Ich konnte bis jetzt in der ganzen Posse noch nichts »zum Lachen« finden, im Gegenteil, mir war ganz unheimlich zu Mute, als ich meinen Getreuen sich bis an das äußerste Ende des Astes zurückziehen und den Bären ihm auf dem Fuße folgen sah.
»Jetzt, meine Herren«, rief Freitag in heiterer Stimmung, »jetzt werden Sie sehen: der Tanz beginnt!«
Bei diesen Worten sprang er und schüttelte den Ast so kräftig, daß diese schaukelnde Bewegung dem Bären unbehaglich wurde und er sich bedachtsam zurückzog. Freitag aber ließ ihn nicht so leichten Kaufes frei, sondern rief ihm zu: »Was kommst du nicht näher, Freund? Immer komm her!« Und wirklich that das Tier einige Schritte vorwärts. Jetzt neues kräftiges Schütteln und Schaukeln – neuer Rückzug; kurz, das Spiel dauerte eine Zeitlang in dieser Weise fort, und wir mußten über die drolligen Gebärden des Bären herzlich lachen.
Doch Abend und Dunkelheit brachen herein, und ich rief Freitag zu, dem Possenspiel ein Ende zu machen; denn wir alle wußten nicht, wie der Scherz ausgehen würde.
Freitag zog sich sogleich an das äußerste Ende des Astes zurück, hielt sich mit größter Geschicklichkeit mit beiden Händen daran fest und sprang dann leichten Fußes auf den Boden.
Hierauf ergriff er sein Gewehr und blieb bewegungslos stehen. Als der Bär seinen Feind unten sah, ward es ihm auf dem Baume zu einsam, und er wollte gleichfalls herabsteigen. Doch that er es mit einer merkwürdigen Vorsicht, sah sich bei jedem Schritte um und kletterte endlich langsam und bedächtig am Stamme herunter. Kaum aber berührte er mit seinen Tatzen den Boden, so legte ihm Freitag seine Flinte ans Ohr und streckte ihn tot nieder. Dann drehte sich der Schelm lachend uns zu, um in unsern Mienen den wohlverdienten Beifall zu lesen, und sagte nicht ohne einen Zug selbstgefälligen Stolzes:
»So töten wir daheim, in Amerika, die Bären!«
»Aber wie ist denn das möglich, Freitag«, warf ich ihm ein, »ihr habt ja keine Flinten?«
»Nein, meine Brüder haben keine Flinten, aber ihre langen Pfeile treffen ebenso sicher.«
Gern hätte Freitag dem erlegten Gegner das Fell abgezogen, aber wir durften uns bei der zunehmenden Dunkelheit nicht unnützerweise länger verweilen, zumal in unsre Ohren ein entsetzliches Geheul der herumlungernden Wölfe drang. Schon im ersten Gehölze lief etwa ein halbes Dutzend dieser Tiere über den Weg, welche aber gar keine Notiz von uns zu nehmen schienen. Als wir gegen die Ebene zuschritten, erblickten wir ein ganzes Rudel, welche an den Knochen eines Pferdes nagten; bald schon vernahmen wir aus dem nahen Gehölze fürchterliches Geheul und sahen gleich darauf eine große Schar einem seines Reiters ledig gewordenen Pferde nachrennen.
Dies erforderte rasches Handeln. Wir trennten uns in zwei geschlossene Trupps und feuerten abwechselnd; gleich bei den ersten Schüssen stürzten vier der Bestien, mehrere andre wurden verwundet und röteten den Boden mit ihrem Blute. Wir selbst stimmten nun ein ohrenzerreißendes Geheul an, und zwar so wirkungsvoll, daß es sogar den Wölfen zu arg wurde und diese sich zurückzogen. Mittlerweile luden wir rasch unsre Gewehre und setzten unsern Weg weiter fort.