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40 Ein Tag in Hälsingeland-Ein großes grünes Blatt
日期:2020-09-16 13:53  点击:219
Donnerstag, 16. Juni
 
Am nächsten Morgen ritt der Junge auf Gorgos Rücken über Hälsingeland hin. Hellschimmernd lag es unter ihm; die Nadelholzbäume hatten hellgrüne Triebe, die Birkengehölze frisches Laub, die Wiesen neues saftiges Gras, und auf den Äckern wogte die junge, grüne Saat. Es war ein hochgelegenes, bergiges Land, aber mitten hindurch zog sich ein offenes, lachendes Tal, und von diesem erstreckten sich bald kurze und enge, bald lange und breite Täler nach beiden Seiten ins Land hinein.
 
„Dieses Land werde ich wohl mit dem Blatt eines Baumes vergleichen müssen,“ dachte Nils Holgersson, „denn es ist so grün wie ein Blatt, und die Täler verzweigen sich ungefähr in derselben Weise, wie die Rippen auf einem ausgebreiteten Blatte.“
 
Von dem großen Haupttal zweigten sich zuerst gewaltige Seitentäler ab, eins nach Osten, eins nach Westen. Dann schickte es nur noch kleine Täler aus, bis es ziemlich weit nach Norden gekommen war. Da streckte es wieder zwei starke Arme aus, lief alsdann noch eine Strecke weiter, wurde hierauf immer schmäler und verlor sich schließlich in der Wildnis.
 
Mitten durch das große Tal floß ein breiter, prächtiger Fluß, der sich an vielen Stellen zu Seen erweiterte. Ganz dicht am Flusse lagen Wiesen, die mit kleinen grauen Scheunen wie übersät waren; nach diesen Wiesen kamen die Äcker, und an der Talgrenze, wo der Wald einsetzte, standen die Höfe. Diese waren stattlich und schön gebaut, einer lag neben dem andern in einer fast ununterbrochenen Reihe. Die Kirchen ragten am Flußufer hoch empor, und rings um diese sammelten sich die Höfe zu großen Dörfern. Andre Häusergruppen drängten sich um die Bahnhöfe zusammen, sowie um die Sägewerke, die da und dort an den Seen und Flüssen lagen und leicht zu erkennen waren an den großen Bretterstapeln, die sich ringsherum auftürmten.
 
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Die Seitentäler waren ebenso wie das mittlere Tal voller Seen und Wiesen, Dörfern und Gehöften. Lachend und freundlich glitten sie zwischen die dunklen Berge hinein, von denen sie allmählich so zusammengepreßt wurden, daß sie schließlich ganz schmal waren und nur noch für einen kleinen Bach Platz hatten.
 
Auf den Bergkuppen zwischen den Tälern ragte der Nadelwald auf. Er hatte keinen ebenen Boden, und eine Menge Felsblöcke lagen da droben wild durcheinander, aber der Wald verdeckte alles wie eine Pelzdecke, die über einen eckigen Körper gebreitet ist.
 
Ja, es war ein schönes Land, und der Junge sah auch ein gut Teil davon, denn der Adler suchte ja den alten Spielmann Klement Larsson; und so flog er, immerfort nach dem alten Manne ausspähend, unermüdlich von Tal zu Tal.
 
Als der Morgen anbrach, entstand Leben und Bewegung auf den Höfen. An den Kuhställen, die in diesem Lande sehr groß und hoch sind und sowohl Schornsteine als auch breite Fenster haben, wurden die Türen sperrangelweit aufgemacht und die Kühe herausgelassen; es waren schöne weiße feingebaute und geschmeidige Tiere, überaus sicher auf den Füßen und so munter, daß sie die lächerlichsten Sprünge machten. Die Kälber und Schafe wurden auch herausgelassen, und auch diese waren unverkennbar in der allerbesten Laune.
 
Und mit jedem Augenblick wurde es lebendiger auf den Höfen. Ein paar junge Dirnen mit Ranzen auf dem Rücken gingen zwischen dem Vieh umher. Ein Junge mit einem langen Stock in der Hand hielt die Schafe beieinander, ein Hündchen lief zwischen den Kühen umher und bellte solche Tiere, die sich stoßen wollten, zornig an. Der Bauer spannte ein Pferd vor einen Karren und belud ihn mit Butterkübeln, Käseformen und allerlei Lebensmitteln. Fröhliches Lachen und Singen ertönte, und das Vieh war so vergnügt, wie wenn heute ein besonderer Festtag wäre.
 
Bald darauf waren alle miteinander auf dem Wege nach dem Walde. Eine von den Mägden ging an der Spitze und lockte das Vieh mit schönen Jodlern. Hinter ihr kam der Zug in einer langen Reihe. Der Hirtenjunge und der Hirtenhund liefen hin und her und gaben wohl acht, daß keines der Tiere vom Wege abwich. Ganz hinten kamen der Bauer und sein Knecht. Sie gingen neben dem Karren, um ihn vor dem Umstürzen zu bewahren, denn es ging einen gar schmalen, steinigen Waldpfad hinauf.
 
Entweder ist es in Hälsingeland Sitte, daß die Bauern ihr Vieh an ein und demselben Tage in die Wälder schicken, oder es traf sich in diesem Jahre zufälligerweise so. Soviel ist sicher, Nils Holgersson sah solche fröhlichen Züge von Menschen und Vieh aus jedem Tal und jedem Hof nach dem öden Walde hinaufziehen und diesen mit Leben erfüllen. Aus den dunkeln Wäldern heraus hörte er den ganzen Tag das Jodeln der Sennerinnen und das Läuten der Kuhglocken. Die meisten hatten einen langen beschwerlichen Weg vor sich, und der Junge sah, wie sie mit großer Mühe über sumpfige Moore hinzogen und, [357] um einen Windbruch zu vermeiden, oft große Umwege machen mußten. Die Karren stießen oft gegen Steinblöcke und stürzten um; aber die Männer überwanden alle Schwierigkeiten mit fröhlichem Lachen und unverwüstlicher Laune.
 
Im Lauf des Nachmittags gelangten die Wanderer auf ausgerodete Plätze, wo ein niedriger Kuhstall und einige kleine graue Hütten standen. Als die Kühe den Platz zwischen den Hütten erreicht hatten, brüllten sie vergnügt, als erkennten sie den Ort wieder, und fraßen sogleich von dem grünen saftigen Gras. Unter Scherzen und lustigen Reden holten die Leute Wasser und Brennholz herbei, und was auf dem Karren war, wurde in die größte der Hütten hineingetragen. Bald stieg der Rauch aus dem Schornstein auf, dann setzten sich die Sennerinnen, der Hirtenjunge und die Männer draußen im Freien um einen flachen Stein, der als Tisch diente, und hielten ihre Mahlzeit.
 
 
Der Adler Gorgo war fest überzeugt, daß er Klement Larsson unter diesen Leuten, die auf dem Wege in den Wald waren, finden würde. Sobald er einen Viehzug entdeckte, ließ er sich hinabsinken und untersuchte ihn mit seinem scharfen Auge. Aber eine Stunde um die andre verging, und noch immer hatte er Klement nicht gefunden.
 
Nachdem er sehr oft hin und her geflogen war, erreichte der Adler gegen Abend eine bergige, einsame, östlich von dem großen Haupttal gelegene Gegend. Wieder sah er eine Sennhütte unter sich; die Leute und das Vieh waren schon angekommen, die Männer spalteten Brennholz, und die Mägde melkten die Kühe.
 
„Sieh dort!“ rief Gorgo. „Ich glaube, jetzt haben wir ihn!“
 
Er ließ sich hinuntersinken, und zu seiner großen Verwunderung sah Nils Holgersson, daß Gorgo recht hatte. Da stand wirklich der kleine Klement Larsson und machte Brennholz klein.
 
Gorgo ließ sich eine kurze Strecke von der Sennhütte entfernt im Walde nieder.
 
„Nun habe ich ausgeführt, was ich übernommen hatte,“ sagte er und warf den Kopf stolz zurück. „Jetzt mußt du sehen, daß du mit dem Manne sprichst. Ich werde mich inzwischen auf jenen dichten Tannenwipfel dort setzen und auf dich warten.“
 

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