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雄猫穆尔的生活观:Vierter Abschnitt-27
日期:2022-01-05 14:07  点击:218
Der Mönch wollte vorüberschreiten, ohne in seiner Verzückung Kreislern zu bemerken, der fühlte sich aber aufgelegt, dem strengen Abgesandten des Oberhaupts der Kirche, dem feindlichen Verfolger der herrlichsten Kunst in den Weg zu treten.
 
Er tat es mit den Worten: Erlaubt, ehrwürdiger Herr, daß ich Euch meinen Dank abstatte. Ihr befreitet mich durch Euer kräftiges Wort zur rechten Zeit aus den Händen des groben Lümmels von Zigeunerbuben; er hätte mich erwürgt, wie ein gestohlnes Huhn! —
 
Der Mönch schien aus einem Traume zu erwachen, er fuhr mit der Hand über die Stirne und blickte Kreislern lange starr an, als müsse er sich auf ihn besinnen. Dann verzog sich aber sein Antlitz zum furchtbaren durchbohrenden Ernst, und Flammen des Zorns in den Augen, rief er mit starker Stimme: Verwegener frevelhafter Mensch, Ihr hättet verdient, daß ich Euch hinfahren ließ in Euern Sünden! Seid Ihr nicht der, der den heiligen Kultus der Kirche, die vornehmste Stütze der Religion profaniert durch weltlichen Klingklang? Seid Ihr es nicht, der hier durch eitle Kunststücke die frömmsten Gemüter betörte, daß sie sich abwandten von dem Heiligen und weltlicher Lust frönten in üppigen Liedern? Kreisler fühlte sich durch diese wahnsinnigen Vorwürfe ebenso verletzt, als erhoben durch den albernen Hochmut des fanatischen Mönchs, der mit solchen leichten Waffen zu bekämpfen.
 
Ist es sündhaft, sprach Kreisler sehr ruhig und dem Mönch fest ins Auge blickend, die ewige Macht zu preisen in der Sprache, die sie uns selbst gab, damit das Himmelsgeschenk die Begeisterung der brünstigsten Andacht, ja die Erkenntnis des Jenseits in unserer Brust erwecke, ist es sündhaft sich auf den Seraphsfittichen des Gesanges hinwegzuschwingen über alles Irdische, und in frommer Sehnsucht und Liebe hinaufzustreben nach dem Höchsten, so habt Ihr recht, ehrwürdiger Herr, so bin ich ein arger Sünder. Erlaubt aber, daß ich der entgegengesetzten Meinung bin, und fest glaube, daß dem Kultus der Kirche die wahrhafte Glorie der heiligsten Begeisterung fehlen würde, wenn der Gesang schweigen sollte.
 
So flehet zur heiligen Jungfrau, erwiderte der Mönch streng und kalt, daß sie die Decke von Euern Augen nehmen und Euch den verdammlichen Irrtum erkennen lassen möge.
 
355Ein Komponist wurde von jemanden gefragt, sprach Kreisler sanft lächelnd, wie er es denn anfange, daß seine geistlichen Kompositionen durchaus andächtige Begeisterung atmeten. Wenn es, erwiderte darauf der fromme kindliche Meister, mit dem Komponieren nicht so recht fort will, so bete ich im Zimmer auf und ab gehend einige Ave und dann kommen mir die Ideen wieder. Derselbe Meister sagte von einem andern großen geistlichen Werk: Erst als ich zur Hälfte in meiner Komposition vorgerückt war, merkte ich, daß sie geraten wäre; ich war auch nie so fromm als während der Zeit, da ich daran arbeitete; täglich fiel ich auf meine Knie nieder, und bat Gott, daß er mir Kraft zur glücklichen Ausführung dieses Werkes verleihen möge. — Mich will bedünken, ehrwürdiger Herr, als wenn weder dieser Meister noch der alte Palästrina sich um Sündhaftes bemüht, und daß nur ein in aszetischer Verstocktheit erkaltetes Herz nicht zu der höchsten Frömmigkeit des Gesanges entflammt werden kann.
 
Menschlein, wer bist Du denn, fuhr der Mönch zornig auf, daß ich mit Dir, der Du Dich hinwerfen müßtest in den Staub, rechten soll? — Fort aus der Abtei, damit Du nicht länger das Heilige verstörst! —
 
Tief empört über des Mönchs gebieterischen Ton, rief Kreisler heftig: Und wer bist Du denn, wahnsinniger Mönch, daß Du Dich erheben willst über alles was menschlich? — Bist Du frei geboren von der Sünde? — Hast Du nie über Gedanken der Hölle gebrütet? Bist Du nie ausgewichen auf dem schlüpfrigen Pfad, den Du wandeltest? Und wenn die heilige Jungfrau Dich wirklich gnadenvoll dem Tode entriß, den Du vielleicht irgendeiner grauenvollen Tat verdanktest, so geschah es, daß Du in Demut Deine Sünde erkennen und sie büßen, nicht aber mit freveliger Prahlerei Dich der Gnade des Himmels, ja der heiligen Krone rühmen solltest, die Du niemals erwerben wirst.
 
Der Mönch stierte Kreislern an mit Tod und Verderben sprühenden Blicken, indem er unverständliche Worte lallte.
 
Und stolzer Mönch, fuhr Kreisler fort mit steigendem Affekt, als Du noch diesen Rock trugst — —
 
Damit hielt Kreisler das Bild, das er vom Meister Abraham erhalten, dem Mönch vor Augen; doch sowie dieser es erblickte, schlug er sich wie in wilder Verzweiflung mit beiden Fäusten vor die Stirn, und stieß einen herzzermalmenden Schmerzenslaut aus, als träfe ihn ein Todesstreich. 

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