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雄猫穆尔的生活观:Vierter Abschnitt-26
日期:2022-01-05 14:06  点击:287
Und alles dieses geschieht auf Anlaß des fremden Mönchs Cyprianus? fragte Kreisler.
 
Es ist dem so, lieber Johannes, erwiderte der Abt beinahe wehmütig, indem er die Augen niederschlug, und daß es nicht anders sein kann, daran bin ich nicht schuld. — Doch alles, setzte der Abt nach kurzem Stillschweigen mit erhöhter feierlicher Stimme hinzu, wodurch der feste Bau, der Glanz der Kirche befördert werden kann, muß geschehen und kein Opfer ist zu groß! —
 
Wer ist denn der hohe mächtige Heilige, sprach Kreisler unmutig, der über Euch gebietet, der im Stande war, durch das bloße Wort mir jenen mörderischen Burschen vom Leibe zu schaffen? —
 
Ihr seid, lieber Johannes, erwiderte der Abt, in ein Geheimnis verflochten ohne es zur Zeit ganz zu kennen. Doch bald erfahrt Ihr mehr, vielleicht mehr als ich selbst davon weiß, und zwar durch den Meister Abraham. — Cyprianus, den wir noch jetzt unsern Bruder nennen, ist einer der Erkornen. Er wurde gewürdigt, mit den ewigen Mächten des Himmels in unmittelbare Berührung zu treten, und wir müssen schon jetzt in ihm den Heiligen verehren. — Was jenen verwogenen Burschen betrifft, der sich während der Exequien in die Kirche geschlichen hatte und Euch mörderisch anpackte, so ist er ein verlaufener halb wahnsinniger Zigeunerbube, den unser Vogt schon einigemal hat derb auspeitschen lassen, weil er den Leuten im Dorfe die fetten Hühner aus den Ställen gestohlen. Um den zu vertreiben, bedurfte es eben nicht eines besondern Mirakels. — Indem der Abt die letzten Worte sprach, zuckte ein leises ironisches Lächeln in den Mundwinkeln, und verschwand ebenso schnell.
 
Kreislern erfüllte der tiefste bitterste Unmut; er sah ein, daß der Abt bei allen Vorzügen seines Geistes, seines Verstandes, lügnerische Gaukelei trieb, und daß alle Gründe, die er damals anführte, um ihn zum Eintritt ins Kloster zu bewegen, ebenso nur einer versteckten Absicht zum Vorwand dienen sollten, als diejenigen, die er nun für 353das Gegenteil aufstellte. — Kreisler beschloß, die Abtei zu verlassen, und sich aller bedrohlichen Geheimnisse, die ihn bei längerem Bleiben noch verstricken konnten in ein Gewebe, dem nicht mehr zu entrinnen, völlig zu entschlagen. Als er aber nun gedachte, wie er ja gleich zurückkehren könne nach Sieghartshof zum Meister Abraham, wie er sie ja wiedersehen, wieder hören könne, sie, seinen einzigen Gedanken, da fühlte er in der Brust jene süße Beklemmung, in der sich die glühendste Liebessehnsucht kundtut. —
 
Ganz vertieft wandelte Kreisler den Hauptgang des Parks hinab, als ihn der Pater Hilarius ereilte, und sogleich begann: Ihr wart beim Abt, Kreisler, er sagt Euch alles! — Nun hatte ich recht? — Wir sind alle verloren! — Dieser geistliche Komödiant — es ist heraus, das Wort, wir sind unter uns! — Als er — Ihr wißt, wen ich meine — in der Kutte nach Rom kam, ließ ihn die päpstliche Heiligkeit sogleich zur Audienz. Er fiel nieder auf die Knie und küßte den Pantoffel. Ohne einen Wink, aufzustehen, ließ ihn aber die päpstliche Heiligkeit eine ganze Stunde lang liegen. „Das sei deine erste kirchliche Strafe“, fuhr die Heiligkeit ihn an, als er sich endlich erheben durfte, und hielt nun eine lange Predigt über die sündlichen Irrtümer, in die Cyprianus verfallen. — Nachher erhielt er langen Unterricht in gewissen geheimen Gemächern und zog dann aus! — Es hat lange keinen Heiligen gegeben! — Das Mirakel — nun Ihr habt das Bild gesehen, Kreisler — das Mirakel, sage ich, hat erst in Rom seine wahre Gestalt erhalten. — Ich bin nichts als ein ehrlicher Benediktiner Mönch, ein tüchtiger praefectus chori, wie Ihr mir einräumen werdet, und trinke der allein selig machenden Kirche zu Ehren gern ein Gläschen Nierensteiner oder Bocksbeutel, aber! — Mein Trost ist, daß er nicht lange hier bleiben wird. — Herumziehen muß er. Monachus in claustro non valet ova duo: sed quando est extra bene valet triginta. — Er wird denn auch wohl Wunder tun. — Seht, Kreisler, seht, da kommt er den Gang herauf. — Er hat uns erblickt und weiß wie er sich gebärden muß. —
 
Kreisler erblickte den Mönch Cyprianus, der langsam feierlichen Schrittes, den stieren Blick zum Himmel gerichtet, die Hände gefaltet wie in einer frommen Extase begriffen, den Laubgang herauf kam.
 
Hilarius entfernte sich schnell, Kreisler blieb aber verloren in den Anblick des Mönchs, der in seinem Antlitz, in seinem Wesen etwas Seltsames, Fremdartiges trug, das ihn unter allen übrigen Menschen auszuzeichnen schien. Ein großes ungewöhnliches Verhängnis läßt 354lesbare Spuren zurück, und so mocht' es auch sein, daß ein wunderbares Geschick des Mönchs äußere Erscheinung gestaltet hatte, wie sie sich nun eben zeigte. 

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