德语学习网
48 Wärmland und Dalsland
日期:2020-09-18 16:47  点击:209
Mittwoch, 5. Oktober
 
Am nächsten Tag, als die Wildgänse ausruhten und Akka ein wenig abseits von den andern weidete, benutzte der Junge die Gelegenheit und fragte sie, ob es wahr sei, was Bataki gesagt hatte. Und Akka konnte es nicht leugnen. Da mußte Akka dem Jungen hoch und teuer versprechen, das Geheimnis dem Gänserich Martin niemals zu verraten; denn der große Weiße war tapferer, edelmütiger Natur, und der Junge fürchtete, es könnte ein Unglück daraus entstehen, wenn er die Bedingung des Wichtelmännchens erführe.
 
Jetzt saß der Junge traurig und schweigsam auf dem Rücken des Gänserichs; er ließ den Kopf hängen und hatte gar keine Lust, sich umzuschauen. Er hörte, wie die Wildgänse den jungen Gänsen zuriefen, jetzt flögen sie nach Dalarna hinein, und jetzt könne man den Städjan droben im Norden sehen, und jetzt flögen sie über den östlichen Dalälf, jetzt hätten sie den Horrmundsee erreicht – und jetzt hätten sie das Tal des westlichen Dalälfs unter sich; aber der Junge mochte nichts von allem dem ansehen.
 
„Ich werde ja wohl mein Leben lang mit den Wildgänsen umherziehen müssen und bekomme also noch mehr als genug von diesem Lande zu sehen,“ dachte er.
 
Es ermunterte ihn auch nicht, als die Wildgänse riefen, jetzt hätten sie Wärmland erreicht, und der Fluß, dem sie südwärts folgten, sei der Klarälf. „Ich habe schon so viele Flüsse gesehen,“ dachte er, „und brauche mir also nicht die Mühe zu nehmen, noch einen zu betrachten.“
 
Aber wenn der Junge auch mehr Lust gehabt hätte, sich umzusehen, wäre es doch kaum der Mühe wert gewesen, denn im nördlichen Wärmland gibt es nichts als große, einförmige Wälder, durch die sich der Klarälf schmal und schäumend hindurchschlängelt. Da und dort sieht man einen Kohlenmeiler, einen Brandplatz, wo früher ein Meiler gestanden hatte, oder einige niedrige Hütten ohne jeden Schornstein, in denen die Finnen wohnen; aber im allgemeinen [446] steht der weite Wald so unberührt da, daß man meinen könnte, man befinde sich hoch droben in Lappland.
 
Die Wildgänse ließen sich auf einem solchen Brandplatz am Ufer des Klarälf nieder; und während die Vögel von der eben hervorsprießenden frischen Wintersaat in der Nähe weideten, hörte der Junge helles Lachen und lautes Reden aus dem Walde herausdringen. Das Ränzel auf dem Rücken und die Axt über der Schulter kamen sieben große starke Männer des Weges daher. An diesem Tage sehnte sich der Junge ganz unbeschreiblich nach Menschen; er war daher ganz beglückt, als diese sieben Arbeiter die Ränzel vom Rücken nahmen und am Flußufer Rast machten.
 
Sie unterhielten sich äußerst lebhaft miteinander, und der Junge lag hinter einem Erdhaufen, voller Freude darüber, Menschenstimmen zu hören. Er erfuhr bald, daß diese Männer Wärmländer waren, die sich auf dem Wege nach Norrland befanden, wo sie sich nach Arbeit umsehen wollten. Es waren fröhliche Menschen, die viel zu erzählen wußten, denn sie hatten an den verschiedensten Orten in Arbeit gestanden. Aber während sie sich nun so eifrig unterhielten, sagte einer ganz zufällig, er sei jetzt in allen Teilen von Schweden gewesen, aber keiner habe ihm so gut gefallen, wie die Nordmark droben im westlichen Wärmland, wo er daheim sei.
 
„Ich stimme ganz mit dir überein, wenn du nur anstatt Nordmark Fryksdal sagst, wo meine Heimat ist,“ fiel einer von den andern ein.
 
„Ich aber bin aus dem Bezirk Jösse,“ sagte ein dritter, „und ich versichere euch, dort ist es noch viel schöner als in der Nordmark und im Fryksdal.“
 
Nun kam es heraus, daß alle diese sieben Männer aus den verschiedenen Teilen von Wärmland waren, und daß jeder seine Heimatgegend für besser und schöner hielt als die der andern. Sie stritten sich ein wenig, aber keiner konnte den andern von der Richtigkeit seiner eigenen Behauptung überzeugen. Es sah fast aus, als würden sie sich schließlich im Ernst entzweien; doch da kam ein alter Mann mit langem, schwarzem Haar und kleinen, zwinkernden Augen des Wegs daher.
 
„Was gibts, ihr Leute? Warum streitet ihr euch denn?“ fragte er. „Ihr schreit ja, daß es nur so durch den Wald schallt.“
 
Einer der Wärmländer wendete sich rasch an den Neuangekommenen und sagte: „Da du hier so hoch droben durch den Wald wanderst, bist du wohl ein Finne?“
 
„Ja, das bin ich,“ erwiderte der Alte.
 
„Ei, das ist recht gut,“ sagte der Mann, „denn es heißt ja, ihr Finnen hättet mehr Verstand als andere Menschen.“
 
„Ein guter Ruf ist besser als Gold,“ sagte der Finne.
 
„Nun, wir streiten uns eben darüber, welcher Teil von Wärmland der beste sei. Könntest du da nicht vielleicht unsern Streit schlichten, damit wir uns dieser Frage wegen nicht schließlich noch untereinander verfeinden?“
 
„Ich werde entscheiden, so gut ich kann,“ sagte der Finne. „Aber ihr [447] müßt Geduld mit mir haben, denn ich möchte euch zuerst eine alte Geschichte erzählen.“
 
„In den alten Zeiten,“ berichtete der Finne, indem er sich bei den Männern niederließ, „sah das ganze Land nördlich vom Wenersee ganz entsetzlich aus. Überall waren nur kahle Hochebenen und steile Bergkegel. Für Menschen war es ganz unmöglich, da zu wohnen und zu leben. Wege konnten nicht gebahnt werden, und der Boden war nicht zu bebauen. Das Land südlich vom Wenersee dagegen war auch in jenen Zeiten schon ebenso fruchtbar wie am heutigen Tage.
 
Nun wohnte damals im südlichen Teile ein Riese, der sieben Söhne hatte. Alle sieben waren kecke, kräftige Männer; aber sie hatten einen stolzen Sinn, und es herrschte sehr oft Unfriede unter ihnen, weil jeder mehr sein wollte als der andere.
 
Der Vater war des ewigen Streitens und Zankens müde, und um ein Ende zu machen, versammelte er eines Tages die Söhne um sich und fragte sie, ob sie geneigt wären, es auf eine Probe ankommen zu lassen, damit er als Vater herausfinde, welcher von ihnen der Tüchtigste sei.
 
O ja, die Söhne waren sehr damit einverstanden; sie wünschten sich gar nichts Besseres.
 
‚Dann wollen wir die Sache folgendermaßen einrichten,‘ sagte der Vater. ‚Ihr wißt, nördlich von dem kleinen Teich, den wir den Wenersee nennen, liegt eine Einöde, die so voller Erdschollen und Gerölle liegt, daß wir gar keinen Nutzen davon haben. Morgen soll nun jeder von euch mit seinem Pflug hinausfahren und dort soviel umpflügen, als ihm in einem Tag möglich ist. Gegen Abend komme ich dann zu euch hinaus, zu sehen, wer am meisten geleistet hat.‘
 
Kaum war die Sonne am nächsten Morgen aufgegangen, als die Brüder auch schon mit den bespannten Pflügen bereit standen. Es war der Mühe wert, sie zur Arbeit abfahren zu sehen! Die Pferde waren glänzend gestriegelt, das Eisen blinkte, und die Pflugschar war frisch geschliffen. Sie fuhren fast im Galopp davon, bis sie am Wenersee angekommen waren. Da wichen einige von den Brüdern auf die Seite, aber der älteste fuhr geradeswegs in den See hinein. ‚Sollte ich mich vor so einer kleinen Pfütze fürchten?‘ sagte er vom Wenersee.
 
Als die andern diesen Mut sahen, wollten sie auch nicht zurückstehen. Sie stellten sich auf die Pflüge und trieben die Pferde ins Wasser hin. Es waren lauter große Pferde, und es dauerte eine gute Weile, bis sie keinen Grund mehr unter sich hatten und schwimmen mußten. Die Pflüge trieben auf dem Wasser hin, aber für die Männer war es nicht leicht, sich darauf festzuhalten. Einige von den Söhnen ließen sich von den Pflügen ziehen, und einige mußten waten; aber sie erreichten doch alle das jenseitige Ufer, und dort angekommen, machten sie sich alle sogleich an die Arbeit, die Einöde zu pflügen, die nichts weniger war als der Landstrich, der später Wärmland und Dalsland genannt wurde.
 
[448]
 
Der älteste von den Söhnen sollte die mittelste Furche pflügen, die beiden nächsten stellten sich zu beiden Seiten von ihm auf, und wieder die beiden nächstältesten nahmen zu beiden Seiten von diesen Platz; von den beiden jüngsten aber pflügte jeder seine Furche, der eine ganz am westlichen Ende, der andere aber im östlichsten Teil der Einöde.
 
Der älteste Bruder zog mit seinem Pfluge im Anfang eine breite und gerade Furche, denn unten am Wenersee war der Boden ganz eben und deshalb leicht umzubrechen. Es ging rasch vorwärts, bis er an einen großen Stein kam, an dem er nicht vorbeikommen konnte, sondern er mußte den Pflug darüber hinwegheben. Dann stieß er die Pflugschar aus aller Macht in den Boden und schnitt eine breite, tiefe Furche. Aber kurz nachher traf er auf so hartes Erdreich, daß er gezwungen war, den Pflug zu heben. Dasselbe wiederholte sich noch einmal, und der Riesensohn ärgerte sich, daß er die Furche nicht die ganze Strecke gleich breit und tief ziehen konnte. Schließlich wurde der Boden ganz hart, und er konnte mit seiner Pflugschar nur noch eine Ritze darauf zustande bringen. Auf diese Weise gelangte er aber schließlich doch an die nördliche Grenze des Feldes. Dort setzte er sich nieder und wartete auf den Vater.
 
Der zweite Bruder pflügte auch eine breite, tiefe Furche, und er hatte Glück, denn er fand eine gute, flache Strecke zwischen Erdschollen, daß er seine Furche ohne Unterbrechung ziehen konnte. Da und dort wich er an einer Schlucht etwas aus, und je weiter er nach Norden kam, desto mehr Ausbiegungen mußte er machen, und desto schmäler wurde seine Furche. Aber er war so gut im Gang, daß er nicht an der Grenze anhielt, sondern noch ein gutes Stück weiter pflügte, als er nötig gehabt hätte.
 
Auch dem dritten Bruder, der links von dem Ältesten pflügte, ging es im Anfang recht gut. Sein Pflug schnitt eine breitere und tiefere Furche als die der andern Brüder; aber nach kurzer Zeit stieß er auf so schlechtes Erdreich, daß er nach Westen ausbiegen mußte. Sobald wie möglich pflügte er wieder in nördlicher Richtung weiter und pflügte da breit und tief in den Boden hinein; aber lange, bevor er an der Grenze angekommen war, konnte er nicht mehr weiter. Er wollte aber nicht mitten auf dem Felde aufhören, deshalb drehte er die Pferde um und pflügte in einer andern Richtung weiter. Doch schon nach kurzer Zeit war er so von allen Seiten eingeschlossen, daß er aufhören mußte. ‚Diese Furche wird wohl die schlechteste von allen sein,‘ dachte er und setzte sich auf seinen Pflug, um den Vater zu erwarten.
 
Es ist wohl nicht nötig, zu berichten, wie es den andern Brüdern gegangen war. Sie vollendeten ihre Aufgaben als rechte Männer. Die von ihnen, die in der Mitte pflügten, hatten es sehr streng, aber die, die östlich und westlich von ihnen gingen, hatten es noch härter. Denn da waren überall soviel Steine und Sümpfe, daß die Furchen trotz aller Mühe, die sie sich gaben, nicht ganz gerade und gleichmäßig tief werden konnten. Von den beiden [449] jüngsten wäre noch zu berichten, daß sie ihren Pflug immer wenden und drehen mußten, aber schließlich doch ein gutes Stück Arbeit vollbrachten.
 
Am Abend saß jeder der sieben Brüder müde und niedergeschlagen am Ende seiner Furche und wartete auf den Vater.
 
Jetzt kam der Vater heran. Er trat zuerst zu dem, der am weitesten westwärts gearbeitet hatte.
 
‚Guten Abend!‘ sagte er. ‚Wie ist es dir bei der Arbeit gegangen?‘
 
‚Nicht besonders gut,‘ sagte der Sohn. ‚Das war ein äußerst schwieriger Boden, den Ihr uns da zum Bearbeiten ausgesucht habt.‘
 
‚Du wendest ja deinem Arbeitsfeld den Rücken zu,‘ sagte der Vater. ‚Dreh dich einmal um, dann kannst du sehen, was du ausgerichtet hast. Es ist gar nicht so wenig, wie du meinst.‘
 
Der Sohn drehte sich um, und da sah er, daß da, wo er den Pflug gezogen hatte, herrliche Täler mit Seen und schönen, waldigen Berghängen entstanden waren. Er war ein gutes Stück durch Dalsland und die Nordmark von Wärmland hindurchgekommen und hatte den Laxsee und Lelången und Groß-Le und die beiden Silarna durchgepflügt; ja, der Vater hatte allen Grund, mit ihm zufrieden zu sein.
 
‚Nun wollen wir sehen, was die andern zustande gebracht haben,‘ sagte der Vater.
 
Der nächste Sohn, zu dem sie kamen – der fünfte in der Reihe – hatte den ganzen Jösseer Bezirk und den Glafsfjord gepflügt, und wieder der nächste, der dritte, den Värmeln. Der älteste in der Mitte war mit dem Fryksdal und den Frykenseen fertig geworden. Der zweitälteste hatte das Älfdal mit dem Klarälf gepflügt. Der vierte hatte mit saurer Mühe den Bergwerkdistrikt, den Yngen- und Daglösee, sowie eine Menge andere kleine Seen gepflügt. Der sechste hatte eine ganz merkwürdige Furche gezogen. Zuerst hatte er für den großen See Skagern Platz geschaffen, dann war er in einer schmalen Rinne weiter gezogen, die der Letälf ausfüllte, und schließlich war er über die Grenze hinübergefahren und hatte in den Bergwerkdistrikten von Westmanland kleine Seen herausgegraben.
 
Nachdem der Vater das ganze umgepflügte Land in Augenschein genommen hatte, sagte er, soweit er es beurteilen könne, hätten die Söhne ein gutes Stück Arbeit vollbracht, und er habe allen Grund, mit ihnen zufrieden zu sein. Jetzt sei das Land keine Wildnis mehr, nun könne es bebaut und bepflanzt werden. Sie hätten viele fischreiche Seen und fruchtbare Täler geschaffen. Die Flüsse und Bäche hätten einen ordentlichen Fall, daß sie Mühlen, Sägewerke und Eisenhämmer treiben könnten. Auf den Bergrücken zwischen den gezogenen Furchen sei Platz für Wälder, wo Waldbau und Kohlenbrennerei betrieben werden könne, und jetzt sei auch die Möglichkeit da, zu den großen Erzlagern in dem Bergwerkdistrikt gute Straßen anzulegen.
 
Die Söhne freuten sich, als sie den Vater so sprechen hörten; aber sie wollten nun auch noch wissen, welcher von ihnen die beste Furche gezogen habe.
 
[450]
 
‚Bei einem Erdreich wie diesem hier,‘ sagte der Vater, ‚ist es wichtiger, daß alle Furchen gut ineinander passen, als daß die eine schöner sei als die andre, und ich glaube, wer zu den großen, langen Seen in der Nordmark und im Dalsland kommt, wird gerne zugeben, daß er selten etwas Schöneres gesehen habe. Aber trotzdem wird er sich freuen, wenn er die hellen, fruchtbaren Gegenden um den Glafsfjord und den Värmeln her sieht.
 
Hat er sich dann eine Weile in diesen lachenden, betriebsamen Landstrichen aufgehalten, dann wird er sie gewiß auch gerne mit den langen, engen Tälern am Frykensee und am Klarälf vertauschen. Und sollte er auch dieser überdrüssig werden, dann wird es ihn erfrischen, wenn er im Bergwerkdistrikt verschiedentlich geformte Seen antrifft, die sich dahinschlängeln und durch die Berge winden, und deren es so viele sind, daß niemand alle ihre Namen behalten kann. Nach diesen Seen mit ihren vielen Buchten und Landzungen freut er sich natürlich, wenn er schließlich den großen Wasserspiegel des Skagern erblickt. Und nun will ich euch noch etwas sagen: Gerade wie mit diesen Furchen geht es auch mit den Söhnen. Kein Vater freut sich, wenn der eine tüchtiger ist als der andre; kann er aber seinen Blick mit ganz derselben Befriedigung von dem Ältesten bis zum Jüngsten schweifen lassen, dann wohnt in seinem Herzen eitel Freude.‘“ 

分享到:

顶部
11/30 02:40