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雄猫穆尔的生活观:Vierter Abschnitt-29
日期:2022-01-05 14:08  点击:275
— Wir wurden in einer Kapelle der Kirche San Filippo getraut. — Ich glaubte den Himmel gefunden zu haben, ich entzog mich allen 360Verbindungen, ich gab den Dienst auf, man sah mich nicht mehr in jenen Kreisen, in denen ich sonst frevelnd allen Lüsten gefrönt. — Eben diese veränderte Lebensweise verriet mich. Jene Tänzerin, von der ich mich losgesagt, forschte aus, wohin ich mich jeden Abend begab, und ahnend, daß daraus sich vielleicht der Keim ihrer Rache entwickeln könne, entdeckte sie meinem Bruder das Geheimnis meiner Liebe. — Mein Bruder schlich mir nach, überraschte mich in Angela's Armen. — Mit einer scherzhaften Wendung entschuldigte Hektor seine Zudringlichkeit und machte mir Vorwürfe daß ich gar zu selbstsüchtig, ihm nicht einmal das Vertrauen eines aufrichtigen Freundes geschenkt; doch ich merkte nur zu deutlich, wie betroffen er war über Angela's hohe Schönheit. Der Funke war gefallen, die Flamme der wütendsten Leidenschaft angefacht in seinem Innern. — Er kam oft, wiewohl nur in den Stunden, wenn er mich zu finden wußte. — Ich glaubte zu bemerken, daß Hektors wahnsinnige Liebe erwidert wurde, und alle Furien der Eifersucht zerfleischten meine Brust. — Da war ich dem Graus der Hölle verfallen! — Einst, als ich eintrat in Angelas Gemach, glaubte ich Hektors Stimme im Nebenzimmer zu vernehmen. — Den Tod im Herzen blieb ich eingewurzelt stehen. Doch plötzlich stürzte Hektor aus dem Nebengemach hinein mit glutrotem Antlitz und wildrollenden Augen wie ein Rasender. Verdammter, du sollst mir fernerhin nicht in den Weg treten! so rief er schäumend vor Wut und stieß mir den Dolch, den er schnell hervorgezogen, in die Brust bis an das Heft. — Der herbeigerufene Chirurgus fand, daß der Stoß durch das Herz gegangen. — Die Hochgebenedeite hat mich gewürdigt, mir das Leben wieder zu schenken durch ein Mirakel. —
 
Die letzten Worte sprach der Mönch mit leiser zitternder Stimme, und schien dann in trübes Sinnen verloren.
 
Und was wurde aus Angela? fragte Kreisler.
 
Als der Mörder die Früchte seiner Greueltat genießen wollte, erwiderte der Mönch mit hohler, geisterartiger Stimme, da erfaßte die Geliebte der Todeskrampf und sie verschied in seinen Armen. — Gift. —
 
Dies Wort gesprochen, fiel der Mönch nieder aufs Gesicht und röchelte wie ein Sterbender. — Kreisler setzte durch die Glocke, die er anzog, das Kloster in Bewegung. Man eilte herbei und schaffte den ohnmächtigen Cyprianus in den Krankensaal.
 
Kreisler fand am andern Morgen den Abt in ganz besonders heitrer Laune. — Ha ha, mein Johannes, rief er ihm entgegen, Ihr 361wollt an kein Mirakel der neuesten Zeit glauben, und Ihr habt gestern in der Kirche selbst das wunderbarste Mirakel bewirkt, das es nur geben mag. — Sagt, was habt Ihr mit unserm stolzen Heiligen gemacht, der daliegt wie ein reuiger zerknirschter Sünder und uns alle in kindischer Todesangst höchlich um Verzeihung gebeten hat, daß er sich über uns erheben wollen! — Habt Ihr ihn, der von Euch nun Beichte verlangte, vielleicht selbst beichten lassen? —
 
Kreisler fand gar keine Ursache, auch nur das mindeste von dem zu verschweigen, was sich mit ihm und dem Mönch Cyprianus begeben. Er erzählte daher umständlich alles, von der freimütigen Strafpredigt an, die er dem einbildischen Mönch gehalten, als er die heilige Tonkunst herabgewürdigt, bis auf den schrecklichen Zustand, in den er verfallen, als er das Wort: Gift! ausgesprochen. Dann erklärte Kreisler, daß er eigentlich doch noch immer nicht wisse, warum das Bild, habe sich auch Prinz Hektor davor entsetzt, gleiche Wirkung auf den Mönch Cyprianus hervorgebracht. Ebenso sei er darüber noch ganz im Dunkeln geblieben, auf welche Weise Meister Abraham in jene grauenvolle Begebenheiten verflochten.
 
In der Tat, mein lieber Sohn Johannes, sprach der Abt anmutig lächelnd, wir stehen jetzt ganz anders gegenüber, als noch vor wenigen Stunden. Ein standhaftes Gemüt, ein fester Sinn, vorzüglich aber wohl ein tiefes richtiges Gefühl, das wie eine wunderbar wahrsagende Erkenntnis in unserer Brust verborgen, richtet vereint mehr aus, als der schärfste Verstand, der geübteste alles scheidende Blick. Du hast es bewiesen, mein Johannes, indem Du die Waffe, die man Dir in die Hand gab, ohne Dich ganz über ihre Wirkung zu belehren, so geschickt in dem richtigen Moment zu gebrauchen wußtest, daß Du auf der Stelle den Feind zu Boden schlugst, den vielleicht der durchdachteste Plan nicht so leicht aus dem Felde getrieben haben würde. Ohne es zu wissen, hast Du mir, dem Kloster, vielleicht auch der Kirche überhaupt, einen Dienst erwiesen, dessen ersprießliche Folgen nicht zu übersehen sind. Ich will, ich darf jetzt gegen Dich ganz aufrichtig sein, ich wende mich ab von denen, die mir Falsches vorspiegeln wollten zu Deinem Nachteil, Du kannst auf mich rechnen, Johannes! — Daß der schönste Wunsch, der in Deiner Brust ruht, erfüllt werde, dafür laß mich sorgen! Deine Cäcilia, Du weißt, welches holde Wesen ich meine — doch still jetzt davon! — Das was Du noch von jener entsetzlichen Begebenheit in Neapel zu wissen verlangst, ist mit wenigen Worten gesagt. — Fürs erste hat es unserm würdigen Bruder 362Cyprianus beliebt, in seiner Erzählung einen kleinen Umstand zu übergehen. — Angela starb an dem Gift, das er ihr beigebracht in dem höllischen Wahnsinn der Eifersucht. — Meister Abraham befand sich damals in Neapel unter dem Namen Severino. Er glaubte Spuren seiner verlornen Chiara zu finden, und fand sie wirklich, da ihm jene alte Zigeunerin in den Weg kam, Magdala Sigrun geheißen, die Du schon kennst. An den Meister wandte sich die Alte, als das Schrecklichste geschehen, und ihm vertraute sie, ehe sie Neapel verließ jenes Bildnis, dessen Geheimnisse Du noch nicht kennst. Drücke den stählernen Knopf an dem Rande, dann springt Antonio's Bildnis, das nur an einer Kapsel zum Deckel dient auf, und Du erblickst nicht allein Angela's Bildnis, sondern Dir fallen auch noch ein paar Blättchen in die Hände, die von der äußersten Wichtigkeit sind, da sie Dir den Beweis des doppelten Mordes liefern. — Du siehst nun, warum Dein Talisman so kraftvoll wirkt. — Meister Abraham soll noch mit dem Bruderpaar in mancherlei Berührung gekommen sein, doch davon wird er Dir selbst noch besser erzählen können als ich. — Laß uns jetzt hören, Johannes, wie es mit dem kranken Bruder Cyprianus steht. — 

Und das Mirakel? So fragte Kreisler, indem er den Blick auf die Stelle der Wand über dem kleinen Altar warf, wo er selbst mit dem Abt das Bild, dessen sich der geneigte Leser wohl noch erinnert, befestigt hatte. Nicht wenig verwunderte er sich aber, als er statt dieses Bildes wieder Leonardo da Vinci's heilige Familie erblickte, die ihren alten Platz eingenommen. — Und das Mirakel? — fragte Kreisler zum zweiten Mal. Ihr meint das schöne Bild, erwiderte der Abt mit seltsamem Blick, welches sonst hier aufgehängt war? — Ich habe es unterdessen in dem Krankensaal aufstellen lassen. Vielleicht stärkt der Anblick unsern armen Bruder Cyprianus, vielleicht hilft ihm die Hochgebenedeite zum zweiten Mal. —
 
Kreisler fand auf seinem Zimmer ein Schreiben des Meisters Abraham, des Inhalts:
 
Mein Johannes!
 
Auf! auf! — verlaßt die Abtei, eilt her so schnell Ihr könnt! — Der Teufel hat hier zu seiner Lust eine ganz besondere Hetzjagd angestellt! — Mündlich mehr, das Schreiben wird mir blutsauer, denn es steckt mir alles im Halse und droht mich zu ersticken. Von mir, von dem Hoffnungsstern, der mir aufgegangen, nicht ein Wort! Nur so viel in aller Eil. — Die Rätin Benzon findet Ihr nicht mehr, 363wohl aber die Reichsgräfin von Eschenau. Das Diplom aus Wien ist angekommen und die künftige Heirat Julias mit dem würdigen Prinzen Ignaz so gut wie erklärt. Fürst Irenäus beschäftigt sich mit der Idee des neuen Throns, auf dem er sitzen wird als regierender Herr. Die Benzon, oder vielmehr die Gräfin von Eschenau hat ihm das versprochen. Prinz Hektor hat indessen Versteckens gespielt, bis er nun wirklich fort mußte zur Armee. — Bald kehrt er wieder und dann soll eine Doppelhochzeit gefeiert werden. — Es wird lustig sein. Die Trompeter spülen sich schon die Gurgeln aus, die Fiedler schmieren die Bogen, die Lichtzieher in Sieghartsweiler gießen die Fackeln — aber? — Nächstens ist der Namenstag der Fürstin, da unternehm ich Großes aber Ihr müßt hier sein. Kommt nur lieber gleich auf der Stelle, wenn Ihr dies gelesen habt! Lauft was Ihr könnt! Bald seh' ich Euch. — Apropos! Nehmt Euch vor den Pfaffen in acht, aber den Abt lieb' ich sehr. — Adieu!
 
So kurz und so inhaltsreich war dies Brieflein des alten Meisters, daß —
 
364Nachschrift des Herausgebers.
 
Am Schluß des zweiten Bandes ist der Herausgeber genötigt, dem geneigten Leser eine sehr betrübte Nachricht mitzuteilen. — Den klugen, wohlunterrichteten philosophischen, dichterischen Kater Murr hat der bittre Tod dahingerafft mitten in seiner schönen Laufbahn. Er schied in der Nacht vom neunundzwanzigsten bis zum dreißigsten November nach kurzen aber schweren Leiden mit der Ruhe und Fassung eines Weisen dahin. — So gibt es wieder einen Beweis, daß es mit den frühreifen Genies immer nicht recht fort will; entweder sie steigen in einem Antiklimax hinab zur charakter- und geistlosen Gleichgültigkeit und verlieren sich in der Masse, oder sie bringen es in Jahren nicht hoch. — Armer Murr! der Tod deines Freundes Muzius war der Vorbote deines eignen, und soll't ich dir den Trauersermon halten, er würde mir ganz anders aus dem Herzen kommen als dem teilnahmelosen Hinzmann; denn ich habe dich lieb gehabt und lieber als manchen — Nun! — schlafe wohl — Friede deiner Asche! —
 
Schlimm ist es, daß der Verblichene seine Lebens-Ansichten nicht geendet hat, die also Fragment bleiben müssen. Dagegen haben sich in den nachgelassenen Papieren des verewigten Katers noch so manche Reflexionen und Bemerkungen gefunden, die er in der Zeit aufgeschrieben zu haben scheint, als er sich bei dem Kapellmeister Kreisler befand. Ferner war aber auch noch ein guter Teil des von dem Kater zerrissenen Buches vorhanden, welches Kreislers Biographie enthält.
 
Der Herausgeber findet es daher der Sache nicht unangemessen, wenn er in einem dritten Bande, der zur Ostermesse erscheinen soll, dies von Kreislers Biographie noch Vorgefundene den geneigten Lesern mitteilt und nur hin und wieder an schicklichen Stellen das einschiebt, was von jenen Bemerkungen und Reflexionen des Katers der weitern Mitteilung wert erscheint.

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