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Alaeddin und die Wunderlampe-18
日期:2021-12-22 15:56  点击:235
Ungeachtet der Dunkelheit der Nacht erkannte Alaeddin recht gut seinen Palast und die Zimmer der Prinzessin Bedrulbudur. Da es indes schon weit in der Nacht und im Palast alles ruhig war, so ging er etwas abseits und setzte sich unter einen Baum. Hier gab er sich neuen Hoffnungen hin, und indem er Betrachtungen anstellte über sein Glück, das er einem bloßen Zufalle verdankte, wurde sein Gemüt wieder weit ruhiger. Er hing eine[105] Weile diesen angenehmen Gedanken nach, aber da er seit fünf oder sechs Tagen kein Auge mehr geschlossen hatte, so überwältigte ihn zuletzt der Schlaf und er schlummerte am Fuße des Berges ein.
 
Als am folgenden Tage die Morgenröte anbrach, wurde Alaeddin sehr angenehm erweckt durch den Gesang der Vögel, die teils auf dem Baume, unter dem er lag, teils auch auf den dickbelaubten Bäumen im Garten seines Palastes die Nacht zugebracht hatten. Er warf sogleich seine Augen auf dieses bewundernswürdige Gebäude und fühlte eine unaussprechliche Freude, daß er jetzt Hoffnung habe, wieder Herr desselben zu werden und aufs neue seine teure Prinzessin Bedrulbudur zu besitzen. Er stand auf und näherte sich den Zimmern der Prinzessin, dann ging er unter ihren Fenstern eine Weile spazieren und wartete, bis sie erwachen würde und sich sehen ließe. Inzwischen dachte er bei sich selbst darüber nach, woher wohl die Ursache seines Unglücks gekommen sein möge, und nachdem er sich lange hin und her besonnen, zweifelte er nicht mehr daran, sein ganzes Mißgeschick könne bloß davon herrühren, daß er seine Lampe aus den Augen verloren habe. Er machte sich nun Vorwürfe über seine Nachlässigkeit, und daß er nicht Sorge getragen habe, sie keinen Augenblick aus der Hand zu lassen. Was ihn noch mehr in Verlegenheit setzte, war, daß er sich gar nicht einbilden konnte, wer wohl auf sein Glück eifersüchtig sei. Dies wäre ihm zwar klar geworden, wenn er gewußt hätte, daß er und sein Palast sich in Afrika befänden; allein der dienstbare Geist des Ringes hatte es ihm nicht gesagt, und er hatte ihn auch nicht darum gefragt. Sonst hätte ihn schon der Name Afrika sogleich an den afrikanischen Zauberer, seinen abgesagten Feind, erinnert.
 
Die Prinzessin Bedrulbudur stand diesmal früher als gewöhnlich auf, seit ihrer Entführung durch die Tücke des afrikanischen Zauberers, dessen Anblick sie bisher täglich einmal hatte ertragen müssen, weil er der Herr des Palastes war; sie hatte ihn jedoch jedesmal so spröde behandelt, daß er es noch nicht gewagt hatte, seinen Wohnsitz darin aufzuschlagen. Als sie angekleidet war, sah eine ihrer Frauen zufällig durchs Gitterfenster, bemerkte Alaeddin und verkündete es sogleich ihrer Gebieterin.[106] Die Prinzessin, die diese Nachricht nicht glauben konnte, lief schnell ans Fenster, bemerkte Alaeddin ebenfalls und öffnete das Gitter. Bei dem Geräusch, das dadurch entstand, hob Alaeddin den Kopf in die Höhe, erkannte sie und begrüßte sie mit einer Miene, auf der überschwengliche Freude sich abspiegelte. »Um keine Zeit zu verlieren,« sagte die Prinzessin zu ihm, »habe ich dir die geheime Türe öffnen lassen, tritt durch dieselbe ein und komm herauf.«
 
Es ist unmöglich, die Freude zu beschreiben, die die beiden Ehegatten empfanden, als sie sich nach einer Trennung, die sie ewig geglaubt hatten, endlich wiedersahen. Sie umarmten sich mehrere Male und gaben sich alle Beweise von Liebe und Zärtlichkeit, die man nach einer so traurigen und unerwarteten Trennung nur erdenken kann. Nach diesen Umarmungen, in die sich Tränen der Freude mischten, setzten sie sich, und Alaeddin nahm das Wort und sprach: »Prinzessin, bevor wir von irgend etwas anderem sprechen, beschwöre ich dich im Namen Gottes, sowohl um deiner selbst als um deines verehrungswürdigen Vaters, des Sultans, und besonders auch um meinetwillen, sage mir, was ist aus meiner alten Lampe geworden, die ich, bevor ich auf die Jagd ging, in dem Saal mit den vierundzwanzig Fenstern auf das Kranzgesimse gestellt hatte?«
 
»Ach, teurer Gemahl,« antwortete die Prinzessin, »ich habe mir’s wohl gedacht, daß unser beiderseitiges Unglück von dieser Lampe herkomme, und was mich untröstlich macht, ist, daß ich selbst daran schuld bin.« – »Prinzessin,« erwiderte Alaeddin, »miß dir die Schuld nicht bei, sie ist ganz auf meiner Seite, denn ich hätte die Lampe sorgsamer aufbewahren sollen. Jetzt aber laß uns nur daran denken, den Schaden wieder gutzumachen und deshalb erzähle mir, wie die Sache zugegangen und in welche Hände die Lampe geraten ist.«
 
Die Prinzessin Bedrulbudur erzählte hierauf Alaeddin alles, unter welchen Umständen sie die alte Lampe gegen die neue ausgetauscht und wie sie in der folgenden Nacht die Versetzung des Palastes bemerkt und sich am andern Morgen in einem unbekannten Lande gefunden habe, wo sie jetzt beide seien und das Afrika heiße. Letzteres hatte sie aus dem Munde des Schurken selbst erfahren, der sie durch seine Zauberkunst hierher versetzt hatte.
 
[107]»Prinzessin,« unterbrach sie Alaeddin, »du hast mir den Schurken deutlich genug bezeichnet, indem du mir sagtest, daß ich mit dir in Afrika bin. Er ist der abscheulichste aller Menschen; doch ist jetzt weder Zeit noch Ort, dir seine Schlechtigkeiten ausführlicher zu erzählen, und ich bitte dich bloß, mir zu sagen, was er mit der Lampe angefangen und wo er sie aufbewahrt hat.« – »Er trägt sie wohl eingehüllt in seinem Busen,« erwiderte die Prinzessin, »ich kann dies mit Bestimmtheit sagen, da er sie in meiner Gegenwart herausgezogen und enthüllt hat, um sich damit zu brüsten.«
 
»Prinzessin,« unterbrach sie Alaeddin, »ich glaube ein Mittel gefunden zu haben, uns beide von unserm gemeinschaftlichen Feinde zu befreien. Ich werde gegen Mittag zurückkommen, um dir dann meinen Plan mitzuteilen, und was du zum Gelingen desselben beizutragen hast. Doch sage ich dir zum voraus, wundere dich nicht, wenn du mich in einer andern Kleidung zurückkommen siehst, und gib Befehl, daß man mich an der geheimen Türe, wenn ich klopfe, nicht lange warten läßt.« Die Prinzessin versprach, man werde ihn an der Türe erwarten und schnell öffnen.
 
Als Alaeddin hinausgegangen war, bemerkte er einen Bauersmann, der aufs Feld ging.
 
Er ging zu ihm und machte ihm den Antrag, die Kleider mit ihm zu wechseln, worauf der Bauer endlich auch einging. Der Umtausch geschah hinter einem Gebüsch, und als sie sich getrennt hatten, schlug Alaeddin den Weg nach der Stadt ein und ging bis an den Platz, wo die Kaufleute und Handwerker ihre besondere Gasse hatten. Er trat nun in die Gasse der Materialienhändler, ging in den größten und bestausgestatteten Laden und fragte den Kaufmann, ob er nicht ein gewisses Pulver habe, das er ihm nannte. Der Kaufmann, der aus Alaeddins Kleidung schloß, er müsse arm sein und werde nicht Geld genug haben, um ihn zu bezahlen, antwortete, er habe zwar dieses Pulver, allein es sei sehr teuer. Alaeddin erriet seine Gedanken, zog seinen Beutel aus der Tasche, ließ einige Goldstücke hervorblinken und verlangte dann eine halbe Drachme von dem Pulver. Der Kaufmann wog so viel ab, wickelte es ein, übergab es Alaeddin und forderte ein Goldstück dafür. Alaeddin händigte es ihm ein, und ohne sich in der Stadt länger aufzuhalten, als nötig war,[108] um einige Nahrung zu sich zu nehmen, kehrte er nach seinem Palaste zurück. Er brauchte an der geheimen Türe nicht lange zu warten, sie wurde ihm sogleich geöffnet, und so ging er ins Gemach der Prinzessin Bedrulbudur hinauf. »Geliebte,« sprach er zu ihr, »da du so großen Widerwillen gegen deinen Entführer hast, so wird es dir vielleicht schwer werden, den Rat zu befolgen, den ich dir jetzt gebe. Bedenke aber, daß du dich notwendig verstellen und dir einige Gewalt antun mußt, wenn du dich von seinen Nachstellungen befreien und dem Sultan, deinem Vater und meinem Herrn, die Freude machen willst, dich wieder zu sehen. Befolge also meinen Rat, schmücke dich sogleich mit deinen schönsten Kleidern, und wenn der afrikanische Zauberer kommt, so empfange ihn aufs freundlichste. Du darfst dir aber keinen Zwang und keine Befangenheit anmerken lassen, sondern mußt ihm ein heiteres Gesicht zeigen. Im Gespräch gib ihm sodann zu erkennen, daß du dir alle Mühe gebest, mich zu vergessen; und um ihn vollkommen von deiner Aufrichtigkeit zu überzeugen, lade ihn zum Abendessen ein und drücke den Wunsch aus, den besten Wein seines Landes zu kosten. Er wird dann weggehen, um dir welchen zu holen. Indes du nun den Schenktisch in Bereitschaft setzen lässest, so schütte in einen der Becher, der dem deinigen gleich ist, dies Pulver hier, stelle ihn sodann auf die Seite und befiehl derjenigen von deinen Frauen, die das Schenkamt versieht, sie soll ihn dir auf ein verabredetes Zeichen voll Wein bringen und sich ja in acht nehmen, daß kein Irrtum dabei vorgeht. Wenn dann der Zauberer zurückkommt, und ihr beide bei Tische sitzet und nach Herzenslust gegessen und getrunken habt, so laß den Becher mit dem Pulver bringen und vertausche deinen Becher mit dem seinen. Er wird dies als eine so hohe Gunst ansehen, daß er es nicht ablehnen, sondern den Becher bis auf den Grund austrinken wird; kaum aber wird er ihn geleert haben, so wirst du ihn rücklings hinsinken sehen. Wenn es dich anekelt, aus seinem Becher zu trinken, so stelle dich wenigstens, als ob du tränkest, und du hast dabei nichts zu befürchten; denn das Pulver wird seine Wirkung schnell tun.«
 
Darauf antwortete die Prinzessin: »Ich gestehe dir, daß es mich Überwindung kostet, dem Zauberer auf diese Art entgegenzukommen. Aber welcher Entschließung ist man nicht fähig[109] gegen einen so grausamen Feind! Ich werde also tun, wie du mir rätst, da sowohl meine als deine Ruhe davon abhängt.« Darauf verabschiedete sich Alaeddin von der Prinzessin, und brachte den übrigen Teil des Tages in der Umgebung des Palastes zu, um sich mit Anbruch der Nacht wieder bei der geheimen Türe einzufinden. Sobald Alaeddin sich entfernt hatte, setzte sie sich an ihren Putztisch, ließ sich durch ihre Frauen aufs prächtigste schmücken und legte das reichste Kleid an. Ihr Gürtel war von eitel Gold und mit den größten auserlesensten Diamanten ausgelegt; um den Hals legte sie eine Schnur aus Perlen. Die Armbänder, die mit Rubinen und Diamanten besetzt waren, entsprachen aufs trefflichste dem Reichtum des Gürtels und der Halsschnur.
 
Als die Prinzessin Bedrulbudur vollständig angekleidet war, setzte sie sich auf ihren Sofa und erwartete die Ankunft des afrikanischen Zauberers.
 
Sobald die Prinzessin ihn in den Saal mit den vierundzwanzig Fenstern eintreten sah, stand sie mit allem Glanze ihrer Schönheit und Reize auf, wies ihm mit der Hand den Ehrenplatz an, den er einnehmen sollte, und setzte sich dann zugleich mit ihm: eine ganz ausgezeichnete Artigkeit, die sie ihm bisher noch nie erwiesen hatte. 

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