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德语小说:Dracula - Kapitel 11
日期:2022-02-22 10:09  点击:229
Lucy Westenraas Tagebuch 
12. September. Alle sind gut zu mir und ich bin ganz verliebt in den Professor. Warum er wohl wegen der Blüten so ärgerlich war? Er hat mich mit seinem Wutausbruch richtig erschreckt. Er hat ja Recht; es ist, als strömten sie eine gewisse Behaglichkeit aus. Ich fürchte mich nicht, heute Nacht allein zu sein und das Flattern vor meinem Fenster schreckt mich auch nicht. Wie furchtbar war es doch, schlaflos zu sein und gleichzeitig Angst vor dem Schlaf zu haben. Wie glücklich können Menschen sein, wenn ihr Leben ohne Angst dahin fließt. Doch heute Nacht bin auch ich ohne Angst. Der Knoblauch, den ich früher nicht leiden konnte, ist mir heute Nacht köstlich. Der Schlaf kommt, ich kann ihn fühlen. Gute Nacht.
 
Dr. Sewards Tagebuch 
13. September. Ich holte den Professor aus seinem Hotel ab und wir fuhren nach Hillingham. Der Morgen war frisch und klar, als wir gegen acht bei Lucys Haus ankamen. Frau Westenraa begrüßte uns herzlich und berichtete, dass es Lucy viel besser gehe und dass sie noch schlafe. Der Professor lächelte erleichtert: "Dann habe ich den Fall wohl erkannt und meine Behandlung hat offensichtlich Erfolg." Da drohte Frau Westeraa scherzhaft mit dem Finger und warf ein: "Auch ich habe einen Anteil daran, dass es Lucy besser geht. Als ich heute Morgen nach ihr sah, war das ganze Zimmer so dumpf und die Luft schwer von dem stechenden Geruch Ihrer seltsamen Blüten. Ich war besorgt, ob dieser Geruch nicht Lucys zarter Gesundheit schaden könne und öffnete das Fenster, um frische Luft hinein zu lassen. Sie werden sicher ihre Freude an Lucy haben." Damit begab sie sich in ihr Boudoir zurück, um den Morgenimbiss einzunehmen.
 
Das Gesicht des Professors war aschfahl geworden. Kaum hatte Frau Westenraa uns verlassen, verlor der Professor seine Beherrschung und zerrte mich in das Speisezimmer. Er schloss die Tür und sank im selben Augenblick auf einem Stuhl zusammen. Er schlug die Hände vor das Gesicht und weinte. Dann rang er die Hände und schluchzte: "Was haben wir, was hat die arme Lucy verbrochen, dass wir so furchtbar verfolgt werden? Haben sie gehört, was diese Mutter tat? Sie zerstörte in bester Absicht das Leben ihres einzigen Kindes und wir dürfen es ihr noch nicht einmal sagen, weil dann beide sterben würden. Oh warum nur hat sich die Hölle gegen uns verbündet? Kommen Sie, John. Wir müssen nach Lucy sehen. Und dann müssen wir handeln ob Teufel oder nicht. Wir werden gegen sie kämpfen."
 
Wieder packte er mich am Arm und zerrte mich diesmal die Treppe hinauf zu Lucys Zimmer. Lucy lag wie am Tage zuvor wachsbleich und elend in den Kissen. "Wie ich erwartet habe", murmelte Van Helsing. Er ging zur Tür und schloss sie. Dann bereitete er wortlos die nächste Transfusion vor. Gerade wollte ich meinen Rock ausziehen, als Van Helsing mir Einhalt gebot. "Nein! Sie werden operieren, ich werde das Blut spenden."
 
Wieder begann die Operation. Wieder gab es ein Narkotikum und wieder kehrte nach einiger Zeit ein Schimmer von Leben in Lucys Gesicht zurück. Als sie schließlich schlief, hielt ich Wache und Van Helsing ruhte sich aus. Er erklärte auch Frau Westenraa, dass sie nichts aus Lucys Zimmer entfernen oder nichts darinnen verändern dürfe, da sich alles auf das spezielle Heilverfahren bezog, das wir bei Lucy anwenden mussten. Frau Westenraa zeigte sich einsichtig. Lucy erwachte und war recht wohlauf und munter, konnte sich aber wieder nicht an die Ereignisse der Nacht erinnern. Van Helsing will die nächste Nacht selbst bei Lucy wachen. Ich werde nach Hause gehen und darüber nachdenken, ob mein Leben unter Irren schon begonnen hat auf mein Gehirn einzuwirken.
 
Lucy Westenraas Tagebuch 
17. September. Ich hätte nicht gedacht, was vier Tage und vier Nächte des Friedens bewirken können. Ich bin schon wieder sehr kräftig. Ich genieße den Sonnenschein und die frische Luft als hätte ich ein schweres Albdrücken hinter mir. Meine Erinnerung ist dunkel, da waren Angst erfüllte Zeiten des Wartens und lange Pausen des Vergessens. Der Professor aber vertreibt die bösen Träume. Alles scheint vorbei zu sein, das Flattern gegen mein Fenster, die rauen Befehle, die mich zu etwas zwangen, das ich bis heute nicht nennen kann, die fernen Stimmen, alles das liegt hinter mir. Ohne Furcht gehe ich zu Bett und laufe vor dem Schlaf nicht mehr davon. Ich habe den Knoblauch lieb gewonnen und ich bekomme jeden Tag eine neue Schachtel aus Haarlem. Heute Nacht wird der Professor in Amsterdam sein. Aber ich brauche keinen Pfleger mehr. Heute Nacht war ich auch zweimal wach, als Zweige oder Fledermäuse ziemlich heftig an das Fenster schlugen und fand den Professor schlafend. Es wird also keine allzu große Veränderung für mich sein, wenn ich heute Nacht allein bin.
 
"The Pall Mall Gazette" 18. September 
Der entflohene Wolf 
Gefährliches Abenteuer unseres Interviewers
 
Interview mit dem Aufseher des Zoologischen Gartens 
Thomas Bilder ist der Mann, der als Aufseher in dem Teil des Zoologischen Gartens arbeitet, in dem die Wölfe untergebracht sind. Sein Häuschen befindet sich hinter dem Elefantengehege. Thomas Bilder und seine Frau sind sehr gastfreundlich und luden mich zum Essen ein. Thomas Bilder plauderte von seinem Leben mit den Wölfen, Schakalen und Hyänen und schließlich kamen wir zu dem entflohenen Wolf.
 
"Wir nennen diesen Wolf Berserker. Er war hübsch und recht gutartig. Nie gab er Anlass zur Klage. Gerade ihm hätte ich einen Ausbruch nicht zugetraut. Aber man kann den Wölfen ebenso wenig trauen wie den Weibern." Thomas Bilder blinzelte seiner Frau zu und sprach dann weiter: "Also, etwa zwei Stunden nach der Fütterung, hörten ich plötzlich Lärm. Ich war im Pumagehege, denn dort war ein Tier krank. Als ich die Wölfe plötzlich heulen und bellen hörte, lief ich schnell herbei. Berserker war in eine Raserei verfallen, sprang immer wieder gegen das Gitter und heulte zum Gotterbarmen. Er wollte wohl hinaus. Es waren nicht viele Leute im Zoo, aber in Berserkers Nähe stand ein großer, hagerer Mann. Er hatte eine Hakennase und einen Spitzbart. Seine Augen waren rot. Ich fand ihn auf den ersten Blick sehr unsympathisch. Mit seinen weißen Lederhandschuhen deutete er auf die Wölfe und sagte zu mir, dass diese Tiere über irgendetwas aufgeregt seien. Ich konnte den Kerl nicht ausstehen und schlug ihm vor, dass die Tiere sich vielleicht seinetwegen aufregen würden. Da lachte er hässlich und ich konnte seine spitzen, scharfen und weißen Zähne sehen. ‚Oh, nein. Mich möchten sie nicht fressen.'
 
Während ich mit diesem seltsamen Manne sprach, legten die Tiere sich nieder, als lauschten sie unserem Gespräch. Ich trat zu Berserker und er ließ sich hinter den Ohren kraulen wir immer. Da trat auch der Mann hinzu, langte hinein und kraulte den Wolf. Ich warnte ihn, aber er lachte nur. ‚Treiben Sie ein Geschäft mit diesen Tieren?' , fragte ich ihn. Er verneinte und erklärte er hätte selber nur einige Haustiere. Dann verabschiedete er sich und ging. Berserker sah ihm noch eine ganze Weile nach, dann drehte er sich um und blieb bis zum Abend friedlich.
 
Als der Mond aufging, begannen alle Wölfe zu heulen. Warum sie heulten, weiß ich nicht. Lediglich ein großer Hund trieb sich außerhalb des Parkweges herum. Ich war noch ein- oder zweimal draußen, um nach dem Rechten zu sehen. Kurz bevor die Uhr zwölf schlug, machte ich meine letzte Runde. Als ich an Berserkers Käfig vorbeikam, waren die Gitterstäbe zerbrochen und der Käfig leer. Das ist alles, was ich weiß. Ein Gärtner will einen großen grauen Hund durch die Hecke schlüpfen sehen, aber wer weiß, ob das stimmt. Er soll nordwärts gelaufen sein, schneller als ein Pferd galoppiert. Aber Wölfe können das gar nicht. Im Rudel mögen Wölfe ja gefährlich sein und auch über andere Tiere herfallen. Aber der einzelne Wolf ist eine jämmerliche Kreatur, nicht halb so schlau und mutig wie ein guter Hund. Dieser Wolf kann nicht einmal für sich selbst sorgen. Er wird irgendwo in der Nähe des Parks zittern und überlegen, wie er an ein Frühstück kommt." Noch während er sprach, tauchte etwas vor seinem Fenster auf. Überrascht schaute er hinaus und rief aus: "Potzblitz, da kommt der alte Berserker ganz von allein nach Hause."
 
Thomas Bilder sprang auf und öffnete die Tür, was mir gar nicht behagte. Und da stand der Wolf, der halb London in Angst und Schrecken versetzt und Kinder das Fürchten gelehrt hatte. Wie der verlorene Sohn kehrte er reumütig zurück, mit einem zerschnittenen Kopf, der mit Glasscherben gespickt war. Thomas Bilder untersuchte die Wunden des Wolfes und kam zu dem Schluss, dass er über eine Mauer gestiegen sein musste, auf der zerbrochene Flaschen gelegen hätten. Er nahm seinen Wolf und brachte ihn in das Gehege zurück, wo er ihm noch ein Stück Fleisch verabreichte. Darauf begab er sich in sein Haus, um Meldung zu machen. Auch ich ging, um diesen merkwürdigen Sonderbericht zu verfassen.
 
Dr. Sewards Tagebuch 
17. September. Nach Tisch saß ich in meinem Arbeitszimmer und machte verschiedene Einträge in meine Bücher. Wegen der vielen Besuche bei Lucy, war doch einiges liegengeblieben, was nun dringender Erledigung bedurfte. Plötzlich flog die Tür auf und Renfield stürmte in mein Zimmer. Dass ein Patient einfach so in das Zimmer der Direktor stürmt, ist eine unerhörte Sache, aber da sah ich Renfields verzerrtes Gesicht und das Tischmesser in seiner Hand. Schnell versuchte ich, den Tisch zwischen ihn und mich zu bringen, aber Renfield war schneller. Bevor ich etwas tun konnte, versetzte er mir einen Schlag und erwischte mich mit dem Messer am Handgelenk. Die Wunde blutete ziemlich. Ehe er zu einem zweiten Schlag ausholen konnte, war ich wieder Herr der Lage und warf meinen Patienten der Länge nach zu Boden. Wir mussten noch eine Weile ringen, derweil das Blut aus meiner Wunde auf dem Boden eine kleine glänzende Lache bildete. Als Renfield diese Lache sah, tat er etwas, das in mir tiefsten Ekel und Widerwillen auslöste. Er ließ von mir ab, legte sich auf den Bauch und leckte mein Blut auf! Dabei murmelte er immer wieder: "Blut ist Leben. Blut ist Leben!"
 
Ich habe den Eindruck, der Blutverlust vom Spenden, Lucys Krankheit mit dem zermürbendem Auf und Ab und nun auch noch ein blutdürstiger Renfield - das alles ist etwas viel für mich. Ich brauche Ruhe und bin froh, dass Van Helsing mich heute entbehren kann.
 
Telegramm von Van Helsing, Antwerpen an Seward, Carfax 
(Da die Grafschaft nicht angegeben war, irrtümlich nach Carfax in Sussex geschickt, deshalb 24 Stunden zu spät zugestellt.)
 
17. September. - Bitte sehen Sie heute Nacht in Hillingham nach dem Rechten. Sie müssen nicht die ganze Zeit wachen, aber doch sehen, ob Blüten auf dem rechten Platz. Von größter Wichtigkeit! Werde so schnell es geht bei Ihnen sein.
 
Dr. Sewards Tagebuch 
18. September. Van Helsings Telegramm erfüllte mich mit schrecklicher Sorge. Ich eilte nach Hillingham, hatte ich doch eine ganze Nacht verloren. Was für ein grausames Unheil mag nur über uns liegen? Ich nehme diese Walze mit, dann kann ich mein Tagebuch auf Lucys Fonograf weiterführen.
 
Memorandum, hinterlassen von Lucy Westenraa 
17. September. Niemand soll durch mich Unheil erfahren, darum schreibe ich alles auf, was sich in dieser Nacht zugetragen hat, auch wenn ich vor Schwäche kaum noch zu schreiben vermag und weiß, dass ich des Todes bin.
 
Wie üblich ging ich zu Bett und achtete auf die Knoblauchblüten, so wie der Professor es mir beibrachte. Schnell schlief ich ein und erwachte von dem Flattern am Fenster, das ich das erste Mal in Whitby vernommen habe. Zunächst hatte ich keine Angst, obwohl ich allein war, aber ich konnte nicht wieder einschlafen. Dann bekam ich doch Angst und versuchte, wach zu bleiben. Aber der Schlaf wollte mich übermannen und so öffnete ich die Tür und rief hinaus, ob jemand da sei. Die Mutter wagte ich nicht zu wecken und deshalb schloss ich meine Tür wieder. Im Gebüsch hörte ich Geheul wie von einem großen Hund. Ich sah aus dem Fenster und bemerkte eine große Fledermaus, die mit ihren Flügeln immer an mein Fenster geschlagen hatte. Ich legte mich wieder in mein Bett und beschloss, zu wachen. Dann öffnete sich plötzlich meine Zimmertür! Meine Mutter kam herein, um nachzusehen, ob bei mir alles in Ordnung sei.
 
Sie war kalt und ich befürchtete, dass sie sich erkälten könnte. So bat ich sie bei mir zu bleiben und sie legte sich zu mir ins Bett. Kaum, dass wir gemütlich lagen, begann das Klatschen und Flattern am Fenster wieder und ängstigte meine Mutter ein wenig. Ich konnte ihr schwaches Herz klopfen hören. Dann setzte das Geheul wieder ein und wir hörten Glas zerbrechen. Ein Windstoß hob den Vorhang, so dass wir den Kopf eines großen grauen Wolfes sehen konnten. Meine Mutter schrie entsetzt auf und griff wild um sich. Dabei riss sie mir den Knoblauchkranz vom Halse ab. Sie starrte einige Augenblicke auf den Wolf. Ein grausiges gurgelndes Geräusch drang aus ihrer Brust. Sie fiel zurück, wie vom Blitz getroffen und ihr Kopf schlug gegen meine Stirn. Ich muss kurz die Besinnung verloren haben, jedenfalls drehte sich das ganze Zimmer um mich.
 
Als ich wieder zu mir kam, zog der Wolf seinen Kopf zurück. Tanzende Staubkörner erfüllten den Raum. Tausende. Sie funkelten und drehten sich. Es wurden immer mehr, aber ich konnte mich nicht rühren, denn der Körper meiner toten Mutter lag auf mir. Dann verlor ich wohl wieder das Bewusstsein. Viel Zeit kann nicht vergangen sein, aber es war einfach entsetzlich! Eine Totenglocke läutet und alle Hunde der Nachbarschaft heulten. In unserem Gebüsch aber sang eine Nachtigall. Der Lärm musste auch die Mägde geweckt haben, denn ich konnte sie vor meiner Tür hören. Ich rief sie herein, sie sahen, was geschehen war und schrieen auf. Aber sie hoben den toten Körper meiner Mutter auf und legten ihn erst wieder auf das Bett, als ich aufgestanden war. Wir deckten ein Laken über meine Mutter. Die Mädchen waren so durcheinander, dass ich sie ins Speisezimmer schickte, ein Glas Wein zur Beruhigung zu trinken.
 
Als sie fort waren, legte ich alle Blüten, die ich besaß auf Mutter. Dann wieder fiel mir ein, was Van Helsing mir eingeschärft hatte, aber ich wollte die Blüten bei meiner Mutter lassen. Außerdem hatte ich vor, eines der Mädchen zu bitten, bei mir zu wachen. Ich folgte den Mädchen ins Speisezimmer, da keines von ihnen wiederkehrte. Was ich sehen musste, ließ mich vor Schreck erstarren. Die Mädchen lagen auf dem Boden und atmeten schwer. Die halbvolle Karaffe Sherry roch verdächtig nach Opium. Die Mädchen werden mir in dieser Nacht nicht beistehen können. Ich bin wieder bei Mutter im Zimmer. Die schlafenden Mädchen, die betäubt wurden - von wem? - und ich. Wir sind allein mit einer Toten. Draußen kann ich das tiefe Heulen eines Wolfes hören. Die Luft ist erfüllt von den Pünktchen. Sie leuchten blau und düster. Was soll ich nur tun? Gott schütze mich vor dem Bösen. Diesen Brief werde ich an meiner Brust bergen, auf dass ihr ihn findet, wenn ihr mich findet. Meine Mutter ist gegangen, vielleicht wird es auch für mich Zeit, zu gehen. Arthur, mein Liebster, lebe wohl, falls ich diese Nacht nicht überleben sollte. 

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11/24 19:47