang eine Reihe von Kreislinien, die mich lebhaft beunruhigten. Sie schien einen Ort zu suchen, der schwer zu finden war.

Am folgenden Tag, dem 1. Juni, machte die Nautilus dieselben Bewegungen. Ich befand mich gerade auf der Plattform. Als der Kapitän seine Aufnahme mit dem Sextanten gemacht hatte, sprach er nur ein einziges Wort: "Hier!" und stieg wieder durch die Luke hinab.

Wir sanken, und in achthundertdreißig Meter Tiefe berührten wir den Grund. Die Fensterwände im Salon glitten zurück und ich konnte eine Erhebung erkennen, die unter einer Decke weißlicher Muscheln wie unter einem Schneemantel vergraben anmutete. Als ich die Masse aufmerksam betrachtete, glaubte ich die Formen eines Schiffs ohne Masten zu erkennen, das längst gesunken war.

Aber welches Schiff lag hier?

"Früher hieß es Le Marseillais", sagte der Kapitän, der plötzlich neben mir stand, mit kalter Stimme. "Heute, am 1. Juni ist es genau vierundsiebzig Jahre her, dass dieses Schiff in einem heldenhaften Kampf unterging. Die Mannschaft versenkte sich lieber selbst, als sich dem Feind auszuliefern. In den Geschichtsbüchern nennt man das Schiff heute Le Vengeur."

"Der Rächer", rief ich.

"Jawohl - Le Vengeur, ein schöner Name."

Seine Art zu sprechen, die Dinge über die er redete, das alles machte auf mich einen tiefen Eindruck. Wahrscheinlich würde ich niemals erfahren, wer dieser Kapitän Nemo wirklich war - woher er kam - was ihn trieb. Eines war mir klar, ein unglaublicher Hass hatte ihn und seine Mannschaft dazu bewogen sich auf die Nautilus zurückzuziehen.

Man konnte nur hoffen, dass sich dieser Hass nicht eines Tages entlud.

Als wir wieder an die Oberfläche kamen und die Luken sich öffneten, hörte ich einen dumpfen Knall. "Was war das für ein Geräusch?", fragte ich Ned Land.

"Ein Kanonenschuss, Monsieur."

Ungefähr sechs Seemeilen entfernt, entdeckte ich ein Schiff, das mit voller Kraft auf uns zuhielt. Es hatte den Aufbau und die Takelage eines Kriegsschiffes, war bewaffnet und gepanzert und aus zwei Schloten stieg Rauch.

"Wenn es noch näher kommt, stürzen wir uns ins Meer und flüchten dorthin", sagte Ned Land mit zusammengepressten Zähnen.

Gerade als ich antworten wollte, traf ein Geschoss dicht neben der Nautilus ins Wasser.

"Sind die verrückt? Sehen die nicht, dass sich hier Menschen befinden?", rief ich.

"Vielleicht schießen gerade deshalb", gab Ned zur Antwort.

Da begriff ich plötzlich. Seit dem Vorfall mit der Abraham Lincoln wusste man sicher über die Existenz des Unterseebootes Bescheid. Vermutlich wurden wir seither gejagt und in jener Nacht, als Nemo uns einsperren ließ, muss ein Kampf zwischen seinen Verfolgern und ihm stattgefunden haben. Eines war klar, die Besatzung des Kriegsschiffes würde uns töten, bevor wir die Möglichkeit hatten unsere Identität darzulegen.

Immer häufiger trafen die Geschosse dicht neben der Nautilus ins Meer.

"Ich hab's!", rief der Kanadier und riss sich sein Hemd vom Leib. "Wir müssen Signale geben, dann merken sie, dass wir keine Feinde sind.

Doch er kam nicht zum Schwenken, ein furchtbarer Faustschlag streckte ihn zu Boden.

"Elender!", donnerte der Kapitän, der plötzlich hinter uns aufgetaucht war. "Ich nagele dich an die Front der Nautilus und ramme dich damit in den Rumpf dort drüben."

Ich war fassungslos. Nicht nur die Wortwahl, vor allem das totenbleiche, vom Hass zerfressene Gesicht, jagten mir große Angst ein. Er brüllte uns an, wir sollen hinuntergehen.

"Aber Kapitän, wollen Sie dieses Schiff angreifen?", fragte ich.

"Ich werde es in Grund und Boden rammen."

"Das dürfen sie nicht!"

"Spielen Sie nicht den Richter, Professor. Sie haben zufällig gesehen, was nicht für ihre Augen bestimmt war. Nun hat der Angriff begonnen und der Gegenschlag wird schrecklich. Ich bin im Recht! Ich bin der Unterdrückte. Dort ist der Unterdrücker. Durch ihn habe ich alles verloren, was mir einmal lieb und wertvoll war.

Vaterland, Frau, Kinder, Vater und Mutter. Alles zugrunde gegangen. Also schweigen Sie!"

Ich wusste jetzt, dass wir fliehen mussten. Besser im offenen Meer ertrinken, als an dieser wahnsinnigen Rache teilzunehmen.

Alle drei warteten wir in der Bibliothek den richtigen Zeitpunkt ab, bis die Nautilus langsamer wurde und Nemo zum Gegenangriff wendete. Dann wollten wir fliehen.

"Der Augenblick ist da", rief Ned Land. "Gott steh uns bei. Jetzt raus."

Als wir die Tür zur Bibliothek öffneten, hörten wir, wie der Lukendecken zufiel. Zu spät!

Ich spürte, wie wir sanken, und war wie gelähmt. Es blieb uns nur die Katastrophe zu erwarten. Die Nautilus nahm Anlauf und dann spürte ich einen Stoß. Wir hörten Knirschen, Kratzen - offenbar waren wir durch den Schiffsrumpf gedrungen, wie eine Nadel durch ein Segeltuch.

Blindlings stürzte ich mich in den Salon. Dort stand Nemo und starrte aus dem Fenster. Ich trat neben ihn und musste zusehen, wie in nur zehn Metern Entfernung der aufgeschlitzte Rumpf mit seiner gesamten Mannschaft unterging.

Das riesenhafte Schiff sank in die unendliche Tiefe des Meeres. Die Nautilus trieb davon.

Als alles zu Ende war, ging der Kapitän auf die Tür seines Zimmers zu, öffnete und trat ein. Ich folgte ihm mit den Augen.

An der hintersten Wand, über den Bildern seiner Helden, sah ich das Porträt einer noch jungen Frau neben zwei kleinen Kindern. Kapitän Nemo betrachtete sie einige Augenblicke, breitete die Arme nach ihnen aus und kniete schluchzend nieder.

 


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