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哈特拉斯船长历险记:68
日期:2021-09-09 14:21  点击:264
So waren die Bedauernswerthen, ohne Schutz vor der heftigen Kälte, aufs Neue der Wuth des Sturmes preisgegeben. Hatteras versuchte das Zelt aufzuschlagen, doch vermochte es der Gewalt des Windes nicht zu widerstehen, und so blieb Nichts übrig, als sich noch selbst unter die Leinenstücken zu flüchten, welche bald von einer dicken Schneelage überweht waren. Doch verhinderte dieser Schnee, durch den ihre Eigenwärme nicht ausstrahlen konnte, mindestens, daß sie selbst zu Eis erstarrten.
 
Erst am Morgen ließen die Windstöße nach; als sie die jetzt nur knapp gefütterten Hunde wieder einspannten, sah Bell, daß drei von ihnen schon ihr Riemenzeug angenagt hatten; zwei schienen ernstlich krank und konnten nicht weiter fort.
 
Trotz alledem mußte die Karawane wohl oder übel ihren Weg wieder aufnehmen; noch sechzig Meilen waren bis zu dem ins Auge gefaßten Punkte zurückzulegen.
 
Am 26. rief Bell, der voranschritt, plötzlich die Andern herbei; zu nicht geringem Erstaunen sahen sie ein Gewehr an eine Eiszacke gelehnt.
 
»Eine Flinte!« rief der Doctor aus.
 
Hatteras prüfte sie; sie war in gutem Zustande und noch geladen.
 
»Die Mannschaft des Porpoise muß hier in der Nähe sein«, meinte der Doctor.
 
Hatteras erkannte, daß die Waffe amerikanischen Ursprungs sei; seine Hand erfaßte krampfhaft den beeisten Lauf.
 
»Vorwärts! Vorwärts! sprach er mit dumpfer Stimme.
 
Weiter ging es die Bergabhänge hinunter. Simpson schien alles Gefühles beraubt; kein Klagelaut ertönte von ihm; er war schon zu schwach dazu.
 
Der Sturm dauerte fort; aber immer langsamer kam der Schlitten voran; nur wenige Meilen legte man in vierundzwanzig Stunden zurück, und trotz der strengsten Einteilung gingen die Nahrungsmittel erschreckend zu Ende; aber so lange noch etwas über die für die Rückreise berechnete Menge übrig war, trieb Hatteras vorwärts.
 
Am 27. fand man, fast verweht vom Schnee, einen Sextanten und später eine Kürbisflasche; diese enthielt Branntwein, oder vielmehr ein Eisstück, in dessen Mitte der Alkohol des Getränkes sich in einem Schneeballe concentrirt hatte; der Fund erschien werthlos.
 
Offenbar folgte Hatteras unwillkürlich den Spuren einer traurigen Katastrophe; er schlug eben den einzigen überhaupt gangbaren Weg ein und traf so auf Trümmer eines schrecklichen Schiffbruchs.
 
Der Doctor spähte nach Kräften, ob er nicht wieder einen Cairn gewahren könne; aber vergeblich.
 
Trübe Gedanken peinigten den Kapitän; wenn er die Hilflosen, welche hier gewesen waren, entdeckte, welche Hilfe konnte er ihnen leisten? Ihm selbst und seinen Begleitern begann es schon an Allem zu fehlen; ihre Kleidung ging in Stücken, ihre Nahrung zu Ende. Waren jene Schiffbrüchigen zahlreich, so kamen sie Alle durch Hunger um. Hatteras wünschte sie offenbar lieber zu vermeiden. Hatte er nicht ein Recht dazu, er, von dem das Wohl aller seiner Begleiter abhing? Durfte er, wenn er noch Fremde mit an Bord brachte, die Sicherheit Aller aufs Spiel setzen?
 
Aber diese Fremden waren ja auch Menschen, waren Ihresgleichen, vielleicht gar Landsleute! So schwach auch die Hoffnung auf ihre Rettung war, durfte man sich ganz darüber wegsetzen? Der Doctor suchte Bells Meinung darüber zu erfahren; aber dieser schwieg; seine eigenen Leiden schnürten ihm das Herz zu. Clawbonny wagte gar nicht, Hatteras zu fragen, und so ergab er sich ruhig dem Beschlusse der Vorsehung.
 
Am Abend des 27. Januar schien es mit Simpson zu Ende zu gehen. Seine Gliedmaßen waren eisig kalt; sein keuchender Athem bildete einen Nebel um seinen Kopf, und krampfhaftes Zucken verkündete seine letzte Stunde. Sein Gesichtsausdruck, seine Blicke ohnmächtigen Zorns, die er noch auf den Kapitän schoß, war schrecklich, verzweifelt. Er verrieth eine schwere Anklage, er schleuderte auf Jenen zwar stumme, aber doch deutliche und wohl nicht ganz unverdiente Vorwürfe.
 
Hatteras näherte sich dem Sterbenden nicht. Er mied ihn, er floh ihn; er wurde schweigsamer, und in sich gekehrt, mehr als je. Die folgende Nacht war furchtbar; mit doppelter Macht brach der Sturm los; dreimal wurde das Zelt weggerissen und der Schneeschauer peitschte den Bedauernswerthen ins Gesicht, machte sie blind und übereiste sie. Simpson war dem fürchterlichen Wetter preisgegeben. Es gelang zwar Bell, das armselige Obdach des Zeltes wieder herzustellen; aber ein noch heftigerer Windstoß riß es zum vierten Male weg und entführte es wirbelnd unter grausigem Pfeifen.
 
»Ah! Das ist zu arg! rief Bell.
 
– Muth! Nur Muth!« sprach ihm der Doctor zu, der in seine Nähe kroch, um nicht in eine Schlucht mit fortgerissen zu werden.
 
Simpson stöhnte. Plötzlich richtete er sich noch einmal mit den letzten Kräften halb auf, streckte die geballte Faust gegen Hatteras, der ihn unbeugsamen Blicks ansah, aus, stieß noch einen herzzerreißenden Schrei aus und fiel todt zurück, ohne seine Drohung vollenden zu können.
 
»Er ist todt! rief der Doctor.
 
– Todt!« wiederholte Bell. Hatteras, der auf die Leiche zuging, ward vom Sturme zurückgestoßen.
 
Das war das erste Opfer, welches das mörderische Klima aus der Gesellschaft riß, der Erste, der nie einen Hafen wiedersehen sollte, der Erste, der nach unendlichen Leiden den Starrsinn des Kapitäns noch mit seinem Leben zu büßen hatte. Dieser Todte hatte ihn als Mörder angeklagt, und Hatteras nicht den Kopf dabei verwandt. Doch glitt heimlich eine Thräne aus seinem Auge, die auf der blassen Wange gefror.
 
Der Doctor und Bell betrachteten ihn fast mit Grauen. Auf seinen langen Stock gestützt stand er da wie der Geist dieser erstarrten Regionen, grad aufgerichtet trotz der wüthenden Windstöße, wie unheilverkündend bei seiner erschreckenden Ruhe.
 
Ohne von der Stelle zu weichen blieb er stehen bis zum Grauen der Dämmerung, zähe, kühn, unbezwingbar und schien dem Sturm, der rings um ihn tobte, zu trotzen. 

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