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Die Abenteuer des Kapitän Hatteras-8
日期:2021-08-12 16:19  点击:271
– Man muß weiter annehmen, fuhr James Wall fort, daß, wenn eine Panik einträte, die Matrosen bis zum letzten Mann ausreißen würden; und ich weiß nicht, Commandant, ob es Ihnen gelingen würde, Ihre Mannschaft von neuem aufzubringen.
 
– Aber was anfangen? schrie Shandon.
 
– Was Sie gesagt haben, versetzte der Doctor: Abwarten, aber nur bis morgen, ehe man den Muth sinken läßt. Die Versprechungen des Kapitäns sind bisher mit einer Regelmäßigkeit erfüllt worden, die eine gute Bürgschaft ist; man hat also keinen Grund zu glauben, daß wir nicht zu richtiger Zeit über unsere Bestimmung werden in Kenntniß gesetzt werden; ich zweifle keinen Augenblick, daß wir morgen auf dem Irländischen Meere fahren; dazu, meine. Freunde, schlage ich ein letztes Glas vor auf unsere glückliche Reise; sie beginnt zwar auf eine etwas unklare Weise, aber mit Seeleuten wie Sie giebt es tausend Wege zum guten Ende.«
 
Und alle vier stießen zum letzten Mal an.
 
»Jetzt, Commandant, fuhr Meister Johnson fort, darf ich Ihnen einen Rath geben, so besteht er darin: Sie treffen alle Vorbereitungen zur Abfahrt; die Mannschaft muß Sie ganz sicher wissen. Morgen, mag ein Brief kommen, oder nicht, machen Sie segelfertig, zu heizen ist noch nicht nöthig; es sieht aus, als wolle der Wind gut halten, und es ist leicht die hohe See zu gewinnen; der Lootse komme an Bord; zur Zeit der Fluth verlassen Sie die Docks und ankern draußen vor der Spitze von Birkenhead; dann haben unsere Leute mit dem Lande keine Verbindung mehr, und wenn der verteufelte Brief endlich kommt, wird er uns dort finden, wie anderwärts.
 
– Brav gesprochen, wackerer Johnson! sagte der Doctor, und reichte dem alten Seemann die Hand.
 
– So wollen wir es denn machen!« erwiderte Shandon.
 
Jeder begab sich dann in seine Cabine und erwartete in unruhigem Schlaf den Sonnenaufgang.
 
Am folgenden Morgen fand sich bei den ersten Briefabgaben in der Stadt nicht ein einziger an den Commandanten Richard Shandon.
 
Demungeachtet machte dieser seine Vorbereitungen zur Abfahrt; das Gerücht davon verbreitete sich sogleich in Liverpool, und es strömte eine außerordentliche Menge von Zuschauern auf die Quais von New-Princes Docks.
 
Es kamen viele derselben an Bord der Brigg, dieser um von einem Kameraden Abschied zu nehmen jener um einem Freund abzurathen, ein anderer um sich das seltsame Schiff zu besehen, wieder ein anderer, um den Zweck der Reise zu erfahren, und man murrte, als man den Commandanten schweigsamer und rückhaltender sah wie jemals.
 
Dafür hatte er wohl seine Gründe.
 
Es schlug zehn Uhr; elf sogar. Gegen ein Uhr Nachmittags sollte die Fluth fallen. Shandon warf vom Hüttendeck aus einen unruhigen Blick auf die Menge; die Matrosen vollzogen schweigend seine Befehle, stets die Augen auf ihn gerichtet, in Erwartung einer Mittheilung, welche ausblieb.
 
Meister Johnson machte segelfertig; es war bedeckter Himmel, und vor den Baffins draußen ging die See sehr hohl; es wehte ein ziemlich starker Südost, doch konnte man leicht aus der Mersey herauskommen.
 
Um zwölf Uhr noch nichts. Der Doctor Clawbonny ging unruhig auf und ab, lorgnettirte, gesticulirte. Er fühlte sich aufgeregt, was er auch thun mochte. Shandon biß sich die Lippen blutig.
 
Jetzt trat Johnson heran und sagte zu ihm:
 
»Commandant, wollen wir die Fluth benutzen, so dürfen wir keine Zeit verlieren; vor Ablauf einer guten Stunde kommen wir nicht aus den Docks heraus.«
 
Shandon blickte noch einmal umher und sah auf seine Uhr. Die Zeit der Briefausgabe zu Mittag war vorüber.
 
»Wohlan denn!« sagte er zu seinem Rüstmeister.
 
Dieser rief den Zuschauern zu, das Verdeck zu räumen.
 
Es entstand eine rege Bewegung, indem die Einen auf das Quai eilten, die Andern die Taue lösten.
 
In der Verwirrung, da die Matrosen ohne viel Rücksicht die Neugierigen wegtrieben, hörte man den Hund heulen.
 
Dies Thier sprang auf einmal vom Vordercastell mitten durch die dichte Menge. Man wich ihm aus; er sprang auf das Hüttendeck, und – tausend Zeugen sahen es – der Kapitän Hund hielt zwischen den Zähnen einen Brief.
 
»Ein Brief! rief Shandon, aber da ist er ja an Bord?
 
– Dagewesen ist er ohne Zweifel, aber nun ist er nicht mehr da, erwiderte Johnson, und zeigte auf das nun völlig geräumte Verdeck.
 
Kapitän! Kapitän! ici!« rief der Doctor, und versuchte den Brief zu nehmen, aber der Hund wich ihm aus mit lebhaften Sprüngen. Es schien, er wolle seine Botschaft nur Shandon selbst einhändigen.
 
»Kapitän, ici!« rief dieser.
 
Der Hund kam herbei; Shandon nahm ihm den Brief ab, und Kapitän bellte dreimal laut beim tiefen Schweigen der Menge.
 
Shandon zögerte den Brief zu öffnen.
 
»Ei so lesen Sie doch! Lesen Sie!« rief der Doctor. Shandon sah ihn an. Die Adresse, ohne Ort und Datum lautete:
 
»An den Commandanten Richard Shandon, an Bord der Brigg Forward.«
 
Shandon öffnete und las: »Sie fahren nach dem Cap Farewell zu. Am 20. April werden Sie dort eintreffen. Wenn der Kapitän sich da nicht an Bord einfindet, fahren Sie durch die Davis-Straße und das Baffins-Meer hinauf bis zur Melville-Bai.
 
Der Kapitän des Forward. K. Z.«
 
Shandon legte den lakonischen Brief sorgfältig zusammen, steckte ihn in seine Tasche, und gab Befehl zur Abfahrt. Seine im Pfeifen des Ostwindes hallende Stimme hatte etwas Feierliches.
 
Bald war der Forward aus den Baffins heraus, und fuhr, von einem Lootsen aus Liverpool geleitet, die Strömung des Mersey. Die Menge stürzte auf das äußere Quai längs den Docks Victoria, um das seltsame Schiff noch einmal zu sehen. Die Mastbäume waren rasch aufgerichtet, die Segel aufgehißt, und mit deren Beistand fuhr der Forward, nachdem er um die Spitze Birkenhead gebogen, äußerst schnell ins Irländische Meer. 

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