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Neuntes Kapitel. Robinson entdeckt Spuren von Menschen.-4
日期:2020-12-31 12:43  点击:249
Vor allen Dingen unterließ ich es jetzt, ein Feuergewehr abzuschießen, weil ich befürchtete, von den Wilden gehört zu werden. Aber ein ander Ding war es mit dem Rauch, der aus meinem Versteck aufstieg! Wie leicht konnte er mich den Falkenaugen der Kannibalen verraten! Wenn ich daher Brot zu backen oder irdene Geschirre zu brennen hatte, so wendete ich Holzkohlen an. Ich hatte nämlich als Knabe in der Heimat gesehen, wie man Holz unter Torferde anzündete und durch Glühen in Kohlen verwandelte. Dieses Verfahren wandte ich jetzt an und vermied dadurch das Aufsteigen des Rauches.
Auch ging ich während dieser Zeit nicht mehr aus, um nach meinem Kanoe zu sehen; denn unter den jetzigen Umständen durfte ich nicht daran denken, das andre Fahrzeug zurückzuholen. Stets unternahm ich meine Ausflüge nur unter dem Schutze von zwei oder drei Pistolen sowie eines Degens, zu welchem ich mir ein eignes Bandelier gemacht hatte. Man wird mir wohl glauben, daß ich in diesem Aufzuge im stande war, einigermaßen Furcht einzuflößen. Auf der Rückseite des bekannten Hügels fand ich einen Ort, wo ich die Wilden, falls sie landen sollten, von ihnen unbemerkt beobachten, mich auch durch das dichte Gebüsch heranschleichen, in einem hohlen Baume verbergen und ihrem barbarischen Treiben zuschauen konnte. Da stellte ich mir denn einige zwanzig Menschen vor, die unter meinen Kugeln oder Hieben zu Boden stürzten; die umherliegenden Schädel und Gebeine steigerten nur noch meinen Rachedurst.
Jede meiner Musketen lud ich mit vier bis fünf größeren Kugeln, die Jagdflinte mit grobem Schrot und die Pistolen mit drei bis vier kleineren Kugeln. Nachdem ich alles zu einem Kriegszuge ausgerüstet hatte, wanderte ich jeden Morgen auf einen Hügel, der ungefähr eine Meile von meiner Burg entfernt war, um zu beobachten, ob sich nicht ein Boot auf der See zeige, das nach meiner Insel zusteuere. Drei bis vier Monate lang hielt ich hier Tag für Tag Wache und spähte auf das Meer hinaus, ohne auch nur die geringste Spur eines Fahrzeugs zu entdecken. – Nach so vielen fruchtlosen Bemühungen war es natürlich, daß sich mein Eifer abkühlte; eine andre Anschauung der Verhältnisse gewann in mir die Oberhand.
Wer, so fragte ich mich selbst, hatte mich denn zum Richter über diese Menschen gesetzt, die noch gänzlich ihren grausamen Gewohnheiten ergeben vielleicht der Meinung leben, sie verrichten eine ihrer Gottheit gefällige Handlung? Ist es doch bei diesen Völkern Kriegsbrauch, welchen sie seit alten Zeiten von ihren Vätern ererbt haben, Gefangene mit sich zu führen und sie zu töten, und scheint es ihnen doch ebensowenig strafwürdig, als wenn wir ein unschuldiges Tier schlachten.
Allerdings geben sich die Wilden einem blutdürstigen Götzendienste hin, welcher Menschenopfer fordert; aber ist diese Barbarei zu vergleichen mit den Greueln, welche die Spanier in Mexiko und in Peru verübt hatten, wo sie ganze Völkerschaften vertilgten? Als ich daran dachte, was mir mein Vater aus jenen grausamen Zeiten erzählt hatte, wurde ich milder gegen die unglücklichen Kannibalen gestimmt, und ich fand es selbst von meiner Seite unmenschlich, sie in feindseliger Absicht anzugreifen, solange sie mich nur selbst in Ruhe ließen.
Außerdem hätte ich wahrscheinlich durch ein allzu rasches Handeln meinen eignen Untergang herbeigeführt. Denn gesetzt, es wäre eine Anzahl von 30 Wilden auf mich eingestürmt, war ich denn wirklich so sicher, sie alle zu töten? Ja, wenn nur ein einziger mir entkam, um seinen Kriegsgefährten in der Heimat Kunde zu bringen, so landeten bald Hunderte, vielleicht Tausende, um den Tod ihrer gefallenen Freunde zu rächen. Aus alledem zog ich den Schluß, daß die Klugheit und die Menschlichkeit mir in gleicher Weise verböten, mich in die Angelegenheiten jener halbtierischen Menschen überhaupt zu mischen.
Die Religion vereinigte sich mit der Besonnenheit, um mich zu überzeugen, daß meine grausamen Entwürfe gegen die Wilden, die mir noch nie etwas zuleide gethan hatten, meinen Pflichten durchaus zuwiderliefen. Ich hatte jetzt alle Ursache, Gott auf den Knieen dafür zu danken, daß er mich nicht eine That begehen ließ, die ich nunmehr für einen Menschenmord ansah. Ich flehte zu Gott, mich vor diesen Barbaren zu bewahren, und gelobte mir, nur dann Hand an sie zu legen, wenn meine Selbstverteidigung dies erforderte. Bei solchen Gesinnungen beharrte ich fast ein ganzes Jahr und war so wenig gegen die schlimmen Nachbarn ungehalten, daß ich während dieser Zeit nicht einmal den Hügel bestieg, um zu sehen, ob sich ihre Fahrzeuge in der Ferne zeigten oder ob sie kürzlich auf der Insel gewesen wären. 

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