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雄猫穆尔的生活观:Zweiter Abschnitt.-36
日期:2020-11-06 11:29  点击:243
Es war späte Dämmerung eingebrochen. Julie, die, wie sie gewünscht, bei der Mittagstafel nicht erscheinen dürfen, saß einsam in ihrem Zimmer und erwartete die Mutter. Da schlichen leise Tritte hinan, die Türe öffnete sich und totenbleich, mit starren Augen, in weißem Kleide, gespenstisch, trat die Prinzessin hinein. „Julia, sprach sie leise und dumpf, Julia! — nenne mich töricht, ausgelassen — wahnsinnig, aber entziehe mir nicht Dein Herz, ich bedarf Deines Mitleids, Deines Trostes! — Es ist nichts als der Überreiz, die heillose Erschöpfung des abscheulichen Tanzes, die mich krank gemacht hat, aber es ist vorüber, mir ist besser! — Der Prinz ist fort nach Sieghartsweiler! — Ich muß in die Luft, laß uns hinabwandeln in den Park! —“
 
172Als beide, Julie und die Prinzessin, sich am Ende der Allee befanden, strahlte ein helles Licht ihnen aus dem tiefsten Dickicht entgegen, und sie vernahmen fromme Gesänge. „Das ist die Abendlitanei aus der Marien-Kapelle,“ rief Julia.
 
„Ja, sprach die Prinzessin, wir wollen hin, laß uns beten! — bete Du auch für mich, Julie! —“
 
„Wir wollen, erwiderte Julie, vom tiefsten Schmerz über der Freundin Zustand ergriffen, wir wollen beten, daß nie ein böser Geist Macht habe über uns, daß unser reines, frommes Gemüt nicht verstört werden möge durch des Feindes Verlockung.“
 
Eben zogen, als die Mädchen bei der Kapelle angekommen, die am äußersten Ende des Parks befindlich, die Landleute von dannen, die die Litanei vor dem mit Blumen geschmückten, und mit vielen Lampen erleuchteten Marienbilde gesungen. Sie knieten nieder in dem Betstuhl. Da begannen die Sänger auf dem kleinen Chor, der zur Seite des Altars angebracht, das Ave maris stella, das Kreisler erst vor kurzem komponiert.
 
Leise beginnend brauste der Gesang stärker und mächtiger auf in dem dei mater alma, bis die Töne in dem felix coeli porta dahinsterbend, fortschwebten auf den Fittichen des Abendwindes.
 
Noch immer lagen die Mädchen auf den Knien, tief versunken in brünstige Andacht. Der Priester murmelte Gebete, und aus weiter Ferne, wie ein Chor von Engelstimmen aus dem nächtlichen verschleierten Himmel, hallte der Hymnus: O sanctissima, den die hereinziehenden Sänger angestimmt.
 
Endlich erteilte ihnen der Priester den Segen. Da standen sie auf, und fielen sich in die Arme. Ein namenloses Weh, aus Entzücken und Schmerz gewoben, schien gewaltsam sich loswinden zu wollen aus ihrer Brust, und Blutstropfen, dem wunden Herzen entquollen, waren die heißen Tränen, die aus ihren Augen stürzten. „Das war er,“ lispelte die Prinzessin leise. „Er war's,“ erwiderte Julie. — Sie verstanden sich.
 
In ahnungsvollem Schweigen harrte der Wald, daß die Mondscheibe aufsteige, und ihr schimmerndes Gold über ihn ausstreue. Der Choral der Sänger, noch immer vernommen in der Stille der Nacht, schien entgegenzuziehen dem Gewölk, das glühend aufflammte, und sich über den Bergen lagerte, die Bahn des leuchtenden Gestirns bezeichnend, vor dem die Sterne erblaßten.
 
„Ach, sprach Julia, was ist es denn, das uns so bewegt, das so mit tausend Schmerzen unser Inneres durchschneidet? — Horche doch 173nur, wie das ferne Lied so tröstend zu uns herüberhallt? Wir haben gebetet, und aus den goldnen Wolken sprechen fromme Geister zu uns herab von himmlischer Seligkeit. —“ „Ja, meine Julia, erwiderte die Prinzessin ernst und fest, über den Wolken ist Heil und Seligkeit, und ich wollte, daß ein Engel des Himmels mich hinauftrüge zu den Sternen, ehe mich die finstere Macht erfaßte. Ich möchte wohl sterben, aber ich weiß es, dann trügen sie mich in die fürstliche Gruft, und die Ahnherrn, die dort begraben, würden es nicht glauben, daß ich gestorben bin, und erwachen aus der Totenerstarrung zum entsetzlichen Leben, und mich hinaustreiben. Dann gehörte ich ja aber weder den Toten an, noch den Lebendigen, und fände nirgends Obdach.“
 
„Was sprichst Du, Hedwiga, um aller Heiligen willen, was sprichst Du?“ rief Julie erschrocken.
 
„Mir hat, fuhr die Prinzessin fort, in demselben festen, beinahe gleichgültigen Ton beharrend, dergleichen einmal geträumt. Es kann aber auch sein, daß ein bedrohlicher Ahnherr im Grabe zum Vampyr geworden, der mir nun das Blut aussaugt. Davon mögen meine häufigen Ohnmachten herrühren.“
 
„Du bist krank, rief Julia, sehr krank, Hedwiga, die Nachtluft schadet Dir, laß uns forteilen.“
 
Damit umschlang sie die Prinzessin, die sich schweigend fortführen ließ.
 
Der Mond war nun hoch heraufgestiegen über den Geierstein, und in magischer Beleuchtung standen die Büsche, die Bäume, und flüsterten und rauschten, mit dem Nachtwinde kosend, in tausend lieblichen Weisen.
 
„Es ist doch schön, sprach Julie, o es ist doch schön auf der Erde, beut uns die Natur nicht ihre herrlichsten Wunder dar wie eine gute Mutter ihren lieben Kindern?“ — „Meinst Du? erwiderte die Prinzessin, und fuhr dann nach einer Weile fort: Ich wollte nicht, daß Du mich erst ganz verstanden hättest, und bitte, alles nur für den Erguß einer bösen Stimmung zu halten. — Du kennst noch nicht den vernichtenden Schmerz des Lebens. Die Natur ist grausam, sie hegt und pflegt nur die gesunden Kinder, die kranken verläßt sie, ja richtet bedrohliche Waffen gegen ihr Dasein. — Ha! Du weißt, daß mir sonst die Natur nichts war, als eine Bildergalerie, hingestellt um die Kräfte des Geistes und der Hand zu üben, aber jetzt ist es anders worden, da ich nichts fühle, nichts ahne, als ihr Entsetzen. Ich möchte lieber in erleuchteten Sälen zwischen bunter Gesellschaft wandeln, als einsam mit Dir in dieser mondhellen Nacht. — 

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