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Vierzehntes Kapitel. Robinsons Abreise von seiner Insel.-1
日期:2021-05-03 18:32  点击:211
 
Robinson als Gouverneur und Richter. – Abschied von der Insel und deren Bevölkerung. – Ankunft in England. – Alles fremd in der Heimat. – Reise nach Lissabon. – Stand der brasilischen Besitzungen. – Der brave Portugiese. – Günstige Vermögenslage. – Landreise durch Spanien und Frankreich. – Wölfe in den Pyrenäen. – Freitag und der Bär. – Stillleben in London.
 
Während des Frühstücks beratschlagten wir darüber, was mit den Gefangenen vorzunehmen wäre. Atkins und seine zwei Spießgesellen waren unverbesserliche Bösewichte, vor denen man auf der Hut sein mußte. Hätte man sie mitnehmen wollen, so durfte es nur in Fesseln geschehen, um sie auf der ersten englischen Kolonie dem Arme der strafenden Gerechtigkeit zu überliefern. Der menschenfreundliche Kapitän wollte indes Milde üben, womit auch ich mich einverstanden erklärte; wir kamen deshalb überein, die drei Personen auf der Insel zurückzulassen. Aber sie sollten selbst diese Maßregel als eine Gnade ansehen und darum bitten.
Nachdem ich mich angekleidet hatte, erteilte ich Freitag den Befehl, die Gefangenen von der Grotte nach dem Burgwäldchen zu bringen; ich selbst begab mich nach einiger Zeit dahin, ließ die Kerle, gefesselt wie sie waren, mir vorführen und hielt nun folgende kurze Ansprache:
»Die ganze Nichtswürdigkeit eures Gebarens ist mir durchaus bekannt. Ihr habt euch gegen euren braven Kapitän empört, um euren schändlichen Lüsten nach Seeräuberei zu frönen. Aber es ist gekommen, wie es kommen mußte; wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Das Schiff ist nach meinen Anordnungen seinem rechtmäßigen Befehlshaber wieder übergeben worden, und ich habe Befehl erteilt, daß euer Rebellenkapitän an die große Raa aufgeknüpft wird. Könnt ihr übrigen etwas zu eurer Entschuldigung oder Rechtfertigung vorbringen, so thut es beizeiten, sonst lasse ich euch samt und sonders neben Atkins aufhängen!«
Einer von ihnen antwortete im Namen der übrigen, sie hätten nichts weiter zu sagen, als daß der Kapitän ihnen, als sie gefangen genommen worden wären, versprochen hätte, sie beim Leben zu lassen, und sie bäten daher Se. Exzellenz den Gouverneur demütig um Gnade.
»Da ich«, entgegnete ich hierauf, »die Erlaubnis habe, mit dem ersten Schiffe nach England zurückzufahren und meine Abreise eben bevorsteht, so wüßte ich keine andre Gnade walten zu lassen als die, euch hier auf dieser Insel zurückzulassen; denn führet ihr mit uns nach England, so erwartete euch dort von Rechts wegen der Strang.«
Die Leute willigten dankbar ein, und um sie bis zu meiner Abreise immer in Furcht zu erhalten, ließ ich den erschossenen Meutererkapitän an der großen Raa aufknüpfen. Der eigentliche Kapitän jedoch, der inzwischen zu uns getreten war und die Verkündigung meines gnädigen Entscheids vernommen hatte, that, als ob er in diese milden Maßregeln durchaus nicht einwilligen könne, worauf ich, mich scheinbar in meiner Gouverneurswürde gekränkt fühlend, ihn mit den Worten zurückwies: »Herr Kapitän, Sie wissen recht wohl, daß die Gefangenen nicht die Ihrigen, sondern die meinigen sind.«
Nachdem alle noch einmal mich ihrer Dankbarkeit versichert hatten, unterrichtete ich sie von allen Dingen, deren Kenntnis ihnen jetzt von Nutzen sein konnte: von Säen, Pflanzen und Ernten, von der Beschaffenheit des Bodens, von der Töpfer- und Korbflechterarbeit, vom Brotbacken, von meinem Lusthause, von der Grotte, von meinen Ziegenparks und von meiner Milch- und Käsewirtschaft. Auch durfte ich nicht unerwähnt lassen, daß 17 Spanier und Portugiesen in den nächsten Tagen landen würden, für welche ich einen Brief in Bereitschaft halten wolle, der dem Don Caballos zu übergeben sei. Endlich überließ ich ihnen noch Gewehre, Pulver und Schrot sowie die meisten Vorräte, so daß sie gegen jeden Mangel hinreichend geschützt waren. Nachdem ich sie in solcher Weise genügend ausgerüstet hatte, ließ ich die Gefangenen wieder abtreten.
Nun hielt ich mit dem Kapitän über die nahe Abreise Rat, obschon es mir in den letzten Stunden doch recht schwer aufs Herz fiel, meine Insel zu verlassen, an die sich so manche Erinnerungen des Schmerzes und der Freude knüpften. Noch einmal gedachte ich lebhaft der vergangenen Zeiten und derjenigen Ereignisse, die meinen Sinn geläutert und mich zu einem gottesfürchtigen, tüchtigen Menschen umgewandelt hatten!
Es war nach dem Schiffskalender am 19. Dezember 1686, als ich des Abends gegen 8 Uhr an Bord stieg, nachdem ich 27 Jahre, 2 Monate und 19 Tage auf der Insel verlebt hatte; an demselben Jahrestage war ich mit Xury aus Saleh der Gefangenschaft der Mauren entflohen.
Gegen Morgen, etwa um 5 Uhr, ereignete sich noch ein eigentümlicher Vorfall. Zwei der Verbannten kamen an das Schiff geschwommen und baten, sie an Bord aufzunehmen, selbst auf die Gefahr hin, daß sie in England auf der Stelle gehangen werden sollten. Als man sie fragte, was sie bewogen habe, die Insel zu verlassen, gaben sie zur Antwort: sie könnten nicht mit jenen Bösewichten zusammenleben, ohne in beständiger Furcht zu sein, von ihnen aufs grausamste mißhandelt oder gar getötet zu werden. Der Kapitän bedeutete sie, daß er ohne meine Einwilligung nichts versprechen könne; aber auf ihre wiederholte Beteuerung, redliche und brave Menschen werden zu wollen, nahm ich sie wieder auf, konnte ihnen indes eine tüchtige Tracht Prügel nicht ersparen, weil sie in eigenmächtiger Weise gehandelt hatten.

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