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Elftes Kapitel. Zusammenstoß mit den Kannibalen.-2
日期:2020-12-31 13:39  点击:228

Es war ein schöngebauter, kräftiger, schlanker Bursche von etwa 25 Jahren. Seine regelmäßigen Züge waren einnehmend, sie hatten im Grunde wenig Wildes und trugen den Ausdruck männlichen Stolzes. Wenn er lächelte, sprach sogar eine gewisse Sanftmut aus denselben, wie sie meist den Wilden nicht eigen ist; seine langen Haare waren nicht wollig oder kraus, sondern hingen schlicht auf den Nacken nieder; seine Haut war dunkelbraun, von einer olivenfarbigen Schattierung. Sein Gesicht war rund und voll, die Stirn frei, der Mund nicht übel geformt, seine Zähne weiß wie Elfenbein.

Während der Wilde schlummerte, begab ich mich nach dem nahen Gehege, um meine Ziegen zu melken. Noch war ich damit beschäftigt, als mein Indianer, der höchstens eine halbe Stunde geruht hatte, eilends auf mich zukam, sich wiederum demütig vor mich hinlegte, meinen Fuß auf seinen Kopf setzte und mir durch alle möglichen Zeichen seine Dankbarkeit ausdrückte.

Ich verstand seine Zeichen und gab ihm meinerseits zu erkennen, daß ich mit ihm zufrieden sei; – nachher machte ich ihm verständlich, daß er den Namen Freitag führen solle, weil ich nach meinem Kalender glaubte, daß ich ihm an einem Freitag das Leben gerettet hätte. Dann bedeutete ich ihn, mich Herr zu nennen, da er meinen Weisungen Folge zu leisten hätte; in gleicher Weise lehrte ich ihn den Unterschied zwischen Ja und Nein sowie die Aussprache dieser Worte. Hiermit endigte die erste Lektion im sprachlichen Unterricht. Dann gab ich ihm Brot und Milch in einem irdenen Gefäße, ich selbst aber brockte mir ein Stück Gerstenkuchen in die Milch und winkte ihm zu, meinem Beispiele zu folgen.

Ich blieb mit ihm den übrigen Teil des Tages und die folgende Nacht in der Grotte. Sobald es aber Morgen geworden war, nahm ich ihn mit in meine Burg, um ihn mit Kleidung zu versehen, denn er lief herum, wie ihn Gott erschaffen hatte. Als wir an der Stätte vorbeikamen, wo die getöteten Wilden eingescharrt waren, zeigte er mir genau die Stelle und machte ein Zeichen, als denke er daran, die Toten auszugraben, um sie zu verzehren. Er erschrak nicht wenig, als ich ihm deutlich meinen Abscheu ausdrückte.

Nach einer kleinen Weile winkte ich meinen Gefährten zu mir heran, um mit ihm meine Warte zu ersteigen. Vor allem wollte ich mich vergewissern, ob die Wilden fort wären; deutlich ließ sich durch das Fernrohr die Stelle erkennen, wo sie geweilt hatten. Von ihnen selbst aber und ihren Kähnen war nicht die geringste Spur mehr zu entdecken; sie hatten sich also offenbar entfernt, ohne sich um die zurückgebliebenen Gefährten zu bekümmern. Ich mußte mir Gewißheit verschaffen, gab meinem Freitag einen Säbel in die Hand, hing ihm Bogen und Pfeile um und gab ihm überdies eine Flinte für mich zu tragen. Ich selbst ergriff zwei Gewehre, und so bewaffnet marschierten wir nach dem Lagerplatz der Wilden.

Als wir den Ort der Blutmahlzeit erreichten, erstarrte bei dem grauenvollen Anblick, der sich mir darbot, mein Blut in den Adern. Der Boden war ringsum mit Blut gefärbt, Menschenknochen lagen zerstreut umher. Drei Schädel, fünf Hände, die Knochen von drei oder vier Beinen und mehrere halbverzehrte Stücke Fleisch waren die Überbleibsel des Siegesfestes. Freitag gab mir durch Gesten zu verstehen, daß die Kannibalen vier Gefangene hierher geschleppt hatten; eine große Schlacht zwischen seinem und dem benachbarten Stamme habe stattgefunden. Ich ließ Freitag die Schädel, die Knochen, die Fleischstücke auf einen Haufen tragen und zündete ein großes Feuer an, um alles zu Asche zu verbrennen. Hierbei regte sich in Freitag die alte Kannibalennatur; er trug nicht übel Lust, seinem Appetite nach Menschenfleisch Rechnung zu tragen. Aber ich verbot ihm dergleichen Gelüste auf das entschiedenste, so daß er nicht wagte, sein Verlangen zu befriedigen.

Nachdem wir dem Schauplatze menschlicher Grausamkeit den Rücken gewendet, schlugen wir den geraden Weg zur Burg ein; hier wollte ich vor allem meinen Diener mit Kleidern versehen. Zuerst gab ich ihm ein paar Leinwandhosen, dann fabrizierte ich eine Weste von Ziegenfell nach dem bequemsten Schnitt, denn ich war ein leidlich gewandter Schneider geworden. Auch für eine Jacke oder ein Wams wurde nun gesorgt, und eine bequeme, gar nicht übel aussehende Mütze von Hasenfell vollendete die Ausrüstung Freitags. Für den ersten Augenblick schien er entzückt darüber zu sein, fast ebenso auszusehen wie sein Herr; doch fühlte er sich gar bald in seinem Kostüm unbehaglich. Die Beinkleider schienen ihm zur Last zu sein, und die Wamsärmel drückten ihm Schultern und Arm. Nachdem ich aber an den Stellen, die ihm Zwang verursachten, etwas nachgeholfen, gewöhnte er sich bald an seine Tracht und legte sie zuletzt sogar mit einem gewissen Wohlgefallen an.

Ich sann nun darüber nach, wo ich meinen guten Freitag unterbringen könnte, ohne daß ich von ihm etwas zu fürchten hätte; es schien mir das geeignetste, zwischen meinen beiden Festungswerken ein Zelt aufzuschlagen. Da man von hier aus einen Eingang zur Höhle hatte, so brachte ich daselbst eine hölzerne Thür an und setzte diese in die Öffnung, sodann verriegelte ich die Pforte und zog auch meine Leiter mit herein. Meine innere Mauer trug eine Bedachung von langen Stangen, welche mein Zelt bedeckte und sich an die Felsenwand anlehnte. Über jene Stangen waren als Latten kleine Stäbe gelegt und auf letztere eine Schicht Reisstroh gebreitet, so daß es einem Rohrdach glich. Die Öffnung, durch welche man aus und ein gelangen konnte, hatte ich mit einer Art von Fallthür geschlossen und dadurch mich gegen Freitag vollkommen gesichert. Hätte er ja in feindlicher Absicht durchbrechen wollen, so wäre ich durch das Zuwerfen der Thür aufmerksam gemacht worden; aber ich behielt auch stets Gewehr, Pfeil und Bogen in meiner Nähe.

Doch alle diese Vorsichtsmaßregeln waren, wie ich mich immer mehr überzeugte, durchaus nicht notwendig; denn es konnte kaum eine treuere und diensteifrigere Seele gefunden werden, als dieser Freitag war. Nie legte er Eigensinn, nie Mutwillen an den Tag; stets fand ich in ihm nur die aufrichtigste Ergebung in meinen Willen. Er war mir herzlich zugethan und liebte mich wie einen Vater, so daß ich wohl sagen kann, er hätte gern und freudig sein Leben für mich hingegeben. Bald konnte ich von seiner Anhänglichkeit so überzeugt sein, daß ich alle getroffenen Maßregeln wieder einstellte. Seine Heiterkeit und seine Unverdrossenheit bei jedweder Arbeit, die ich ihm auftrug, nahm mich in so hohem Grade für ihn ein, daß ich keinen sehnlicheren Wunsch hatte, als mich mit ihm über allerlei Dinge unterhalten zu können. Mit Eifer setzte ich daher den begonnenen Sprachunterricht fort und hatte meine Freude an seiner Lernbegierde. Hauptsächlich suchte ich bei ihm dahin zu wirken, daß er die unnatürliche Begierde, Menschenfleisch zu essen, unterdrücke. Um dieses zu erreichen, bot ich ihm ein andres Fleisch an. Ich nahm ihn mit zu meinen Ziegen, und als ich eine Ziege mit ihren beiden Jungen in geringer Entfernung von mir liegen sah, faßte ich ihn beim Arme und sprach zu ihm: »Halte dich still und rege dich nicht!« In demselben Augenblick schoß ich eines der Zicklein nieder. 

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