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雄猫穆尔的生活观:Dritter Abschnitt.-8
日期:2021-02-15 21:15  点击:233
O! rief der Meister, o meine Gnädige, es war der rege Geist der lebensweisen, unternehmenden Frau selbst, der Sie an das Fischerhäuschen führte. Wie kann ich armer, alter, jedoch unerfahrner Mann mich in allen diesen Dingen zurechtfinden, ohne Ihren Beistand! Eben 203wollt' ich alles, was mir der Fürst vertraut, weitläuftig hererzählen, aber es bedarf keiner fernern Erläuterungen, da Ihnen schon alles bekannt. Möchten Sie, Gnädige, mich würdig achten, sich über alles, was vielleicht schlimmer sich darstellen mag, als es wirklich ist, recht von Herzen auszusprechen.
 
Meister Abraham traf den Ton der biederen Zutraulichkeit so gut, daß die Benzon, all' ihrer Scharfsichtigkeit unerachtet, nicht gleich zu entscheiden wußte, ob es hier auf eine Mystifikation abgesehen sei oder nicht, und die Verlegenheit darüber schnitt ihr jeden Faden ab, den sie erfassen und zur für den Meister verfänglichen Schlinge hätte verknüpfen können. So geschah es aber, daß sie vergebens nach Worten ringend, wie festgebannt auf der Brücke stehen blieb, und hinabschaute in den See.
 
Der Meister weidete sich einige Augenblicke an ihrer Pein, dann richteten sich aber seine Gedanken auf die Begebnisse des Tages. Er wußte wohl, wie Kreisler in dem Mittelpunkt eben dieser Begebnisse gestanden, ein tiefer Schmerz über den Verlust des teuersten Freundes erfaßte ihn, und unwillkürlich entfloh ihm der Ausruf: Armer Johannes!
 
Da wandte sich die Benzon rasch zu dem Meister und sprach mit losbrechender Heftigkeit: Wie, Meister Abraham, Ihr seid doch nicht so töricht, an Kreislers Untergang zu glauben? Was kann ein blutiger Hut beweisen? — Was sollte ihn auch so plötzlich zu dem schrecklichen Entschluß gebracht haben, sich selbst zu töten — man hätte ihn ja auch gefunden. —
 
Nicht wenig erstaunte der Meister, die Benzon von Selbstmord sprechen zu hören, hier, wo ein ganz anderer Verdacht sich zu regen schien, ehe er indessen antworten konnte, fuhr die Rätin fort: Wohl uns, wohl uns, daß er fort ist, der Unglückliche, der überall, wo er sich blicken läßt, nur verstörendes Unheil anrichtet! Sein leidenschaftliches Wesen, seine Verbitterung, nicht anders kann ich seinen hochgepriesenen Humor bezeichnen, steckt jedes reizbare Gemüt an, mit dem er dann sein grausames Spiel treibt. Zeugt die höhnende Verachtung aller konventionellen Verhältnisse, ja der Trotz gegen alle üblichen Formen von Übergewicht des Verstandes, so müssen wir alle unsere Knie beugen vor diesem Kapellmeister, doch soll er uns in Ruhe lassen und sich nicht auflehnen gegen alles, was durch die richtige Ansicht des wirklichen Lebens bedingt, und als unsere Zufriedenheit begründend anerkannt wird. Darum! — dem Himmel sei gedankt, daß er fort ist, ich hoffe ihn nie wiederzusehen.
 
204Und doch, sprach der Meister sanft, waren Sie sonst die Freundin meines Johannes, Frau Rätin, und doch nahmen Sie sich seiner an, in einer bösen kritischen Zeit und führten ihn selbst auf die Bahn, von der ihn nur eben jene konventionellen Verhältnisse, die Sie so eifrig in Schutz nehmen, wegverlockt hatten? — Welch ein Vorwurf trifft jetzt so plötzlich meinen guten Kreisler? — Was für Böses hat sich aus seinem Innern aufgetan? Will man ihn darum hassen, weil in den ersten Augenblicken, da der Zufall ihn in eine neue Region geworfen, das Leben feindlich auf ihn zutrat, weil das Verbrechen ihn bedrohte, weil — ein italienischer Bandit ihm nachschlich? —
 
Die Rätin fuhr bei diesen Worten sichtlich zusammen. Welch', sprach sie dann mit zitternder Stimme, welch einen Gedanken der Hölle, hegt Ihr in der Brust, Meister Abraham? — Aber wäre es so, wäre Kreisler wirklich gefallen, so wurde in dem Augenblick die Braut gerächt, die er verdorben. Eine innere Stimme sagt es mir, Kreisler allein ist schuld an dem fürchterlichen Zustande der Prinzessin. Schonungslos spannte er die zarten Saiten im innern Gemüt der Kranken, bis sie zersprangen. So war, erwiderte Meister Abraham giftig, der italienische Herr ein Mann von raschem Entschluß, der die Rache der Tat vorausschickte. Sie haben ja, Gnädige, alles angehört, was ich mit dem Fürsten gesprochen im Fischerhäuschen, Sie wissen daher auch, daß Prinzessin Hedwiga in demselben Augenblick, als der Schuß im Walde fiel, zur Leblosigkeit erstarrte.
 
In der Tat, sprach die Benzon, man möchte an all' das schimärische Zeug glauben, das uns jetzt aufgetischt wird, an psychische Korrespondenzen und dergleichen! — Doch! noch einmal, wohl uns, daß er fort ist, der Zustand der Prinzessin kann und wird sich ändern. — Das Verhängnis hat den Störer unserer Ruhe vertrieben und — sagt selbst, Meister Abraham, ist nicht unser Freund im Innersten zerrissen auf solche Weise, daß das Leben ihm keinen Frieden mehr zu geben vermag? — Gesetzt also wirklich daß —
 
Die Rätin endete nicht, aber Meister Abraham fühlte den Zorn, den er mit Mühe unterdrückt, hoch aufflammen. 

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