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43 Västerbotten und Lappland-Die fünf Kundschafter
日期:2020-09-18 15:58  点击:208
Während Nils Holgersson auf Skansen war, saß er einmal unter der Treppe des Bollnäshauses und hörte da, wie Klement Larsson und der alte Lappe sich miteinander über Lappland unterhielten. Sie stimmten ganz miteinander überein, daß Norrland der beste Teil von ganz Schweden sei; aber Klement Larsson gefiel die Gegend südlich vom Ångermanfluß am besten, während der Lappe behauptete, die nördlich von diesem Fluß liegenden Landschaften seien die wichtigsten.
 
Im Laufe des Gesprächs kam es aber heraus, daß Klement nie höher droben gewesen war als in Härnösand, und da konnte der Lappe das Lachen nicht unterdrücken, weil er sich mit so großer Bestimmtheit über Gegenden aussprach, die er nie gesehen hatte.
 
„Ich sehe schon, Klement, ich muß dir eine Geschichte erzählen, aus der du ersehen kannst, wie es in Västerbotten und Lappland, in dem großen Sameland aussieht, wo du noch nie gewesen bist,“ sagte er.
 
„Von mir kann gewiß niemand sagen, daß ich eine Geschichte ausgeschlagen hätte, ebensowenig wie man von dir sagen könnte, du sagtest jemals nein zu einer Tasse Kaffee,“ antwortete Klement.
 
Und dann begann der alte Lappe seine Geschichte.
 
„So höre denn, Klement! Einmal geschah es, daß die Vögel, die drunten in Schweden südlich von dem alten Sameland wohnten, meinten, sie säßen zu eng aufeinander und könnten sich nicht mehr ausbreiten. Deshalb beschlossen sie, nordwärts zu ziehen.
 
Sie versammelten sich und hielten Rat. Die Jungen und Ungeduldigen wollten sogleich aufbrechen; aber die Alten und Klugen bestanden darauf, daß zuerst Kundschafter ausgesandt würden, die das Land erforschen sollten.
 
‚Jede von den fünf großen Vogelscharen soll einen Kundschafter ausschicken,‘ sagten die Weisen, ‚damit wir alle zuvor erfahren, ob wir da droben auch gute Brutstätten, Nahrung und Schlupfwinkel finden können.‘
 
Da wählten die fünf großen Vogelscharen sogleich fünf gute kluge Vögel aus. Die Waldvögel einen Auerhahn, die Vögel der Ebene eine Lerche, die Seevögel eine Fischmöwe, die Süßwasservögel eine Lumme und die Bergvögel einen Schneesperling.
 
[383]
 
Als diese fünf die Reise antreten sollten, sagte der Auerhahn, der größte und gebieterischste von diesen fünf: ‚Was da vor uns liegt, sind sehr große Länderstrecken. Wenn wir zusammen reisen, dauert es überaus lange, bis wir über das ganze Gebiet, das wir untersuchen sollen, hingeflogen sind. Fliegt aber jeder von uns für sich allein und untersucht seinen Teil des Landes, dann kann unsre ganze Aufgabe in ein paar Tagen vollendet sein.‘
 
Die vier andern Kundschafter waren mit diesem Vorschlag einverstanden und richteten sich danach. Sie einigten sich dahin, daß der Auerhahn den mittelsten Teil des Landes untersuchen sollte; die Lerche sollte eine Strecke östlicher fliegen, die Fischmöwe noch weiter gegen Osten, da wo das Land ins Meer abfällt; die Lumme übernahm es, weiter westlich zu fliegen als der Auerhahn, und der Schneesperling sollte am weitesten westlich, ganz an der Landesgrenze hinfliegen.
 
In dieser Ordnung flogen die fünf Vögel gen Norden, so weit als das Festland reichte. Dann drehten sie um und kehrten wieder heim und erzählten den versammelten Vögeln, was sie gesehen hatten.
 
Die Fischmöwe, die dem Meeresufer entlang geflogen war, ergriff zuerst das Wort.
 
‚Da droben im Norden ist ein gutes Land,‘ sagte sie. ‚Es besteht aus einer einzigen Reihe von Schären; überall sind fischreiche Sunde und bewaldete Landzungen und Inseln, von denen die meisten unbewohnt sind, und die Seevögel finden dort überall ausgezeichnete Brutplätze. Die Menschen treiben ein wenig Fischfang und Seefahrt in den Sunden, aber nicht so viel, daß es uns Vögel stören könnte. Wenn die Seevögel meinem Rat folgen, dann ziehen sie sogleich gen Norden.‘
 
Nach der Fischmöwe begann die Lerche, die das Land innerhalb der Küste untersucht hatte.
 
‚Ich verstehe nicht, was die Möwe da von Landzungen und Inseln behauptet,‘ sagte sie. ‚Ich habe nichts weiter gesehen als große Felder und wunderschöne blühende Wiesen. In meinem ganzen Leben hab ich noch nie ein Land gesehen, das von so vielen großen Flüssen durchschnitten gewesen wäre; es war eine wahre Freude, zu sehen, wie diese Ströme mit ihren gewaltigen [384] Wassermassen so ruhig und gleichmäßig durch die Ebene hinzogen. An den Ufern liegen die Bauernhöfe so dicht wie die Häuser an einer Straße, und an den Flußmündungen sind Städte, sonst aber ist das Land sehr einsam und nur spärlich bewohnt. Wenn die Vögel der Ebene meinem Rat folgen, ziehen sie sogleich nordwärts.‘
 
Nach der Lerche kam der Auerhahn an die Reihe, der in der Mitte des Landes geflogen war.
 
‚Ich begreife weder, was die Lerche mit ihren Wiesen, noch was die Fischmöwe mit ihren Schären will,‘ sagte er. ‚Ich habe auf der ganzen Reise nichts andres gesehen als Tannen- und Fichtenwälder, eine Menge großer Moore und viele rauschende, brausende Flüsse; aber alles, was nicht Moor oder Fluß war, war dunkler Wald, und ich habe keine Felder und keine menschlichen Wohnungen gesehen. Wenn die Waldvögel meinem Rat folgen wollen, ziehen sie sogleich nordwärts.‘
 
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Nach dem Auerhahn berichtete die Lumme, die den Landstrich auf der andern Seite der Wälder untersucht hatte.
 
‚Ich begreife nicht, wo die Lerche und die Fischmöwe ihre Augen gehabt haben,‘ sagte die Lumme. ‚Es ist ja fast gar kein Erdreich da droben. Nichts als große Seen. Zwischen schönen Ufern blinken dunkelblaue Bergseen, die sich da und dort zu brausenden Wasserfällen erweitern. An einigen dieser Seen habe ich Kirchen und Dörfer gesehen, aber andre lagen ganz einsam und friedlich da. Wenn die Süßwasservögel meinem Rat folgen, dann ziehen sie sogleich nordwärts.‘
 
Zum Schluß gab der Schneesperling, der an der Landesgrenze hingeflogen war, seine Meinung preis.
 
‚Ich begreife nicht, was die Lumme mit ihren Seen will, und es ist mir auch ganz unverständlich, was der Auerhahn, die Lerche und die Fischmöwe für ein Land gesehen haben wollen,‘ sagte er. ‚Ich habe da droben im Norden ein großes Gebirgsland gefunden. Nirgends traf ich Ebenen und ebensowenig große Wälder, dagegen Berggipfel um Berggipfel, Felsengegend an Felsengegend. Und ich habe Eisfelder und Schnee gesehen, sowie Gebirgsbäche, deren Wasser milchweiß waren. Keine Felder, keine Wiesen, so weit das Auge reichte, nur große mit Weiden, Zwergbirken und Renntiermoos bedeckte Halden. [386] Keine Bauern, keine Haustiere, keine Höfe habe ich angetroffen, aber Lappen, Renntiere und Lappenzelte. Wenn die Gebirgsvögel meinem Rate folgen, ziehen sie sogleich nordwärts.‘
 
Nachdem die fünf Kundschafter also gesprochen hatten, schalten sie einander und nannten sich gegenseitig Lügner, und sie waren schon im Begriff, aufeinander loszufahren, um die Wahrheit ihrer Worte mit einem Kampfe auszufechten. Aber die alten, klugen Vögel, die die Kundschafter ausgeschickt und mit großer Freude vernommen hatten, was diese berichteten, beruhigten die Kampflustigen.
 
‚Streitet euch nicht!‘ sagten sie. ‚Soviel haben wir aus euren Worten vernommen, daß da droben im Norden ein gutes Gebirgsland und ein großes Seenland und ein großes Waldland und ein großes ebenes Land und große Schären sind. Das ist mehr, als wir erwartet hatten, ja, viele große Königreiche können sich nicht rühmen, dies alles innerhalb ihrer Grenzen zu besitzen.‘“

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