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雄猫穆尔的生活观:Vierter Abschnitt-8
日期:2021-10-05 10:37  点击:232
Wir begegneten auf einem Spaziergange der Professorin. — Erkenne, guter Murr, das gemütliche Gemüt — ja so will ich sagen — eines ehrlichen Pudels, wenn ich versichere, daß, unerachtet mir die Frau sehr weh getan, ich doch eine ungeheuchelte Freude empfand, sie wiederzusehen. — Ich tanzte vor ihr her, bellte lustig, und gab ihr meine Freude auf alle nur mögliche Weise zu erkennen. Sieh da, Ponto! rief sie, streichelte mich und blickte den Baron von Wipp, der stehen geblieben war, bedeutend an. Ich sprang zu meinem Herrn zurück, der mich liebkoste. Er schien auf besondere Gedanken zu geraten; mehrmals hintereinander murmelte er in sich hinein: Ponto! — Ponto, wenn das möglich sein sollte!
 
Wir hatten einen nahe gelegenen Lustort erreicht; die Professorin nahm Platz mit ihrer Gesellschaft, bei der sich jedoch der liebe gutmütige Herr Professor nicht befand. Unfern davon setzte sich der Baron Wipp, so daß er, ohne sonderlich von den andern bemerkt zu werden, die Professorin beständig im Auge behielt. Ich stellte mich vor meinen Herrn und guckte ihn an, indem ich leise mit dem Schweif wedelte, als erwarte ich seine Befehle. Ponto, sollte es möglich sein! wiederholte er. — Nun, setzte er nach einem kurzen Stillschweigen hinzu, nun, es kommt auf den Versuch an! — Damit nahm er einen kleinen Papierstreifen aus der Brieftasche, schrieb einige Worte mit Bleistift darauf, rollte ihn zusammen, steckte ihn mir unter das Halsband, wies nach der Professorin und rief leise: Ponto — allons! — Nicht ein solcher kluger, in der Welt gewitzigter Pudel hätte ich sein müssen, als ich es wirklich bin, um nicht sogleich alles zu erraten. Ich machte mich daher sogleich an den Tisch, wo die Professorin saß und tat, als verspüre ich großen Appetit nach dem schönen Kuchen, der auf dem Tische stand. — Die Professorin war die Freundlichkeit selbst, sie reichte mir Kuchen mit der einen Hand, während sie mich mit der andern am Halse kraute. Ich fühlte, wie sie den Papierstreifen hervor zog. Bald darauf verließ sie die Gesellschaft und begab sich in einen Nebengang. Ich folgte ihr. Ich sah, wie sie des Barons Worte eifrig las, wie sie aus ihrem Strickkästchen einen Bleistift hervorholte, auf denselben Zettel einige Worte schrieb und ihn dann wieder zusammenrollte. Ponto, sprach sie dann, indem sie mich mit 316schalkischem Blick betrachtete, du bist ein sehr kluger vernünftiger Pudel, wenn du zu rechter Zeit apportierst! Damit steckte sie mir das Zettelchen unter das Halsband, und ich unterließ nicht eiligst hinzuspringen zu meinem Herrn. Der mutmaßte sogleich, daß ich Antwort brächte, denn er zog alsbald den Zettel unter dem Halsbande hervor. — Der Professorin Worte mußten sehr tröstlich lauten und angenehm, denn des Barons Augen funkelten vor lauter Freude und er rief entzückt: Ponto — Ponto, du bist ein herrlicher Pudel, mein guter Stern hat mir dich zugeführt. Du kannst denken, guter Murr! daß ich nicht weniger erfreut war, da ich einsah, wie ich nach dem, was sich soeben zugetragen, in der Gunst meines Herrn hoch steigen müsse.
 
In dieser Freude machte ich beinahe unaufgefordert alle nur möglichen Kunststücke. Ich sprach wie der Hund, starb, lebte wieder auf, verschmähte das Stück Weißbrot vom Juden und verzehrte mit Appetit das vom Christen usw. Ein ungemein gelehriger Hund! So rief eine alte Dame, die neben der Professorin saß, herüber. Ungemein gelehrig, erwiderte der Baron. Ungemein gelehrig! hallte der Professorin Stimme nach wie ein Echo. — Ich will dir nur ganz kurz sagen, guter Murr! daß ich den Briefwechsel auf die erwähnte Weise fortwährend besorgte und noch jetzt besorge, da ich zuweilen sogar mit Briefchen in des Professors Haus laufe, wenn er gerade abwesend. Schleicht aber manchmal in der Abenddämmerung der Herr Baron Alcibiades von Wipp zur holden Lätitia, so bleibe ich vor der Haustüre und mache, läßt sich der Herr Professor nur in der Ferne blicken, solch einen grimmigen Teufelslärm mit Bellen, daß mein Herr ebensogut als ich, die Nähe des Feindes wittert und ihm ausweicht. —
 
Mir kam es vor, als könne ich Ponto's Betragen doch nicht recht billigen, ich dachte an des verewigten Muzius, an meinen eignen tiefen Abscheu vor jedem Halsbande, und schon dies setzte mich darüber ins Klare, daß ein ehrliches Gemüt, so wie es ein rechtschaffener Kater in sich trägt, dergleichen Liebeskuppeleien verschmähe. Alles dieses äußerte ich dem jungen Ponto ganz unverhohlen. Der lachte mir aber ins Gesicht und meinte, ob denn die Moral der Katzen so gar strenge sei, und ob ich nicht selbst schon hin und wieder über die Schnur gehauen, d. h. etwas getan, was für den engen moralischen Schubkasten etwas zu breit sei. — Ich dachte an Mina und verstummte. 

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