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雄猫穆尔的生活观:Zweiter Abschnitt.-8
日期:2020-09-01 11:19  点击:224
O Ponto, erwiderte ich, du bist ein Weltmann, das ist gewiß, und ich wiederhole, daß du dich auf das Leben besser verstehst als ich, aber dem unerachtet kann ich kaum glauben, daß deine seltsamen Künste dir selbst Vergnügen machen sollten. Wenigstens ist mir das entsetzliche Kunststück durch Mark und Bein gegangen, als du in meiner Gegenwart deinem Herrn ein schönes Stück Braten apportiertest, es sauber zwischen den Zähnen haltend, und nicht eher einen Bissen davon genossest, bis dein Herr dir die Erlaubnis zuwinkte.
 
Sage mir doch, guter Murr, fragte Ponto, was sich nachher begab!
 
Beide, erwiderte ich, dein Herr und Meister Abraham lobten dich über alle Maßen, und setzten dir einen ganzen Teller mit Braten hin, den du mit erstaunlichem Appetit verzehrtest.
 
Nun also, bester Kater, fuhr Ponto fort, glaubst du wohl, daß, hätt' ich apportierend das kleine Stück Braten gefressen, daß ich dann eine solch reichliche Portion, und überhaupt Braten erhalten? Lerne, o unerfahrner Jüngling! daß man kleine Opfer nicht scheuen darf, um Großes zu erreichen. Mich wundert's, daß bei deiner starken Lektüre dir nicht bekannt worden, was es heißt, die Wurst nach der Speckseite werfen. — Pfote aufs Herz, muß ich dir gestehen, daß, träf' ich einsam im Winkel einen ganzen schönen Braten an, ich ihn ganz gewiß verzehren würde, ohne auf die Erlaubnis meines Herrn zu warten, könnt' ich das nur unbelauscht vollbringen. Es liegt nun einmal in der Natur, daß man im Winkel ganz anders handelt, als auf offener Straße. Übrigens ist es auch ein aus tiefer Weltkenntnis geschöpfter Grundsatz, daß es ratsam ist, in Kleinigkeiten ehrlich zu sein.
 
Ich schwieg einige Augenblicke, über Pontos geäußerte Grundsätze nachdenkend; mir fiel ein, irgendwo gelesen zu haben, ein jeder müsse so handeln, daß seine Handlungsweise als allgemeines Prinzip gelten könne, oder wie er wünsche, daß alle rücksichts seiner handeln möchten, und bemühte mich vergebens, dies Prinzip mit Pontos Weltklugheit in Übereinstimmung zu bringen. Mir kam in den Sinn, daß alle Freundschaft, die mir Ponto in dem Augenblick erzeigte, wohl auch gar zu meinem Schaden nur seinen eignen Vorteil bezwecken könne, und ich äußerte dies unverholen.
 
Kleiner Schäker, rief Ponto lachend, von dir ist gar nicht die Rede! — Du kannst mir keinen Vorteil gewähren, keinen Schaden verursachen. Um deine toten Wissenschaften beneide ich dich nicht, dein Treiben ist nicht das meinige, und solltest du dir es etwa beikommen lassen, feindliche Gesinnungen gegen mich zu äußern, so bin ich dir an Stärke und Gewandheit überlegen. Ein Sprung, ein tüchtiger Biß meiner scharfen Zähne, würde dir auf der Stelle den Garaus machen.
 
Mich wandelte eine große Furcht an vor meinem eignen Freunde, die sich vermehrte, als ein großer schwarzer Pudel ihn freundlich nach gewöhnlicher Art begrüßte, und beide, mich mit glühenden Augen anblickend, leise miteinander sprachen.
 
Die Ohren angekniffen, drückte ich mich an die Seite, doch bald sprang Ponto, den der Schwarze verlassen, wieder auf mich zu, und rief: Komm nur, mein Guter!
 
„Ach Himmel, fragte ich in der Bestürzung, wer war denn der ernste Mann, der vielleicht ebenso weltklug als du?“
 
„Ich glaube gar, erwiderte Ponto, du fürchtest dich vor meinem guten Oheim, dem Pudel Skaramuz? Ein Kater bist du schon, und willst nun gar ein Hase werden. —“
 
„Aber, sprach ich, warum warf der Oheim mir solche glühende Blicke zu, und was flüstertet ihr so heimlich, so verdächtig miteinander? —“
 
„Nicht verhehlen will ich's dir, mein guter Murr, erwiderte Ponto, daß mein alter Oheim etwas mürrisch ist, und wie es denn nun bei alten Leuten gewöhnlich der Fall, an verjährten Vorurteilen hängt. Er wunderte sich über unser Beisammensein, da die Ungleichheit unsers Standes jede Annäherung verbieten müsse. Ich versicherte, daß du ein junger Mann von vieler Bildung und angenehmem Wesen wärst, der mich bisweilen sehr belustige. Da meinte er, dann könne ich mich wohl dann und wann einsam mit dir unterhalten, nur solle ich's mir nicht etwa einfallen lassen, dich mitzubringen in eine Pudelassemblee, da du nun und nimmermehr assembleefähig werden könntest, schon deiner kleinen Ohren halber, die nur zu sehr deine niedere Abkunft verrieten, und von tüchtigen großgeohrten Pudeln durchaus für unanständig geachtet würden. 

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