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雄猫穆尔的生活观:Dritter Abschnitt.-16
日期:2021-02-15 21:28  点击:222
Die Wunde schmerzte nicht mehr, ich fühlte mich frisch und leicht, ich trat heraus aus dem Gebüsch, das mir zum Schlafgemach gedient, die Sonne stieg empor und warf blinkende Streiflichter auf Wald und Flur, wie fröhliche Morgengrüße. Die Vögel erwachten in den Gebüschen und badeten sich zwitschernd im kühlen Morgentau, und 218schwangen sich auf in die Lüfte. Noch in nächtliche Nebel gehüllt lag tief unter mir Sieghartshof, doch bald sanken die Schleier, und in flammendem Gold standen Bäume und Büsche. Der See des Parks glich einem blendend strahlenden Spiegel: ich unterschied das Fischerhäuschen wie einen kleinen weißen Punkt — sogar die Brücke glaubte ich deutlich zu schauen. — Das Gestern trat auf mich ein, aber als sei es eine längst vergangene Zeit, aus der mir nichts geblieben als die Wehmut der Erinnerung an das ewig Verlorne, die in demselben Augenblick die Brust zerreißt und mit süßer Wonne erfüllt. „Haselant, was willst Du denn eigentlich damit sagen, was hast Du denn in dem längst vergangenen Gestern auf ewig verloren? so ruft Ihr mich an, Meister, ich hör es. Ach Meister, noch einmal stelle ich mich hin auf jene hervorragende Spitze des Geiersteins — noch einmal breite ich die Arme aus wie Adlersflügel, mich dort hinzuschwingen, wo ein süßer Zauber waltete, wo jene Liebe, die nicht in Raum und Zeit bedingt, die ewig ist, wie der Weltgeist, mir aufging in den ahnungsvollen Himmelstönen, die die dürstende Sehnsucht selbst sind und das Verlangen. Ich weiß es, dicht vor meiner Nase setzt sich ein Teufelskerl von hungrigem Opponenten hin, der nur opponiert des irdischen Gerstenbrotes halber, und fragt mich höhnisch: ob es möglich sei, daß ein Ton dunkelblaue Augen haben könne? Ich führe den bündigsten Beweis, daß der Ton eigentlich auch ein Blick sei, der aus einer Lichtwelt durch zerrissene Wolkenschleier hinabstrahlet; der Opponent geht aber weiter, und frägt nach Stirn, nach Haar, nach Mund und Lippen, nach Armen, Händen, Füßen, und zweifelt durchaus mit hämischem Lächeln, daß ein bloßer, purer Ton mit diesem allen begabt sein könne. — O Gott, ich weiß, was der Schlingel meint, nämlich nichts weiter, als daß, solange ich ein glebae adscriptus sei, wie er und die übrigen, solange wir alle nicht bloß Sonnenstrahlen fräßen, und uns manchmal noch auf einen andern Stuhl setzen müßten, als auf den Lehrstuhl, es mit jener ewigen Liebe, mit jener ewigen Sehnsucht, die nichts will als sich selbst, und von der jeder Narr zu schwatzen weiß — Meister! ich wünschte nicht, daß Ihr auf die Seite des hungrigen Opponenten trätet — es würde mir unangenehm sein. — Und sagt selbst, könnte Euch wohl eine einzige vernünftige Ursache dazu treiben? — hab' ich jemals Hang gezeigt zu trister Sekundaner Narrheit? — Ja hab' ich, zu reifen Jahren gekommen, mich nicht stets nüchtern zu erhalten gewußt, hab' ich etwa jemals gewünscht ein Handschuh zu sein bloß um Julia's Wange 219zu küssen wie Vetter Romeo? — Glaubt es nur, Meister, die Leute mögen auch sagen, was sie wollen, im Kopf trag' ich nichts als Noten, und im Gemüt und Herzen die Klänge dazu, denn alle Teufel! wie sollt ich sonst im Stande sein, solche manierliche, bündige Kirchenstücke zu setzen, als die Vesper es ist, die da eben vollendet auf dem Pulte liegt. — Doch — schon wieder war es um die Historie geschehen — ich erzähle weiter.
 
Aus der Ferne vernahm ich den Gesang einer kräftigen Männerstimme, der sich immer mehr und mehr näherte. Bald gewahrte ich denn auch einen Benediktiner Geistlichen, der, auf dem Fußsteig unterwärts fortwandelnd, einen lateinischen Hymnus sang. Nicht weit von meinem Platze stand er still, hielt inne mit dem Singen und schaute, indem er den breiten Reisehut vom Kopfe nahm und sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirne trocknete, in der Gegend umher, dann verschwand er ins Gebüsch. Mir kam die Lust an, mich zu ihm zu gesellen, der Mann war mehr als wohlgenährt, die Sonne brannte stärker und stärker, und so konnt' ich wohl denken, daß er ein Ruheplätzchen gesucht haben würde im Schatten. Ich hatte mich nicht geirrt, denn in das Gebüsch tretend, erblickte ich den ehrwürdigen Herrn, der sich auf einen dickbemoosten Stein niedergelassen hatte. Ein höheres Felsstück dicht daneben diente ihm zum Tisch; — er hatte ein weißes Tuch darüber ausgebreitet, und holte eben aus dem Reisesack Brot und gebratenes Geflügel hervor, das er mit vielem Appetit zu bearbeiten begann: Sed praeter omnia bibendum quid, so rief er sich selbst zu und schenkte aus einer Korbflasche Wein ein in den kleinen, silbernen Becher, den er aus der Tasche hervorgezogen. Eben wollte er trinken, als ich mit einem „Gelobt sei Jesus Christ“ zu ihm hintrat. Mit dem Becher an den Lippen, schaute er auf, und ich erkannte im Augenblick meinen alten, gemütlichen Freund aus der Benediktiner-Abtei zu Kanzheim, den ehrlichen Pater und Präfectus Chori Hilarius. In Ewigkeit! stammelte Pater Hilarius, indem er mich mit weit aufgerissenen Augen starr anblickte. Ich dachte sogleich an meinen Kopfputz, der mir vielleicht ein fremdes Ansehen geben mochte und begann: O, mein sehr geliebter, würdiger Freund Hilarius, haltet mich nicht für einen verlaufenen, vagabondierenden Hindus, auch nicht für ein auf den Kopf gefallenes Landeskind, da ich doch nun einmal nichts anderes bin und sein will, als Euer Intimus, der Kapellmeister Johannes Kreisler! — 

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