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雄猫穆尔的生活观:Vierter Abschnitt-22
日期:2022-01-05 13:11  点击:292
Das Herz klopfte mir nicht wenig in dieser fremdartigen Gesellschaft mir feindlicher Naturen. Mancher Pudel blickte mich an mit einer gewissen verächtlichen Verwunderung, als wolle er sagen: Was will ein gemeiner Kater unter uns sublimen Leuten. Hin und wieder fletschte auch wohl ein eleganter Spitz die Zähne, so daß ich merken konnte, wie gern er mir in die Haare gefahren wäre, hätte der Anstand, die Würde, die sittige Bildung der Gäste nicht jede Prügelei als unschicklich verboten. — Ponto riß mich aus der Verlegenheit, indem er mich der schönen Wirtin vorstellte, die mit anmutiger Herablassung versicherte, wie sehr sie sich freue einen Kater von meinem Ruf bei sich zu sehen. — Nun erst, als Badine einige Worte mit mir gesprochen, schenkte mir dieser, jener mit wahrhaft hündischer Bonhommie mehr Aufmerksamkeit, redete mich auch wohl an und gedachte meiner Schriftstellerei, meiner Werke, die ihm zuweilen ordentlichen Spaß gemacht. Das schmeichelte meiner Eitelkeit und ich gewahrte kaum, daß man mich fragte ohne meine Antworten zu beachten, daß man mein Talent lobte, ohne es zu kennen, daß man meine Werke pries, ohne sie zu verstehen. — Ein natürlicher Instinkt lehrte mich antworten, wie ich gefragt wurde, nämlich ohne Rücksicht auf diese Fragen überall kurz absprechen in solch' allgemeinem Ausdrücken, daß sie auf alles nur mögliche bezogen werden konnten, durchaus keiner Meinung sein und nie das Gespräch von der glatten Oberfläche hinunterziehen wollen in die Tiefe. — Ponto versicherte mir im Vorbeistreifen, daß ein alter Spitz ihm versichert, wie ich für einen Kater amüsant genug sei und Anlagen zur guten Konversation zeige. — So etwas erfreut auch den Mißmütigen! —
 
— Jean Jacques Rousseau gesteht, als er in seinen Bekenntnissen auf die Geschichte von dem Bande kommt, das er stahl und ein armes unschuldiges Mädchen für den Diebstahl züchtigen sah, den er begangen, ohne die Wahrheit zu gestehen, wie schwer es ihm werde über diese Untiefe seines Gemüts hinwegzukommen — Ich befinde mich eben jetzt in gleichem Fall mit jenem verehrten Selbstbiographen. — Habe ich auch kein Verbrechen zu gestehen, so darf ich doch, will ich wahrhaft bleiben, die große Torheit nicht verschweigen, die ich an demselben Abend beging und die lange Zeit hindurch mich verstörte, ja meinen Verstand in Gefahr setzte. — Ist es aber nicht ebenso schwer, ja oft noch schwerer eine Torheit zu gestehen als ein Verbrechen? —
 
345— Nicht lange dauerte es, so überfiel mich solch eine Unbehaglichkeit, solch ein Unmut, daß ich mich weit fort wünschte unter den Ofen des Meisters. Es war die gräßlichste Langeweile, die mich zu Boden drückte und die endlich mich alle Rücksichten vergessen ließ. Ganz still schlich ich mich in eine entfernte Ecke um dem Schlummer nachzugeben, zu dem mich das Gespräch rund umher einlud. Dasselbe Gespräch nämlich, das ich erst in meinem Unmut vielleicht gar irrtümlich für das geistloseste fadeste Geschwätz gehalten, kam mir nun vor, wie das eintönige Geklapper einer Mühle, bei dem man sehr leicht in ein ganz angenehmes gedankenloses Hinbrüten gerät, dem dann der wirkliche Schlaf bald folgt. — Eben in diesem gedankenlosen Hinbrüten, in diesem sanften Delirieren war es mir, als funkle plötzlich ein helles Licht vor den geschlossenen Augen. Ich blickte auf und dicht vor mir stand ein anmutiges schneeweißes Windspielfräulein, Badine's schöne Nichte, Minona geheißen, wie ich später erfuhr.
 
Mein Herr, sprach Minona mit jenem süßlispelnden Ton, der nur zu sehr widerklingt in des feurigen Jünglings erregbarer Brust, mein Herr, Sie sitzen hier so einsam, Sie scheinen sich zu ennuyieren? — Das tut mir leid! — Aber freilich, ein großer, tiefer Dichter wie Sie, mein Herr! muß, in höhern Sphären schwebend, das Treiben des gewöhnlichen sozialen Lebens schal und oberflächlich finden.
 
Ich erhob mich etwas bestürzt, und es tat mir weh, daß mein Naturell, stärker als alle Theorien des gebildeten Anstandes, mich zwang wider meinen Willen den Rücken hoch zu erheben, einen sogenannten Katzenbuckel zu machen, worüber Minona zu lächeln schien.
 
Gleich mich zur bessern Sitte erholend faßte ich aber Minona's Pfote, drückte sie leise an meine Lippen und sprach von begeisterten Augenblicken, denen der Dichter oft erliege. Minona hörte mich an mit solchen entschiedenen Zeichen der innigsten Teilnahme, mit solcher Andacht, daß ich mich selbst immer höher steigerte zur ungemeinen Poesie und zuletzt mich selbst nicht recht verstand. — Minona mochte mich ebensowenig verstehen, aber sie geriet ins höchste Entzücken und versicherte, wie oft es schon ihr inniger Wunsch gewesen, den genialen Murr kennen zu lernen, und daß einer der glücklichsten herrlichsten Momente ihres Lebens der gegenwärtige sei. — Was soll ich sagen! Bald fand sich's, daß Minona meine Werke, meine sublimsten Gedichte gelesen — nein! nicht nur gelesen sondern in der höchsten Bedeutung aufgefaßt hatte! Mehreres davon wußte sie auswendig und sagte es her mit einer Begeisterung, mit einer Anmut, die mich in einen 346ganzen Himmel voll Poesie versetzte, vorzüglich, da es meine Verse waren die die Holdeste ihres Geschlechts mir anzuhören gab. 

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